Eigentlich war alles angerichtet für einen weiteren erfolgreichen Sprint für KTM-Pilot Brad Binder. Auch wenn Marco Bezzecchi und Francesco Baganaia nicht zu schlagen waren, hielt der Südafrikaner den wiedererstarkten Fabio Quartararo bis zur Zielflagge im Kampf um Rang drei hinter sich. In der Wertung war er dennoch nur fünfter. In der letzten Runde erhielt der zweimalige Sprint-Sieger eine Longlap-Strafe wegen Überschreitung der Track-Limits. Da er diese logischerweise nicht mehr absitzen konnte, wurden stattdessen drei Sekunden auf seine Rennzeit addiert. Der Podestplatz war futsch.

Binder war zunächst perplex, warum er nach dem Rennen nicht zu den ersten Drei gebeten wurde: "Ich fuhr zur Box zurück und fragte mein Team: Was ist hier los? Was habe ich getan? Sie sagten mir, dass ich auf das Grün gefahren bin. Ehrlicherweise war ich da zu 100% sicher, dass ich es nicht ein einziges Mal berührt habe." Doch musste Binder wissen, dass er auf die grün markierte Flächen, welche die Track-Limits darstellen, gefahren ist. Er hatte doch eine Warnung erhalten? Erhalten ja, aber nicht gesehen: "Unglücklicherweise habe ich während des Rennens irgendwie übersehen, dass ich bereits eine Warnung auf meinem Dashboard hatte. Ich hatte keine Ahnung, dass ich auf die grüne Markierung gefahren bin und ich wusste das auch nicht, bis mir die Longlap angezeigt wurde."

In Anspielung auf seine Strafe in Mugello scherzte der Pilot sogar noch beim Rätseln darüber, wofür er eigentlich bestraft wurde: "Ich dachte, ich hätte vielleicht jemanden in der ersten Kurve rausgekegelt oder sowas." Das Beweismaterial der Regelhüter beendete Binders Irritation: "Als ich zu den Stewards ging, konnte ich einsehen, wo ich drübergefahren bin. Leider waren es nur ein paar Millimeter und mir ist es nicht einmal aufgefallen. Aber es ist jetzt so und Regeln sind Regeln. Ich werde morgen etwas mehr Platz lassen."

Einen Protest oder ähnliches schloss Binder aus: "Regel sind Regeln. Wenn du drüber bist, dann bist du drüber. Ich muss das so hinnehmen." Ein weiterer Fakt machte Binders Fauxpas auch nicht wirklich besser: "Ich glaube alle drei waren an derselben Stelle. Mir ist nie aufgefallen, dass ich drüber gefahren bin, das war das Problem." Um welche Stelle es sich handelte, verriet der Südafrikaner allerdings nicht.

Binder hielt Fabio Quartararo auf der Strecke in Schach, Foto: LAT Images
Binder hielt Fabio Quartararo auf der Strecke in Schach, Foto: LAT Images

Nicht nur Binder: Track Limits großes Thema in Assen

Binder war im Sprint bei weitem nicht der einzige Fahrer, der mit Track-Limits Probleme hatte. Insgesamt bekamen neuen Fahrer eine Warnung auf ihrem Dashboard, aber nur ein weiterer Pilot erhielt ebenfalls eine Strafe. Luca Marini fiel von Rang 8 auf Rang 10 zurück und so aus den Punkten. In seinem Fall war die Überschreitung viel deutlicher, aber das hatte einen einfachen Grund: "Die Strafe kam, weil mich ein anderer Fahrer in der letzten Runde in der Schlussschikane berührt hat. Ich weiß nicht, wer es war, ich habe ihn nicht gesehen. Ich versuchte, einen Sturz zu vermeiden und dabei habe ich die Schikane abgekürzt." Deswegen konnte er seine Bestrafung im Gegensatz zu Binder nicht akzeptieren: "Ich verstehe die Strafe nicht, denn es war nicht mein Fehler. Ich fuhr meine Linie und wurde berührt."

Das Thema Track-Limits könnte auch am Sonntag ein großes Thema werden. Dann sind bekanntlich doppelt so viele Runden zu fahren und eine Strafe gibt es nach fünf Überschreitungen. Die Fahrer sind sich einig, dass es eine Assen-spezifische Problematik ist. "Es ist die Strecke. Der Kerb am Ausgang von Kurve 8 hat eine komische Form. Da kämpfst du gegen den Wheelie und da ist es schwer, das Grün zu vermeiden", meinte etwa Marini. Weltmeister Francesco Bagnaia stimmte zu: "Es ist schwierig das in den schnellen Kurven zu kontrollieren. Der Kerb kommt in den Kurven 8 und 14 auf dich zu. Da ist es sehr leicht, das Grün zu berühren. Ich habe dafür einmal in meiner Karriere eine Longlap bekommen und das war hier." Binder und Marini werden also vermutlich nicht die letzten Piloten sein, welche unter den Assen-Track-Limits leiden.