Vor einem Jahr waren Aleix Espargaro und Aprilia in Argentinien noch die Messlatte für das restliche MotoGP-Fahrerfeld. Im Qualifying Pole Position und im Rennen schließlich der für beide Parteien erste Sieg in der Königsklasse. 2023 galt das Team aus Noale deshalb erneut als Favorit im Autodrom von Termas de Rio Hondo. Dieser Rolle wurde Aprilia am Freitag mit den Plätzen eins und zwei durch Espargaro und Teamkollege Maverick Vinales auch gerecht, doch danach entwickelte sich das Wochenende zunehmend zum Desaster.

Im Qualifying verpassten beide Piloten auf auftrocknender Strecke die erste Startreihe, sie kamen nicht über die Plätze fünf und neun hinaus. Im Sprint gelang keine Verbesserung: P7 für Vinales, Sturz für Aleix Espargaro. Das Team gab sich zuversichtlich, am Sonntag zurückschlagen zu können, doch es wurde noch schlimmer. Mit dem einsetzenden Regen verloren die Aprilia-Piloten sämtliche Pace, kamen im Grand Prix von Argentinien nicht über die Plätze 12 (Vinales) und 15 (Espargaro) hinaus.

Besonders bitter verlief das Rennen für den Vorjahressieger, der das Ziel mehr als 36 Sekunden nach dem diesjährigen Triumphator Marco Bezzecchi erreichte. Auf Nachfrage, ob ihn möglicherweise Sichtprobleme zurückgehalten hätten, erklärte Espargaro: "Ich hatte keine so gute Sicht wie andere. Glücklicherweise ist auf der Gerade nichts passiert, weil es schwer war, nach vorne zu sehen. Aber ich glaube, dass alle das gleiche Problem hatten. Für mich war es nicht schlimmer als bei anderen."

Während dem Rennen war auf TV-Bildern zu sehen, wie sich der Aprilia-Pilot - identisch zu Alex Rins - an den Helm gefasst hatte. Der Honda-Neuling hatte tatsächlich mit Sichtproblemen zu kämpfen gehabt: "Irgendwann fing ich an, die Sicht zu verlieren. Das Visier hat von innen beschlagen. Ich konnte nicht mehr richtig sehen, wodurch ich einige Positionen verloren habe. Das war schade, denn ich habe mich gut gefühlt." Rins lag im Argentinien-GP zwischenzeitlich auf Platz fünf und überquerte die Ziellinie schließlich als Neunter - knapp zehn Sekunden vor Vinales und satte 22 Sekunden vor Espargaro.

Espargaro ratlos: Schlechtestes Rennen meiner Karriere!

Ein Rückstand, der sich aus Aprilia-Sicht aber selbst mit einer nicht idealen Sicht nicht erklären ließe. Vielmehr hatten die Piloten des Noale-Werkes auf nasser Strecke einfach mit enormen Gripproblemen zu kämpfen. "In manchen Abschnitten des Rennens dachte ich, ich hätte einen Plattfuß. Es war verrückt. Ich konnte das Gas nicht öffnen, nichtmal auf der Geraden", beschreibt Espargaro ungläubig. Sein niederschmetterndes Fazit: "Das Bike ist selbst auf der Geraden gerutscht. Ich musste viel früher hochschalten, weil das Bike einfach nicht vorwärts wollte. Das war eines der schlechtesten und längsten Rennen meiner Karriere."

Die Aprilia-Piloten fuhren im argentinischen Regen nur hinterher, Foto: LAT Images
Die Aprilia-Piloten fuhren im argentinischen Regen nur hinterher, Foto: LAT Images

Teamkollege Vinales fand am Sonntagabend ähnliche Worte: "Ich habe mit dem, was ich zur Verfügung hatte, das bestmögliche rausgeholt. Das Problem war die Traktion. Beim Anbremsen und in den Kurven habe ich mich stark gefühlt und Boden gutgemacht, aber aus den Kurven heraus konnte ich einfach nichts machen." Und auch Raul Fernandez aus dem Aprilia-Kundenteam RNF erlebte ähnliche Schwierigkeiten: "Wir hatten einen guten Motor und Speed, aber es fehlte uns an Grip."

Während vor einem Jahr an gleicher Stelle noch gefeiert wurde, herrscht im Aprilia-Lager nun Ratlosigkeit nach einem der schwächsten Rennen seit langer Zeit. "Wir sind in Sepang [Sepang-Test, Anm.] ein paar Runden im Nassen gefahren. Es war nicht leicht, aber auch nicht allzu schlecht. Das heute war jedoch ein Albtraum", berichtet Espargaro. "Wir müssen unbedingt herausfinden, was das Problem ist."