Verkehrte Welt im Hause Marquez. Während Superstar Marc beim Saisonauftakt in Portugal für eine kontroverse Kollision sorgte und mit Handverletzung für das folgende Rennen in Argentinien ausfiel, hat Bruder Alex den besten Saisonstart seiner Karriere hingelegt. Nach zwei Wochenenden 2023 liegt er auf WM-Rang Vier und hat bereits 33 Punkte eingefahren. Zum Vergleich: 2022 gelangen ihm auf der LCR-Honda in der gesamten Saison nur 50 Zähler, wobei seine beste Platzierung ein siebenter Rang war.
Nach einem guten fünften Platz in Portugal folgte in Termas de Rio Hondo ein dickes Ausrufezeichen. Der Gresini-Pilot war sehr zufrieden mit seiner Ausbeute: "Ich bin sehr glücklich. Vor dem Wochenende hätte ich Platz 5 im Sprint, die Pole-Position und ein Podest sofort unterschrieben. Damit muss ich wirklich glücklich sein." Besonders der dritte Platz am Sonntag fühlte sich wie eine Befreiung an: "Es war ein Überlebenskampf im Rennen, aber wir haben es geschafft und das erste Podest seit 2020 geholt. Das war eine lange Durststrecke." Damals war der jüngere der beiden Marquez-Brüder in Aragon Zweiter geworden. Die Glückwünsche von Marc Marquez aus der spanischen Heimat ließen nicht lange auf sich warten.
Dabei sahen die Vorzeichen für den dritten Podestplatz seiner MotoGP-Karriere gar nicht gut aus. Die erste Pole-Position in der Königsklasse hatte der Gresini-Pilot noch mit einem Slick-Poker erreicht, doch am Sonntag regnete es den ganzen Tag durch. Dazu musste Marquez mit einem Handicap ins Rennen starten: "Wir haben aufgrund eines Reifenproblems das Warm Up verpasst, da konnte ich die Elektronik nicht gut einstellen. Das hat mir vor allem von Rennmitte an und in den letzten Runden gefehlt." Deswegen verlor er auch in der letzten Runde noch den zweiten Platz: "Ich habe versucht Johann [Zarco, Anm. d. Red.] hinter mir zu halten, aber bei seinem Angriff in der letzten Runde war er einfach viel schneller."
Ducati-Wechsel ein Volltreffer für Alex Marquez
Schneller war auch Weltmeister Francesco Bagnaia gewesen, doch der Ducati-Star warf seinen zweiten Platz durch einen Sturz weg, kurz nachdem er Marquez überholt hatte. Trotz des Sturzes der Speerspitze durfte Ducati einen Dreifachsieg bejubeln. Alex Marquez ist mit seinem Wechsel zum italienischen Hersteller hochzufrieden. Als eine Antwort an seine Kritiker empfindet er sein Argentinien-Wochenende aber nicht: "Es interessiert mich nicht, was die Leute denken. Ich glaube an mich und habe die richtige Wahl mit Ducati und Gresini getroffen. Ich will keine Ausreden mehr, sondern das beste Bike und ein gutes Team. Es hängt jetzt von mir ab."
Auch unter widrigen Bedingungen machte sich der Materialwechsel von Honda zu Ducati bereits nach zwei Rennen bezahlt: "Ich habe ein gutes Gefühl für das Bike und kann vor allem am Vorderreifen viel pushen. Ich hatte nie ein eigenartiges Gefühl darauf. Es ist kein leicht zu fahrendes Bike, aber es ist leicht, dafür ein Gefühl aufzubauen. Im Nassen bin ich normalerweise recht gut, aber mit Ducati war es leichter als mit der Honda."
Alex war bisher stets im Windschatten von Marc unterwegs gewesen. Dass er sein Debüt bei Honda gab, wo der Bruder sechs WM-Titel feierte, war nur logisch gewesen. Mit seinem Wechsel zu Gresini-Ducati gehen die beiden Brüder nun erstmals sportlich getrennte Wege in der MotoGP, privat wohnen und trainieren sie hingegen weiterhin zusammen. Im Moment sieht es so aus, als könnte der Jüngere erstmals die Oberhand haben. Marc wird sich strecken müssen, denn laut seinem Bruder ist das Ende der Fahnenstange mit dem für ihn neuen Bike noch nicht erreicht: "Ich hätte mir einen solchen Start mit Gresini und Ducati nicht erträumen können. Ich fühle mich großartig im Team und auf dem Bike. Ich fahre immer noch nicht bestmöglich, wie es die Ducati braucht. Da muss ich noch etwas an mir arbeiten, aber Tag für Tag werde ich besser."
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