Die MotoGP versucht ihren strauchelnden Werken mit einem neuen Concessions-System unter die Arme zu greifen. Besonders profitieren werden davon Honda und Yamaha. Da die Japaner in der Saison 2023 jeweils weniger als 35% der maximal möglichen Punkte eingefahren haben, werden sie in der Gruppe 'D' eingestuft, welche die meisten Zugeständnisse beinhaltet. Darunter gehört nun auch die Möglichkeit, Stammfahrer bei privaten Tests einzusetzen. Bisher war dies nur den Testfahrern vorbehalten. Was könnte die Änderung bringen und wie passen die Tests überhaupt in einen neuen MotoGP-Rekordkalender mit 22 Rennwochenenden?

Stammfahrer beim Shakedown-Test, aber wann danach?

Beim Test in Valencia war das neue Concession-Reglement erst einen Tag lang bekannt, doch die Fahrer von Honda und Yamaha erwarteten bereits mehr Einsätze im Jahr 2024. LCR-Pilot Takaaki Nakagami nannte bereits einen konkreten Termin: "Sie haben mir schon gesagt, dass der Sepang-Test für mich wohl nicht nur drei Tage gehen wird." Und auch Yamaha-Neuzugang Alex Rins bestätigte: "Sie erarbeiten bereits einen Plan. Mit Sicherheit werde ich beim Shakedown-Test dabei sein. Mehr Testtage bedeutet, mehr Sachen testen zu können. Das ist nicht schlecht."

Der Shakedown-Test ist ein dreitätiger Test vor den offiziellen Testfahrten in Sepang. Eigentlich ist er aber nur für Testfahrer und Rookies - 2024 also nur Pedro Acosta - reserviert. Für Honda und Yamaha gilt dies dank der neuen Concessions nicht mehr. Da die Testteams mit Cal Crutchlow und Stefan Bradl ohnehin vor Ort gewesen wären, können die beiden Werke diesen Test ohne größere Mehrkosten nutzen. Neben Rins und Nakagami wären natürlich auch die anderen Stammpiloten als Fahrer erlaubt.

Nach dem Shakedown könnte es aber äußerst schwierig werden, einen Termin zu finden. Oft sind die Testteams gleichzeitig zu einem Grand Prix unterwegs, weil der Kalender mit über 20 Rennwochenenden so gut wie keine Pause kennt. So kam etwa bei Honda des Öfteren Superbike-Pilot Iker Lecuona als Ersatzmann für verletzte Fahrer zum Einsatz, weil Stefan Bradl beim Testen eingespannt war. Yamaha hat mit seinen zwei Stammfahrern sogar noch weniger Kapazitäten als dies Honda mit vier Piloten hat. Alex Rins scherzt deswegen bereits: "Abgesehen vom Shakedown weiß ich es noch nicht [wann er testen wird, Anm. d. Red.]. Meine Frau wird darüber nicht glücklich sein. Ich werde noch weniger zuhause sein."

Alex Rins fährt 2024 für Yamaha, Foto: LAT Images
Alex Rins fährt 2024 für Yamaha, Foto: LAT Images

Trotz Rekordkalender: Nakagami und Rins wollen Testchance nutzen

Trotzdem werden die Werke alles dafür tun, dass ihre Stammfahrer testen werden. Letztendlich sind sie es, die die Punkte herausfahren sollen. Wie wichtig ihre Rückmeldung ist, zeigte sich zuletzt bei Yamaha. Testfahrer Cal Crutchlow beklagte das Chaos in der Weiterentwicklung. Dass die Stammfahrer häufiger klar ansprechen, was sie eigentlich wollen und von den Entwicklungen der Ingenieure halten, ist von großem Wert. Insbesondere während der Saison könnte dies essenziell sein, da es ansonsten nur zwei offizielle Testtage gibt.

Für mehr Erfolg sind die Fahrer trotz der enormen Belastung durch einen Rekordkalender von 22 Wochenenden bereit, zusätzlich bei Testfahrten auf dem Motorrad zu sitzen. "Ich wäre mehr als glücklich das neue Bike zu fahren und bei der Entwicklung zu helfen. Das ist wirklich hilfreich für das Team und für mich selbst. Wir brauchen definitiv mehr Kilometer", kündigte Nakagami an. Der gewechselte Alex Rins will dies auch für sich selbst nutzen: "Für mich ist das gut. Ich kann mich besser in der Saison vorbereiten."