Die MotoGP-Stewards stehen mit teils fragwürdigen Entscheidungen seit Jahren in der Kritik. Am Sonntag in Jerez erreichten die Regelhüter rund um Chef-Steward Freddie Spencer aber einen neuen Tiefpunkt. Fabio Quartararo wurde für seine Kollision mit Marco Bezzecchi und Miguel Oliveira in Kurve zwei, die für eine Unterbrechung des Rennens sorgte und bei der sich Oliveira seine linke Schulter ausrenkte, mit einer Longlap-Penalty bestraft.
Eine Strafe, welche die MotoGP-Fahrer praktisch einstimmig als falsch beurteilten. Piloten wie Joan Mir und Alex Marquez brachen sogar in Gelächter aus, als sie von der in Jerez versammelten Journalistenmeute auf die Entscheidung der Stewards hingewiesen wurden. Die Strafe für Quartararo wurde unmittelbar vor dem Neustart des Rennens kommuniziert und der Yamaha-Star musste sie so in den ersten Runden des Spanien-GP absitzen.
Wie seine MotoGP-Kollegen war natürlich auch Quartararo mit der Strafe nicht einverstanden. "Ich war zwischen zwei Fahrern und hatten keinen Ausweg", erklärt der Franzose. "Ich wollte ja nicht einmal überholen, sondern nur normal abbremsen. Diese Kollision war für mich unvermeidbar. Dass ich dafür bestraft werde, hat mich doch sehr überrascht. Für mich und mein Team war das niemals eine Strafe wert."
Die Yamaha-Führungsebene in Person von Motorsportchef Lin Jarvis und Team-Manager Massimo Meregalli bat die Stewards anschließend um eine Erklärung. Und nun wird die Situation wirklich kurios: Wie Quartararo verrät, waren sich Freddie Spencer und Co. nach dem Rennen selbst nicht mehr sicher, ob ihre Entscheidung korrekt war. "Maio und Lin haben sie um eine Erklärung gebeten, aber die konnten sie nicht liefern. Sie haben dann gesagt, dass sie gestresst und in Eile waren. Nach dem Rennen waren sie selbst nicht mehr davon überzeugt, dass diese Situation bestrafenswert war. Aber du kannst doch keine Strafe aussprechen, wenn du dir nicht sicher bist. Ich kann das alles nicht verstehen. Ich würde gerne sagen, was ich wirklich gerade denke." Motorsport-Magazin.com fragte Motorsportchef Jarvis um seine Sichtweise, doch auch der sonst stets gesprächsbereite Brite verpasste sich selbst einen Maulkorb: "An einem Tag wie heute, ist es besser für mich, wenn ich gar nichts sage."
Die Einsicht der Stewards kam jedenfalls zu spät, Quartararo musste seine Strafe im Rennen von Jerez absitzen. Und das gleich zwei Mal. Weil er beim ersten Befahren der Longlap-Penalty in der Zielkurve zu weit nach außen geriet und die Strafe so nicht korrekt verbüßt hatte. Zumindest in dieser Situation handelten die Stewards korrekt, das Reglement lässt hier keine andere Entscheidung zu. "Ich habe gar nicht gesehen, dass ich außerhalb der Linie war, weil ich gecheckt habe, ob von hinten kein anderes Motorrad ankommt", erklärt Quartararo seinen Lapsus.
Fabio Quartararo: Auch ohne Strafe chancenlos
Der nur von P16 gestartete Quartararo fiel von Zwischenrang 11 so durch die beiden Strafen auf Rang 14 und schließlich 16 zurück. In der Schlussphase konnte er noch einige Positionen gutmachen und kam als Zehnter ins Ziel. Grund zur Freude war das für ihn aber keiner: "Ich bin zehn Runden hinter Augusto Fernandez hergefahren und hatte keine Chance, ihm auch nur nahezukommen, geschweige denn zu überholen. Ich fahre gut und bin schnell, aber im Rennen habe ich keine Chance."
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