KTM erlebte in Jerez eines der besten Wochenenden der eigenen MotoGP-Geschichte. Brad Binder, Jack Miller und Testfahrer Dani Pedrosa fuhren am Samstag im Qualifying und später auch im Sprint allesamt in die Top Sechs. Binder gewann, Miller stand als Dritter ebenfalls auch dem Podest - erstmals in KTM-Farben. Am Sonntag dann das nächste Doppelpodium im Spanien GP: Binder wurde Zweiter, Miller Dritter. Einzig Francesco Bagnaia musste sich das Duo knapp geschlagen geben.
Damit knüpft KTM nahtlos an den Trend der ersten drei Rennwochenenden der MotoGP-Saison 2023 an. Nach durchwachsenen Testfahrten war der österreichische Hersteller bislang auf jeder Strecke konkurrenzfähig und liegt in der Team-Weltmeisterschaft jetzt auf Platz zwei, nur zwei Punkte hinter dem VR46-Rennstall. Eine solche Konstanz konnte der Hersteller aus Mattighofen nur in der Corona-Saison 2020 ansatzweise vorzeigen.
Wie lässt sich diese Leistungsexplosion erklären? Ausgerechnet ein MotoGP-Rivale enthüllte am Sonntagnachmittag das KTM-Erfolgsgeheimnis. "Das Motorrad erlaubt ihnen, im Rennen äußerst aggressiv zu fahren. Sie haben das Konzept des Reifens besser verstanden [als wir, Anm.] und wie du im Jahr 2023 Rennen fahren musst", glaubt Aleix Espargaro erkannt zu haben.
Aleix Espargaro: KTM hat das bessere 'Rennmotorrad'
Am Samstag hatte er KTM-Duo im Qualifying noch geschlagen und war auf Pole Position gefahren, sowohl im Sprint als auch im Grand Prix konnte er aber nicht mehr mithalten. Am Samstag stürzte er, am Sonntag musste er sich mit Platz fünf begnügen. Das liegt seiner Ansicht nach vor allem daran, dass die Aprilia RS-GP im Renntrim nicht so gut funktioniert wie die KTM RC16. "Ich habe das Gefühl, dass mein Bike besser ist. Das macht es noch schlimmer", sagt er. "Mein Bike funktioniert gut, aber nur wenn ich alleine fahre. Und darum geht es halt nicht."
Espargaro führt aus: "Als Zarco vor mir gestürzt ist und ich freie Fahrt hatte, bin ich sofort meine schnellste Rennrunde gefahren. Aber darum geht es halt nicht. Es geht um Rennfahren und Überholen. Das hat mir mein Bike heute nicht ermöglicht." Der Routinier sieht Aprilia folglich im Hintertreffen, KTM verfügt über ein besseres 'Rennmotorrad'. Der Sieg im Sprint und die beiden Doppelpodien sind der verdiente Lohn: "Gratulation an KTM, sie haben fantastische Arbeit geleistet. Es ist verrückt, was Jack, Brad und die gesamte Truppe geschafft haben."
Binder und Miller höchstzufrieden mit KTM RC16
Das KTM-Duo wollte die Erkenntnis von Espargaro am Sonntagabend auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz nicht bestätigen. Unglücklich mit ihrem Arbeitsgerät zeigten sie sich aber natürlich auch nicht. "Wir sind seit 2020 immer konkurrenzfähiger geworden. Es besteht kein Zweifel daran, dass uns in diesem Jahr der größte Schritt nach vorne gelungen ist", meint Binder. "Ich mag mein Motorrad. Es gibt mir viel Selbstvertrauen. Ich bin dankbar dafür, ein solch fantastisches Bike zu haben."
Teamkollege Miller, der erst in diesem Jahr zum Team aus Mattighofen gestoßen ist, fand ähnliche Worte. Der ehemalige Ducati-Pilot glaubt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch er mit KTM ganz oben auf dem Podest stehen wird: "Ich habe ein richtig gutes Paket. Langsam, aber sicher kommen wir dort hin, wo wir hinwollen. Es kommen noch einige Strecken, auf denen wir stark sein werden. Es braucht einfach noch ein bisschen Zeit."
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