Während die MotoGP im Februar ihre offiziellen Wintertestfahrten in Sepang und Katar absolvierte, musste ein Stammfahrer der Saison 2024 von zuhause zusehen: Franco Morbidelli. Der 29-jährige Italiener ist das aktuelle Sorgenkind der Königsklasse. Nach zweieinhalb enttäuschenden Saisons im Yamaha-Werksteam braucht er 2024 eigentlich dringend eine Rückkehr zu alter Stärke, um in der MotoGP zu verbleiben, startete mit einem Trainingssturz in Portimao aber denkbar schlecht. Morbidelli landete heftig auf dem Kopf und verlor kurzzeitig das Bewusstsein, als Vorsichtsmaßnahme musste er anschließend sämtliche Testfahrten auslassen.
Somit geht Morbidelli mit ganz wenigen Erfahrungswerten auf der Ducati Desmosedici GP24 in das Auftaktrennwochenende des Jahres 2024 - sofern er denn überhaupt am Katar Grand Prix teilnehmen kann, denn selbst das ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht garantiert. "Eine Verletzung dieser Art verlangt viel Ruhezeit. Es sollte jetzt alles wieder gut sein, aber ich warte noch auf die finale Freigabe der Ärzte", verriet der gebürtige Römer am Mittwoch. Danach befragt, ob er in Katar starten könne, erklärte er zurückhaltend: "Höchstwahrscheinlich werde ich [starten, Anm.]. Die Medizin sagt, dass eine solche Verletzung, wie ich sie hatte, mindestens einen Monat braucht, um zu verheilen. Wir werden sehen, ob ich mich so schnell erholt habe, wie ich sollte."
Morbidelli in Katar: Bloß nicht auf die anderen MotoGP-Piloten schauen!
Optimistisch stimmt Morbidelli, dass er trotz zuletzt eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten körperlich noch bei 100 Prozent sei. Sollte er die Startfreigabe der Ärzte erhalten, steht vollem Einsatz also nicht entgegen. Und den wird es wohl auch brauchen, um die fehlende Testzeit aufzuholen. Doch wie funktioniert so etwas? "Es wird wichtig sein, den richtigen Ansatz zu wählen. Wir dürfen nicht zu sehr darauf achten, was andere Fahrer machen und wie groß der Rückstand ausfällt, weil ich weiß, dass ich ohnehin aufholen muss", erklärt der Pramac-Pilot, der nicht rummeckern und die Situation so nehmen will, wie sie derzeit eben ist. Teammanager Gino Borsoi macht ihm jedenfalls keinen Druck: "Warten wir die ersten fünf Rennwochenenden ab. Dann werden wir sehen, wo Francky steht."
69 Runden im Valencia-Test, zuzüglich einiger weniger Meter beim Pramac-Launch am Mittwoch absolvierte Morbidelli bislang auf der Ducati Desmosedici GP24. Seine Markenkollegen Francesco Bagnaia, Enea Bastianini und Jorge Martin stehen nach den Wintertests bei knapp fünfmal so vielen Umläufen. Zudem sitzt das Trio bereits seit 2019 bzw. 2021 auf einer Ducati. Sie verfügen über viel Vorerfahrung, was für Morbidelli nach einer Honda-Saison und fünf Yamaha-Jahren natürlich nicht gilt. "Es wird ein Sprung, aber nicht ins Unbekannte", meint der Italiener trotzdem und gibt sich kämpferisch: "Ich weiß, wo ich landen werde: Auf dem besten Bike. Das ist kein Geheimnis und eine gute Sache. In Anbetracht meines Rückstandes ist das die bestmögliche Situation. Wir werden sicher unsere Probleme bekommen und zu kämpfen haben, aber wir sind bereit."
Morbidelli will wieder gewinnen: Hilfe von VR46-Kollege Bagnaia
Gleichzeitig rechnet Morbidelli nicht damit, beim Katar Grand Prix eine große Rolle spielen zu können, weshalb er auch ohne Erwartungen oder Zielvorgaben in das Wochenende startet. Kurz- bis mittelfristig verfolgt er aber sehr wohl die Ambition, mit seinen Ducati-Kollegen mitzumischen. "Ich will wieder gewinnen und Podien einfahren", lässt der Pramac-Pilot aufhorchen. Eine Idee, wie das gelingen soll, hat er bereits: "Um das zu schaffen, sollte ich mich zunächst von den momentan siegfähigen Fahrern inspirieren lassen."
Damit spricht Morbidelli natürlich die beiden Dominatoren des Vorjahres an: Bagnaia und Martin. Diese beiden seien es, die derzeit vorgeben, welchen Fahrstil es braucht, um eine Ducati Desmosedici schnell um die Strecke zu bewegen. Gemeinsam vereinten Bagnaia und Martin in der zurückliegenden Saison 11 GP-Siege, 13 Sprinterfolge und 11 Pole Positions. Da trifft es sich doch gut, dass Morbidelli ebenso wie der amtierende Weltmeister Bagnaia Teil der VR46-Academy ist und die beiden befreundet sind. "Pecco hat mir ein paar Tipps gegeben", verrät der Pramac-Neuzugang, der sich erhoff, dadurch schneller auf Touren zu kommen: "Mal sehen, ob ich sie im Training auf der Strecke umsetzen kann."
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