Es war der Aufreger der bisherigen MotoGP-Saison. Marc Marquez touchiert im Portugal-GP zunächst Jorge Martin und kracht dann mit voller Wucht in Miguel Oliveira. Martin kommt vergleichsweise glimpflich davon, Oliveira und Marquez selbst sind sofort aus dem Rennen und verpassen auch das zweite GP-Wochenende in Argentinien.

"Das war ein seltener Fahrfehler von Marc Marquez, den er sehr teuer bezahlen musste", analysiert ServusTV-Experte Stefan Bradl bei 'Sport und Talk aus dem Hangar-7'. Bradl, der als Honda-Testfahrer für die Weiterentwicklung von Marquez' Arbeitsgerät mitverantwortlich ist, sieht den Auslöser für den Crash bereits am Portimao-Samstag: "Ich kenne das Motorrad sehr gut und diese Pole Position sowie der dritte Platz im Sprint sind unfassbar hoch einzuschätzen. Das war aus meiner Sicht unmöglich, aber er hat es geschafft. Das hat ihn natürlich motiviert. Er dachte, er kann das Motorrad eben doch überfahren."

Im Portimao-Sprint fuhr Marc Marquez sensationell auf das Podium, Foto: Repsol Honda Media
Im Portimao-Sprint fuhr Marc Marquez sensationell auf das Podium, Foto: Repsol Honda Media

Eine Fehleinschätzung, wie sich in der dritten Runde des Portugal-GP herausstellte. "Ich glaube, dass er sich da ein wenig überschätzt hat. Er wollte zu viel. Das ist ein typisches Problem von Marc, dass er manchmal ein bisschen zu viel will - mehr als tatsächlich möglich ist. Meiner Meinung nach ist er immer noch der beste Motorradrennfahrer, den es gibt, aber das Motorrad ist bei weitem noch nicht da, wo er es gerne hätte. Da ist er dann in Anbetracht seiner großen Erfahrung zu ungeduldig."

Marquez musste nach der Kollision von Portimao heftige Kritik von vielen Seiten einstecken. Kritik, die Bradl durchaus nachvollziehen kann: "Marc ist entweder top oder es läuft etwas schief. Das ist typisch für ihn. Ich will nicht sagen, dass die Gegner Angst vor ihm haben müssen, aber sie müssen auf ihn sicherlich besonders aufpassen. Ich entschuldige mich für den Ausdruck, aber er ist einfach auch ein Arschloch auf dem Motorrad." Eine nicht zwangsläufig abwertende Einordnung, die Marquez selbst in ähnlicher Form in seiner Doku 'Marc Marquez. All In.' abgibt. Dort bezeichnet er sich als 'Putilla' auf der Strecke. Frei übersetzt: Arschloch.

Seit 2018 ist Bradl Marc Marquez' Testfahrer bei Honda, Foto: LAT Images
Seit 2018 ist Bradl Marc Marquez' Testfahrer bei Honda, Foto: LAT Images

Alex Hofmann rät Marc Marquez zum Umdenken

Auch Bradls ServusTV-Kollege Alex Hofmann sieht einen Marc Marquez, der aktuell versucht, mit dem MotoGP-WM-Titel Unmögliches zu erreichen: "Meiner Meinung nach ist das Motorrad nicht bereit dafür. Entweder er akzeptiert, dass ein fünfter, sechster oder siebter Platz für ihn auch mal gut genug ist oder er wird weitere Stürze erleben. Dann kann es eben sein, dass er sich wieder eine heftige Verletzung zuzieht."

Ein Motorrad, dass nicht gut genug ist für WM-Titel und ein Fahrer, der unbedingt um solche kämpfen will. Kann das gut gehen? "Ich glaube, dass relativ schnell eine Entscheidung über seine Zukunft fallen wird", sagt Hofmann mit Blick auf Marquez' 2024 auslaufenden Honda-Vertrag. "Marc will unbedingt noch zwei WM-Titel. Auch meiner Meinung nach ist er immer noch mehr als ein Titelkandidat, wenn alles passt, aber das technische Paket stimmt aktuell einfach nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Radar eingeschalten ist. Das Management sieht sich um und Bewerbungen werden angenommen. Marc will weiterhin gewinnen. Ich denke, dass er so langsam das Vertrauen in Honda etwas verloren hat. Ihm läuft ja auch die Zeit davon. Er muss zusehen, dass er wieder vorankommt." Mit 30 Jahren zählt Marquez mittlerweile zu den ältesten Fahrern im MotoGP-Feld.