Francesco Bagnaia und Marco Bezzecchi waren die dominanten Fahrer der ersten beiden MotoGP-Rennwochenenden des Jahres 2023 in Portugal und Argentinien. Vor dem dritten Lauf der Saison in den USA führen sie folgerichtig auch die Weltmeisterschaft an. Bezzecchi liegt mit 50 Punkten an der Spitze, Titelverteidiger Bagnaia folgt mit 41 Zählern. Einzig Brad Binder konnte den Siegeszug der beiden Italiener im Sprint von Termas de Rio Hondo kurzzeitig unterbrechen.

Auf der Strecke sind Bagnaia und Bezzecchi Rivalen, abseits sind sie bestens befreundet. Denn beide Piloten sind Teil der VR46-Akademie, der Nachwuchsschmiede des neunfachen Weltmeisters und MotoGP-Legende Valentino Rossi. Dort wird nicht nur auf Talent großen Wert gelegt, sondern auch auf Teamgeist und Harmonie. Doch wie lässt sich ein solch kameradschaftliches Verhältnis aufrechterhalten, wenn plötzlich um MotoGP-Rennsiege oder gar WM-Titel gekämpft wird?

"Es ist sehr merkwürdig. Am Ende des Tages bevorzuge ich es schon, Rivalen zu haben, die nicht meine Freunde sind", gesteht Bezzecchi offen und ehrlich am Medien-Donnerstag der MotoGP in Austin, fügt aber an: "Mit Pecco, Luca [Marini, Anm.] und Franky [Morbidelli, Anm.] - und hoffentlich in Zukunft auch mit Vietti und Migno - ist es einfach anders. Wir kennen uns schon sehr lange und trainieren seit vielen Jahren gemeinsam."

Der Sieger des Argentinien Grand Prix glaubt nicht, dass sein Verhältnis zu Bagnaia oder einem anderen Piloten der VR46-Akademie durch Kämpfe um Rennsiege oder Weltmeisterschaften nachhaltig gestört würde. Vielmehr sieht er in der langen Freundschaft gar eine besondere Würze: "Wenn ich das Visier runterklappe, ist es mir letztlich egal, gegen wen ich fahre. Ich versuche immer, vorne zu sein. Aber wir kennen uns bestens, wir wissen, wo unsere Stärken und unsere Schwächen liegen. Das macht die Zweikämpfe noch pikanter."

Bagnaia: MotoGP-Zweikämpfe sind fairer als auf der Ranch!

Weltmeister Bagnaia ist der gleichen Meinung, geht aber sogar noch einen Schritt weiter. "Hier [in der MotoGP, Anm.] haben wir unsere saubersten und fairsten Zweikämpfe. Zuhause auf der Ranch geht es deutlich härter und dreckiger zur Sache", lacht er. Bei der Ranch handelt es sich um die hauseigene Motocross-Strecke Rossis in Tavullia. Dort trainieren die VR46-Akademie-Mitglieder und treten in regelmäßigen Abständen gegeneinander und Altmeister Rossi an.

Die VR46-Ranch in Tavullia ist Trainingsgelände der Akademie-Piloten, Foto: VR46
Die VR46-Ranch in Tavullia ist Trainingsgelände der Akademie-Piloten, Foto: VR46

Dieses Training trägt nun immer mehr Früchte: 2023 fahren vier Akademie-Piloten in der MotoGP, die zuletzt allesamt an der Spitze um Topresultate kämpfen konnten. "Das ist ein großartiger Moment für die Akademie", jubelt Bagnaia. "Wir haben die ersten beiden Hauptrennen gewonnen. Luca war im Sprint auf dem Podium, Franky wurde Vierter. Wir wachsen immer weiter und haben dieses Jahres einen großen Schritt in Sachen Performance gemacht."

Statt an VR46-Akademie-interne Streitereien zu denken, will sich der Ducati-Star lieber auf die gemeinsamen Stärken konzentrieren, um auf diese Weise noch besser und schneller zu werden. "Wir sind alle schlau genug, um zu verstehen, dass wir alle an der Spitze stehen können, wenn wir zusammenarbeiten", sagt er. "Es hängt nur von uns selbst ab. Wir müssen clever sein, keine Dummheiten anstellen und in Zweikämpfen fair bleiben."