Ungünstiger hätten die Vorzeichen vor dem Klassiker in Assen für Fabio Quartararo eigentlich nicht stehen können. Der Yamaha-Star befand sich sportlich im freien Fall und kam zuletzt beständig nicht in die Top 10. Dazu verletzte er sich auch noch beim Laufen in Amsterdam wenige Tage vor dem Rennwochenende und muss bei der Dutch TT mit gebrochenem Zeh antreten.

Dennoch überzeugte der Weltmeister von 2021 bereits am Freitag trotz Schmerzen mit dem direkten Einzug in Q2. Am Samstag ging es dann sogar noch einen Schritt nach vorne. Platz Vier im Qualifying war die mit Abstand beste Leistung der bisherigen Saison. Im Sprint fuhr er dann mit der Spitzengruppe mit und erzielte nach einer Track-Limits-Strafe gegen KTM-Pilot Brad Binder sogar sein erstes Podest in einem Kurzrennen. Für den Franzosen im Jahr 2023 eine komplett neue Erfahrung: "Es war bisher besonders Freitags und Samstags hart für uns. Dieses Wochenende war viel besser." Tatsächlich hatte Quartararo in allen bisherigen Sprints gerade einmal einen Punkt geholt. Am Samstag in Assen waren es gleich deren 7.

Eine wirkliche Erklärung für die plötzliche Leistungsexplosion hatte er nicht. Der Vergleich mit dem Vorjahr irritierte ihn sogar etwas: "Ich habe schon am Sachsenring alles versucht, aber die Jungs waren im Rennen 20 Sekunden schneller als 2022. Hier fahre ich dieselbe Rundenzeit wie im Vorjahr. Ich mache nichts anders." Am Sachsenring hatte er 2022 noch gewonnen und wurde ein Jahr später nur Dreizehnter. Denselben Rückschritt hatte der Franzose wohl auch für Assen erwartet, doch fiel er aus.

Yamaha-Überholverbot besteht weiterhin

Trotz des Podest-Erfolges zeigte das Rennen auch wieder die Schwäche der Yamaha knallhart auf: "Das Problem ist, dass wir allein fahrend viel schneller sind. Da ist das Fahren einfacher. Im Vergleich zu den anderen Fahre ich im Rennen komplett anders. Da habe ich viel Wheelie. Wir haben nicht genug Motorleistung, um mit mehr Aerodynamik dagegenzuwirken. Wir sind nah dran in Sektor 1, aber dann verlieren wir aus den Kurven heraus. Das gehört zum Job. Ich hatte mehr Pace als Brad, aber konnte ihn nicht überholen. Wir müssen das in der zweiten Saisonhälfte beheben."

Auf der Strecke konnte Quartararo Brad Binder nicht bezwingen, Foto: LAT Images
Auf der Strecke konnte Quartararo Brad Binder nicht bezwingen, Foto: LAT Images

Die Yamaha leidet weiterhin enorm im Verkehr. Überholen ist quasi unmöglich. Qualifying und Start bestimmen das Rennergebnis: "Wenn wir besser starten, können wir dort bleiben. Ich bin von Platz 4 gestartet und auf Platz 4 ins Ziel gekommen." Nach vorne kommt der Franzose nur, wenn die Konkurrenz Fehler begeht: "Die Strafe war der einzige Weg, um an Brad vorbeizukommen." Nur mit freier Fahrt sind für Quartararo Spitzenzeiten möglich: "Heute Morgen war meine Pace superstark, aber wir können das im Rennen nicht zeigen, weil ich da nicht meine eigene Linie fahren kann."

Quartararo trotzt Verletzung: Will um das Podium kämpfen!

Für das Rennen am Sonntag wird also wohl wieder der Start das Ergebnis bestimmten. Allerdings gibt es auch noch einen weiteren Faktor: Seine Fußverletzung. Die Schmerzen sind wohl zu bändigen, aber zum Fahren muss das Bein auch stabil bleiben: "Um ehrlich zu sein habe ich Schmerzmittel genommen und dann war es in Ordnung. Das Problem ist mehr, dass es mein Bein in Linkskurven durchschüttelt. Die Schmerzen sind ok, aber das Fragezeichen steht hinter dem Bein." Wenn das Bein halten sollte, dann hat der Vizemeister sich ein Ziel gesteckt, dass er sich so in dieser Saison bisher kaum erträumen durfte: "Ich hoffe morgen um das Podium zu kämpfen."