Die spanischen Fans werden an diesem Rennwochenende einen besonderen Blick auf die KTM-Box haben: MotoGP-Ikone Dani Pedrosa fährt in Jerez seinen zweiten Wildcard-Einsatz, seit er 2019 Testfahrer für die Österreicher wurde. Der mittlerweile 37-Jährige beendet damit eine lange Rennpause: "Ich freue mich auf diesen Grand Prix. Es ist schon eine Weile her, seit ich in Österreich [2021, Anm. d. Red.] Rennen gefahren bin."

Doch warum kehrt der Spanier nun in den aktiven Rennsport zurück? Juckte die Hand am Gashebel? Es handelt sich dabei auch um einen Teil seiner Arbeit als Testfahrer. Der 31-fache GP-Sieger erklärt: "Das war eine Entscheidung, die ich mit den Technikern getroffen habe. Wir haben ein Limit an Reifen beim Testen. Außerdem wollen wir das neue Format [mit Sprint, Anm. d. Red.] ausprobieren, denn eines der Probleme, die ich beim Renn- und Testteam sehe, ist, dass du beim Rennfahren nur neue Reifen benutzt. Beim Testen benutzen wir die meiste Zeit fast nur gebrauchte Reifen. Die Entwicklung kann da also auseinandergehen."

Reifen- und Aero-Erfahrungen für Pedrosa nur an Rennwochenende möglich

KTM ist vor allem dafür bekannt, im Qualifying mit frischen Reifen Probleme zu haben. Im Renntrimm hingegen läuft die RC16 zumeist gut. Das neue Format der MotoGP verlangt aber viele schnelle Runden: "Sie [die Stammfahrer, Anm. d. Red.] gehen vom ersten Training an auf Rundenrekorde los. Wir können das beim Testen nicht machen, auch weil die Streckenbedingungen andere sind. Es ist also ein Weg ihr Feedback verstehen zu können, warum sie Dinge so kommentieren, wie sie es tun." Pedrosa braucht also selbst die Erfahrung eines Sprintwochenendes, um Jack Miller und Brad Binder weiterhelfen zu können.

Doch die Reifenfrage ist nicht der einzige Faktor, den es zu bedenken gibt. "Ein weiterer Aspekt ist die Aerodynamik. Jeder weiß, dass das momentan ein Riesenthema ist. Wenn du allein [wie beim Testen, Anm. d. Red.] fährst, dann fühlst du einiges, aber nicht das, was sie im Windschatten empfinden", fügt Pedrosa hinzu. In den letzten Jahren ist in der MotoGP eine wahre Aeroschlacht ausgebrochen. Das Hinterherfahren hinter einem Konkurrenten ist dabei, ähnlich wie in der Formel 1, deutlich schwieriger geworden. Pedrosa beendete seine Karriere 2018, als die Aero-Aufbauten der Bikes noch nicht so extrem waren. Neue Erfahrungswerte helfen ihm also auch hier.

MotoGP-Sprintrennen neue Herausforderung für Pedrosa und sein Team

Der ehemalige Teamkollege von Marc Marquez war im Bezug auf das neue Format der MotoGP bisher nur Beobachter: "Wenn du nicht mehr Rennen fährst, dann ist es cool, sich das Sprintrennen anzusehen. Vom ersten Training an müssen sie Vollgas geben." Jetzt da er wieder einmal mitfährt, stehen für ihn und sein Team aber anstrengende Tage bevor: "Ich war in Portimao, um mir das neue Format anzusehen. Man kann sehen, wie viel Stress es dem Team bereitet." Zumindest kann er sich dabei größtenteils auf bekannte Gesichter verlassen: "Wir haben viele Mechaniker dabei, die vor zwei Jahren das Rennen in Österreich mit mir bestritten haben, aber manche auch nicht, denn es gab ein bisschen Rotation im Personal."

Dani Pedrosa fährt in Jerez nicht nur zum Spaß, Foto: MotoGP.com
Dani Pedrosa fährt in Jerez nicht nur zum Spaß, Foto: MotoGP.com

Und was ist neben hoffentlich wichtigen Erkenntnissen für KTM und sein Testteam drin bei seinem Heimrennen? Beim letzten Auftritt in Österreich zeigte der Spanier, dass er nichts verlernt hat und fuhr im Rennen auf Rang Zehn über die Ziellinie. Für Wildcard-Einsatz Nummer zwei gibt es erstmal ein anderes, nicht allzu ernst zu nehmendes, Ziel: "Ich will nicht in meiner Kurve stürzen [lacht, Anm. d. Red.]." Seit 2019 trägt die sechste Kurve des Circuito de Jerez den Namen Dani Pedrosa.