Der erste Trainingstag der MotoGP-Saison verlief überraschend. Dafür sorgte das Wetter. In der Wüste von Katar begann es am Ende der zweiten Moto3-Session plötzlich zu regnen. Die Regenwolken verzogen sich nicht und die Rennleitung hielt mit allen 22 MotoGP-Piloten ein Meeting ab, in welchem über den weiteren Zeitplan abgestimmt wurde. Das Ergebnis: Das Training wurde zum freien Training erklärt, um die Q2-Qualifikation geht es nun am Samstag vor dem Qualifying. Den neuen Zeitplan der MotoGP in Katar findet ihr hier.

Die Überlegung der Fahrer ist klar. Bei einer Zeitenjagd im Nassen, um sich für Q2 zu qualifizieren, steigt das Risiko. Wüstenstaub und Wasser sind nicht gerade eine Grip bietende Kombination, die Sturzgefahr wäre also hoch. Einige Fahrer interessierte das aber nicht. KTM-Pilot Jack Miller war unbeeindruckt: "Es war recht matschig, aber das musst du hier mit dem ganzen Sand auf der Strecke erwarten. Wir sind in der Wüste."

Für ihn war die Änderung des Zeitplans nicht nötig. Er ärgert sich deutlich über das Vorgehen: "Es war nass, aber so waren nun einmal die Bedingungen. Wir hätten ein Training haben sollen. Weiterzumachen die Regeln zu ändern, die Strategien zu ändern, das gesamte verdammte Wochenende zu ändern, das ist ein Witz." Miller gilt als Spezialist für rutschige Bedingungen, tätigt seine Aussagen daher vielleicht auch nicht ganz uneigennützig.

Miller: MotoGP-Bedingungen kein 'Wünsch dir was'

Klar ist aber auch, dass es die Intervention der Fahrer war, die zur Änderung führte. Zuvor war eine normale Durchführung geplant gewesen. Erst kurz vor Trainingsstart wurde Rennleiter Mike Webb durch das Voting umgestimmt. Aus Millers Sicht ist das Vorgehen seiner Kollegen nicht im Stile eines Profis: "Am Ende sind wir Fahrer und werden dafür bezahlt auch bei diesen Bedingungen zu fahren und uns nicht jedes Mal zu beschweren, wenn es regnet oder windig wird. Das kann dich erwischen, versteht mich da nicht falsch. Aber dann musst du entsprechend der Bedingungen fahren."

Für den Australier ist klar, dass es diesmal aber keine Sicherheitsbedenken gab: "Wir fuhren alle mit klarem Visier, da es Nacht ist. Regen bleibt Regen. Die konntest überall sehen, wo es eine matschige Linie gab. Es gab nicht das geringste Problem." Auch der achtfache Weltmeister Marc Marquez hätte den Zeitplan lieber unverändert gelassen. "Ich war dagegen, den Plan zu ändern. Wenn wir auf die Strecke gehen dürfen, weil es sicher ist, dann können wir auch eine Time-Attack fahren. Außerdem ist es schlecht, morgen das Training, das Qualifying und den Sprint an einem Tag zu fahren. Aber so war nunmal die Entscheidung, ich akzeptiere sie, habe aber eine andere Meinung", erklärte der Gresini-Pilot.

Brad Binder: Besser, unnötiges Risiko zu vermeiden

Brad Binder war einer der Piloten, die für die Verschiebung des wichtigen Trainings stimmte. Der KTM-Pilot appellierte an das hohe Risiko und die vielen Verletzungen, welche die Königsklasse in der Vorsaison zu beklagen hatte. "Für mich hätte es keinen großen Unterschied gemacht, aber wir müssen bedenken, dass das hier der erste Grand Prix der Saison ist. Wie viele Piloten haben letztes Jahr so viele Rennen verpasst? Ich denke, es ist also immer besser, unnötiges Risiko zu vermeiden." Binders Einschätzung ist durchaus nachvollziehbar. Bei keinem einzigen der 21 Grands Prix waren 2023 alle offiziellen Stammfahrer am Start.

Nachträglich sprechen die Fakten allerdings für Miller und Marquez. Während des gesamten Regentrainings gab es keinen Sturz. Die Piloten äußerten sich zudem sehr positiv über das Grip-Niveau der Strecke. Andererseits war aber auch niemand gezwungen zu pushen, da es nicht um den Einzug in Q2 ging. Wirkliches Risiko ging also wohl auch keiner der 22 MotoGP-Piloten.