Seit Wochen hält sich im MotoGP-Paddock die Meldung, dass der deutsche Rahmenhersteller Kalex ein Chassis für den kriselnden MotoGP-Giganten Honda baut. Das Unternehmen um Chef Alexander Baumgärtel dominiert seit Jahren die Moto2-Klasse. Für Honda käme dieser Auftrag einer technischen Bankrotterklärung gleich, deswegen soll sich Kalex im zugehörigen Vertragswerk zur Verschwiegenheit verpflichtet haben.

Die erste Ausfahrt des Kalex-Chassis soll für den Privattest in Jerez am 10. und 11. April geplant gewesen sein. Bei einem solchen Test sind keine Stammfahrer zugelassen. Für Honda war dort Testfahrer Stefan Bradl auf dem Bike. Hat dieser dort vielleicht schon den ersten Renneinsatz wenige Tage später in Austin vorbereitet? Die Gerüchteküche brodelte.

Honda erbittet Kalex-Unterstützung: Gelingt der Durchbruch? (06:36 Min.)

Bradl stellt klar: Kein Kalex-Chassis in Jerez im Einsatz

Der Bayer, der beim Amerika GP den verletzten Marc Marquez vertritt, äußerte sich deutlich zu den Spekulationen: "Es gab diese Gerüchte über ein Kalex-Chassis. Um es euch direkt zu sagen: Das gab es nicht." Bradl war 2011 der erste Moto2-Weltmeister für Kalex geworden. Seitdem hat nur noch Marc Marquez 2012 auf Suter die kleine Firma aus Schwaben in der größten Nachwuchsklasse schlagen können. Der Schritt zu einem MotoGP-Chassis wäre dennoch ein gewaltiger, auch wenn bei Honda 2022 zumindest schon einmal ein Schwingarm aus dem Hause Kalex Engineering ausprobiert wurde.

Beim Jerez-Test gab es offenbar also kein Kalex-Chassis und dieses gibt es auch nicht in Austin. Bradl lässt mit seiner Aussage zum Privattest aber dennoch aufhorchen: "Wir hatten natürlich neue Teile. Aber ich muss vorsichtig sein [was ich sage, Anm. d. Red.], dieser Test war privat und vertraulich." Hat Honda also auch noch ein paar Trümpfe aus Japan im Ärmel? Der 33-Jährige ließ sich nicht mehr entlocken, außer einer erneuten Klarstellung: "Das ist alles, was ich sagen kann: Wir hatten kein Kalex-Chassis."

2011 wurde Bradl erster Kalex-Weltmeister in der Moto2, Foto: Ozan Kutay
2011 wurde Bradl erster Kalex-Weltmeister in der Moto2, Foto: Ozan Kutay

Mir warnt: Kein Chassis kann alle Honda-Probleme lösen

Auch Bradls Teamkollege Joan Mir wusste nichts von neuen Teilen für das Rennwochenende in Texas. Der Weltmeister von 2020 betonte auch, dass Hondas Probleme nicht einfach durch eine Lieferung aus Deutschland behoben werden können: "Ich verlasse mich nicht darauf, dass ein einziges Chassis mir alles gibt, was ich brauche - Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit und alles weitere. Ich denke, so ist es nicht."

Dennoch bleibt weiter die Frage, ob denn ein Kalex-Chassis zu einem späteren Zeitpunkt kommen könnte? Bradl hat bekanntlich nur einen Einsatz beim Jerez-Test und in Austin dementiert. Vielleicht wurde das Chassis einfach nicht rechtzeitig fertig. Die nächste Gelegenheit könnte sich wieder in Jerez ergeben. Zwei Wochen nach dem Amerika-Wochenende findet dort der Spanien GP statt. Der Vorteil dabei ist: Nach dem Rennwochenende gibt es auch noch einen offiziellen Testtag am 1. Mai. An diesem dürften dann auch Joan Mir und Marc Marquez, falls er bis dahin genesen ist, teilnehmen.