Franco Morbidellis Saison 2023 begann, wie sie 2022 geendet hatte: Im nirgendwo des MotoGP-Feldes. Beim Auftakt-GP in Portimao wurde der Italiener abgeschlagen Letzter. Es sah so aus, als wäre Yamaha weiterhin ein Ein-Mann-Team, dass sich voll auf Fabio Quartararo konzentrieren muss. Nur eine Woche später hat Morbidelli dieses Bild revidiert: In Termas de Rio Hondo war er es, der für die Japaner die Kohlen aus dem Feuer holte, während sein französischer Teamkollege ein gebrauchtes Wochenende erlebte. In der WM-Wertung liegt er nun sogar drei Punkte vor dem Weltmeister von 2021.

Sowohl im Sprint als auch im Rennen schnupperte Morbidelli als Vierter am Podest. Abgesehen vom freien Training am Samstag lag er in jeder Session vor Quartararo. Ein Rennen vor dem Franzosen zu beenden, war ihm seit seinem Wechsel ins Werksteam im September 2021 noch nie gelungen. Jetzt hat er dies an einem Wochenende in Sprint und Grand Prix gleich zweimal geschafft. Dabei gab es auch keine Hilfe vom Wetter, wie der Vizemeister von 2020 feststellte: "Ich hatte sowohl im Trockenen als auch im Nassen ein ähnliches Gefühl, wir waren unter beiden Bedingungen konkurrenzfähig."

Quartararo schimpft auf Stewards: Was denken die sich? (05:39 Min.)

Ducati-Konkurrenz für ersten MotoGP-Podestplatz seit langem zu stark

Beinahe wäre es im Rennen sogar zum ersten Podestplatz seit dem Spanien Grand Prix 2021, damals noch für Kundenteam Petronas Yamaha, gekommen. Nachdem Francesco Bagnaia gestürzt war, hielt der 28-jährige Rang Drei. Doch kam dann ein anderer Ducati-Pilot angerauscht: "Die Realität ist, dass Johann [Zarco, Anm. d. Red.] zu diesem Zeitpunkt des Rennens viel mehr Pace hatte als ich. Ein paar Runden lang fehlte mir der Grip am Heck, und das [Platz 4, Anm. d. Red.] war alles, was ich tun konnte." Der guten Stimmung auf der Morbidelli-Seite der Yamaha-Garage tat dies aber freilich keinen Abbruch. Bisher war das beste Resultat des Italieners für das Werksteam Rang 7 gewesen.

Trotz seiner deutlichen Verbesserung ist die Konkurrenz aus Borgo Panigale immer noch voraus: "Es gibt immer noch einige Bereiche, in denen die Ducati stärker ist. Daran werden wir weiterarbeiten, aber hier hat sich unser Paket bewährt." Besonders eine Schwäche hat Yamaha endlich abgelegt: "Die Verbesserungen des Bikes auf der Geraden haben sich auch im Nassen als nützlich erwiesen."

Morbidelli hielt lange mit der Spitzengruppe mit, Foto: LAT Images
Morbidelli hielt lange mit der Spitzengruppe mit, Foto: LAT Images

Morbidelli ohne voreilige Schlüsse: Bleibe auf dem Boden

Morbidelli ist bekannt dafür, dass er sich bei Bedingungen mit weniger Grip wohler fühlt. In Argentinien ist dies sowohl aufgrund der Asphaltbedingungen als auch aufgrund des Regens am Sonntag der Fall gewesen. War sein Fortschritt also nur Streckenbedingt? Der Italiener hat schon viel zu viel mitgemacht, als dass er in Hochmut verfallen würde: "Sind wir jetzt auf dem aufsteigenden Ast? Ich bleibe mit den Füßen auf dem Boden und bin mir bewusst, wie leicht man in diesem Sport auf- oder absteigen kann."

Für Morbidelli kommen im April die Wochen der Wahrheit. Auf dem Circuit of the Americas und auch in Jerez herrscht mehr Grip als in Argentinien, wo die Strecke im ganzen Jahr quasi nur von der MotoGP befahren wird. "Die Ergebnisse dieses Wochenendes sind natürlich ein guter Vertrauensschub für mich und das Team, und ich freue mich auf Austin und die nächsten Strecken, wo ich versuchen werde, diese Art von Leistung zu bestätigen", gibt der Italiener die Marschrichtung vor.