Fabio Quartararo erlebt einen Saisonstart zum Vergessen. Im Sprint von Austin konnte der Franzose seinen ohnehin mageren 18 Punkten aus zwei Rennwochenenden keinen weiteren hinzufügen. In Runde fünf rutschte er in Kurve Eins weg. Er konnte zwar weiterfahren, kam aber nur auf Rang 18 ins Ziel.

Der Grund für den Sturz des Weltmeisters macht sein Dilemma deutlich: Er versucht im Moment das Unmögliche möglich zu machen und überfährt seine Yamaha M1. Der Franzose ist konsterniert: "Das Frustrierendste ist, dass ich den Speed habe, wenn ich alleine auf der Strecke bin, aber wenn ich hinter den Ducatis bin, kann ich nichts machen. Sie gehen beim Beschleunigen immer weg und ich kann nichts machen. Wie gesagt, wenn ich alleine auf der Strecke bin, habe ich die Pace, aber mit den Ducatis ist es unmöglich." Die Ducatis hatten Quartararo in Person von Jorge Martin und Alex Marquez nach gutem Start des Yamaha-Stars beide auf den langen Geraden des Circuit of the Americas aufgeschnupft.

Quartararo: Über dem Limit passieren Fehler

Da die Ducatis so viel Dampf haben, muss Quartararo dies anderweitig kompensieren: "Das Bremsen ist der einzige Punkt, an dem wir im Rundenzeit gewinnen können. Ich kann 1, 2, 3 [Male] retten, aber am Ende, wenn man so mit dem Limit spielt, macht man einen Fehler und das ist passiert." Nach dem Bremsen und aus der Kurve heraus ist dann aber wieder alles dahin: "Es ist eine frustrierende Situation, und man merkt es, wenn man hinter ihnen [den Ducatis, Anm. d. Red.] ist, denn wenn man beschleunigt, gehen sie immer von einem weg und haben viel Traktion, während die M1 zum Wheelie neigt."

Wäre es dann nicht besser diese Situation zu akzeptieren und die Punkte mitzunehmen? Yamahas Teamdirektor Massimo Meregalli kritisierte Quartararos 'Alles oder nichts'-Ansatz nicht und zeigte stattdessen Verständnis für den Sturz seines Schützlings: "Er hat alles getan, um an diesen Fahrern dranzubleiben, bis zu dem Punkt, an dem er in Turn 1 einen kleinen Fehler machte. Es ist schade, aber kleine Fehler passieren, wenn man mit 110% fährt."

Fabio Quartararo ist am Limit, und darüber hinaus, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo ist am Limit, und darüber hinaus, Foto: LAT Images

Yamaha-Motor braucht mehr Power, aber Konzeptwechsel großes Risiko

Der 23-Jährige sieht keine Möglichkeit mehr gegen Ducati anzukommen. Für ihn hat Yamaha viel zu spät auf die Fortschritte der Italiener reagiert und ist nun im Hintertreffen: "Natürlich muss sich etwas ändern. Ich weiß nicht wie, aber.... Vier Jahre lang habe ich keine große Verbesserung auf dem Motorrad gespürt. Jetzt habe ich schon eine Menge Erfahrung auf dem Motorrad, aber ich sehe keine große Verbesserung." Der technische Rückstand ist enorm: "Die Sache, die wir ändern müssen, ist viel größer als ein Auspuff oder eine Kleinigkeit am Motorrad. Für mich muss es eine große Veränderung sein."

Angesprochen darauf, dass Yamaha als einziger Hersteller auf einen Reihenvierzylinder und nicht auf einen V-Motor setzt, antwortete Quartararo trotz aller Forderungen zurückhaltend: "Ich bin noch nie einen V4 [Motor, Anm. d. Red.] gefahren und ich möchte nicht Dinge fordern, die ich noch nie ausprobiert habe." Der Franzose warnte auch vor den möglichen Auswirkungen eines Konzeptwechsels beim Motor: "Wenn wir jetzt damit anfangen, wobei das nicht der Plan für nächstes Jahr ist, dann werden wir wieder mit viel Rückstand starten."

Dennoch ist klar, dass die mangelnde Leistung des Yamaha-Motors das Kernproblem ist. Die M1 kann deswegen nicht die gleichen Aero-Teile nutzen, wie die Ducati: "Das Problem ist, dass man einen Motor braucht, um diese Menge an Aerodynamik zu nutzen. Er [der M1-Motor, Anm. d. Red.] ist etwas besser, aber wir können das [ausufernde Aerodynamik, Anm. d. Red.] nicht verwenden." Beim Blick auf die Ducati hingegen zieht er einen Science-Fiction-Vergleich: "Diese Motorräder sehen nicht einmal wie Motorräder aus. Sie sehen aus wie ein Raumschiff. Sie haben Flügel oben, unten, in der Mitte und am Heck."