Das Yamaha-Werksteam schreibt in der aktuellen Saison eine traurige Statistik: Platz zehn und zwölf stehen für Fabio Quartararo und Franco Morbidelli in der Fahrerwertung zu Buche, in der Teamwertung kämpft man mit Gresini Ducati um Rang sechs. Die Japaner stehen so schlecht da wie nie zuvor in der MotoGP-Ära.

Durch die rasante technische Entwicklung der Konkurrenz von Ducati, Aprilia und KTM ist Yamaha ins Hintertreffen geraten. Dazu verloren die Japaner mit dem RNF Racing Team von Razlan Razali für die aktuelle Saison ihr Kundenteam und stellen derzeit als einziger Hersteller nur zwei Motorräder in der Königsklasse. Die Verantwortlichen suchen händeringend nach einem Satellitenteam für die Saison 2025.

Die Yamaha-Garage beim Misano-Test
Yamaha stellt als einziger Hersteller kein Kundenteam, Foto: LAT Images

Immer wieder wird das VR46 Racing Team als zukünftiges Kundenteam mit Yamaha in Verbindung gebracht. Teamgründer Valentino Rossi ist schließlich weiterhin Yamaha-Markenbotschafter. Sollten sich die sportlichen Ergebnisse der Blau-Schwarzen zum Saisonstart 2024 nicht stark verbessern, wird das Team aus Tavullia allerdings kein Interesse haben, die siegfähige Ducati einzutauschen.

Die Kritik der Fahrer am Motorrad hält seit Jahren an: Testfahrer Cal Crutchlow äußerte nach seiner Wildcard in Motegi seine Bedenken zur Strategie seines Arbeitgebers und auch Speerspitze Quartararo betonte zuletzt, dass er bei ausbleibenden technischen Entwicklungen der M1 die Flucht ergreifen muss. Die anstehenden Wintertests und der Saisonstart 2024 werden für Yamaha somit von immenser Bedeutung sein.

Meregalli plant Rückkehr an die Spitze

"Es ist natürlich eine schwierige Saison. Die Konkurrenten sind im Vergleich zu vergangenen Jahren noch mehr und noch stärker geworden", so Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli in Bezug auf die konkurrenzfähigen Motorräder der europäischen Hersteller. "Die Verhältnisse haben sich verändert, in einigen Bereichen können wir von ihnen lernen. Lernen kostet allerdings Zeit, es wird nicht einfach für uns, diese Lücke in kurzer Zeit zu schließen."

Sachsenring 2022 - Der letzte Yamaha-Sieg, Foto: LAT Images
Sachsenring 2022 - Der letzte Yamaha-Sieg, Foto: LAT Images

2024er-Motor bringt nicht den erhofften Durchbruch

Beim Montags-Test in Misano brachte Yamaha den neuen 2024er-Motor an den Start. Die Ingenieure hatten an einer Verbesserung der Leistung und einer Topspeed-Steigerung gearbeitet. Die Freude hielt sich bei den Piloten allerdings stark in Grenzen. "Der neue Motor ist noch nicht das wonach wir gesucht haben", gibt Testfahrer Cal Crutchlow zu Protokoll. Meregalli dagegen spricht im Interview bei motogp.com von einer "ersten Basis-Variante des neuen Motors, die bis zum Valencia-Test im November noch weiterentwickelt wird."

Bereits im Jahr 2022 hatte Yamaha den ehemaligen Formel-1- und Aprilia-Ingenieur Luca Marmorini an Bord geholt. Da Marmorini während der Entwicklungsphase des aktuellen Motors engagiert wurde, wird sich die Arbeit des Italieners erst in der kommenden Saison auswirken. "Der 2024er Motor ist der erste, der aus der Zusammenarbeit zwischen Italien und Japan entstehen wird", so Meregalli.

Auch Quartararo sprach beim Japan Grand Prix von einem Treffen der europäischen Vertreter mit den Yamaha-Bossen aus Japan. Der Franzose hatte zuletzt immer wieder ein Umdenken der Philosophie und eine höhere Risikobereitschaft in Bezug auf die technische Entwicklung der M1 gefordert. "Wir verändern momentan unsere Arbeitseinstellung, wir ändern den Ansatz und die Mentalität", bestätigt Meregalli die angehenden Veränderungen des Yamaha-MotoGP-Projekts.

Alex Rins wird 2024 neuer Teamkollege von Fabio Quartararo, Foto: Tobias Linke
Alex Rins wird 2024 neuer Teamkollege von Fabio Quartararo, Foto: Tobias Linke

Auch von der neuen Fahrerpaarung erhofft sich Teammanager Meregalli einen positiven Effekt auf die Performance: Der Spanier Alex Rins wird zur Saison 2024 an die Seite von Fabio Quartararo wechseln und Franco Morbidelli beerben. "Erfahrung und Speed, das ist es, was wir von Alex erwarten", so Meregalli. "Wir haben schon in der Vergangenheit starke Fahrerpaarungen gehabt, etwa mit Rossi und Lorenzo. Das ist eine gute Möglichkeit, die Motivation und Leistung der Fahrer zu steigern."