Im Vorjahr gewann Alex Rins zwei der letzten drei MotoGP-Saisonrennen für Suzuki. Das Feedback eines Mannes seiner Klasse könnte für seinen neuen Arbeitgeber Honda, der sich ja seit mehreren Jahren in einer heftigen Krise befindet und seit Oktober 2021 keinen Sieg mehr in der Königsklasse erringen konnte, also Gold wert sein.

Von einer sinnvollen Verwendung des Neuzugangs ist bislang aber keine Spur, so der LCR-Pilot vor dem Rennwochenende in Austin: "Ich finde, dass Honda mich nicht wirklich unterstützt. Ich habe das Gefühl, dass ich hier nicht richtig genutzt werden. Ein Beispiel: In Argentinien konnte ich Marcs Chassis testen (Marquez fehlte verletzungsbedingt, Anm.). Joan fährt ein anderes Chassis, also habe ich Honda gebeten, auch diese Version testen zu dürfen. Meiner Meinung nach wäre das der ideale Zeitpunkt gewesen. Honda hat das aber abgelehnt, obwohl sie ein Chassis übrighatten."

Alex Rins konnte in Argentinien nicht das von ihm gewünschte Programm absolvieren, Foto: LCR Media
Alex Rins konnte in Argentinien nicht das von ihm gewünschte Programm absolvieren, Foto: LCR Media

Rins Anregungen stoßen bei Honda bislang auf taube Ohren. "Ich habe versucht, mit ihnen zu reden, aber sie sind sehr engstirnig. Ich will die Japaner ja auch nicht anschreien. Es geht nicht darum, dass sie mir nicht zuhören. Das Problem ist, dass sie mich nicht richtig nutzen", ärgert sich der WM-Dritte von 2020. "Honda entscheidet, welche Änderungen wir vornehmen und welche Konfiguration wir verwenden. Wenn es darum geht, andere Dinge auszuprobieren oder eine andere Konfiguration zu fahren als Marc und Joan, sind mir die Hände gebunden."

In der Hackordnung der MotoGP-Hersteller belegt Honda aktuell nur den fünften und damit letzten Rang. Abgesehen von einzelnen Glanzlichtern durch Ausnahmekönner Marc Marquez herrscht seit längerer Zeit Flaute. Das müsste aber nicht so sein, meint Rins: "Ich will die früheren Honda-Fahrer nicht schlechtreden, aber mir war schon nach dem ersten Test in Valencia klar, dass das Motorrad Potenzial hatte und weiterhin hat. Natürlich müssen Details angepasst werden, etwa der Grip in der Schräglage und beim Hinausbeschleunigen. Auf der Bremse sind wir aber beispielsweise absolut konkurrenzfähig."

Im November saß Rins erstmals auf der Honda RC213V, Foto: LAT Images
Im November saß Rins erstmals auf der Honda RC213V, Foto: LAT Images

Honda-Zugang wirft Fragen auf

Die von Rins kritisierte Arbeitsweise verärgerte in der Vergangenheit bereits mehrere Honda-Fahrer. Pol Espargaro und Alex Marquez etwa verließen den japanischen Hersteller mit Saisonende 2022 und ließen seither kein gutes Haar an der zweifelhaften Strategie Hondas. Tatsächlich gehen andere Werke einen anderen Weg und sind damit erfolgreicher. Espargaros Feedback etwa wird beim KTM-Kundenteam GasGas Tech3 sehr geschätzt, er testete vor seiner schweren Verletzung in Portimao zahlreiche neue Teile. Und Alex Marquez blüht seit seinem Wechsel zu Ducati auf. Die Italiener gelten als Vorreiter, was Entwicklungsarbeit durch Kundenteams angeht. Vor allem Pramac-Pilot Johann Zarco gilt als rennfahrender Testpilot.