Nach den dreitägigen Testfahrten in Sepang deutete einiges darauf hin, dass Aprilia 2023 einziger Herausforderer von Ducati werden könnte. Aleix Espargaro und Maverick Vinales fanden sich beide innerhalb der Top-Sechs wieder und auch Kundenteam RNF Racing wusste zu gefallen. In Portimao zeigte sich zunächst ein ähnliches Bild. Nach einem durchwachsenen Sonntag ist die Stimmung im Aprilia-Lager nun allerdings getrübt.

Espargaro klagte, wie schon am Samstag, über Schmerzen und Gefühlsverlust im rechten Arm. Der 33-jährige Katalane vermutete zunächst klassischen Armpump, genauere Untersuchungen durch das MotoGP-Ärzteteam an der Rennstrecke ergaben jedoch ein Leiden an Fibrose, einer krankhaften Vermehrung von Gewebe. Bereits am Montag stehen in Barcelona weitere Untersuchungen an, ein operativer Eingriff droht.

Das erste Rennwochenende in zwei Wochen in Portugal [24. bis 26 März] dürfte dadurch nicht gefährdet sein. Allerdings verlor Espargaro an beiden Tagen wertvolle Zeit auf der Strecke. Mehr als kurze Runs für Setup-Checks und Qualifying-Simulationen waren nicht möglich. "Nach zwei bis drei Runden habe ich einfach keine Kraft mehr im Arm und muss zurück an die Box. Wir konnten heute nur ein paar Geometrieeinstellungen für das Rennen ausprobieren", berichtete der WM-Vierte des Vorjahres.

Am Sonntag kam Espargaro deshalb nicht über Platz zehn hinaus. Auf die Test-Bestzeit von Francesco Bagnaia fehlten ihm 0,601 Sekunden. Besorgniserregend: Damit war der Spanier trotzdem noch schnellster Aprilia-Pilot. Miguel Oliveira und Vinales landeten direkt hinter ihm auf den Plätzen 11 und 12, Raul Fernandez belegte P16. "So weit fühle ich mich ganz gut auf dem Bike. Es ist nicht perfekt, aber auch nicht schlecht", resümiert Espargaro. Er übt sich in Zuversicht: "Es sieht so aus, als wäre unser Bike etwas schneller [als letztes Jahr, Anm.]. Ducati ist stark, das wussten wir. Aber wir sind nicht wahnsinnig weit weg."

Portimao: Vinales kämpft mit technischen Problemen

Teamkollege Vinales blieb in Portimao von körperlichen Gebrechen verschont, hatte dafür am Sonntag aber mit technischen Problemen an seiner RS-GP zu kämpfen. "Wir haben das Problem letztlich gelöst bekommen, aber bis dahin musste ich auf dem Ersatzbike fahren. Das war ein bisschen ein verschwendeter Tag", gab der neunfache Grand-Prix-Sieger zu Protokoll. Immerhin: "Es war wichtig, diese Informationen zu sammeln und weitere Probleme am Rennwochenende zu verhindern."

Maverick Vinales erlebte einen durchwachsenen letzten Testtag in Portimao, Foto: LAT Images
Maverick Vinales erlebte einen durchwachsenen letzten Testtag in Portimao, Foto: LAT Images

Mit 0,710 Sekunden Rückstand konnte Vinales dennoch nicht völlig zufrieden sein. "Ich bin zum Abschluss des Tages eine Sprint-Simulation gefahren. Wenn wir mit den Ducatis kämpfen wollen, müssen wir noch einen Schritt machen, weil sie sehr stark waren", so das ernüchternde Fazit des Spaniers. "Wir müssen fokussiert bleiben und weiter hart arbeiten."

Geheimfavorit Oliveira? Nichts ist unmöglich!

Im Kundenteam RNF wird dem Saisonstart dagegen etwas optimistischer entgegengeblickt. Dort lag Oliveira mit 0,616 Sekunden Rückstand zwar auch nur auf P11, allerdings war er auch beim Versuch einer neuen persönlichen Bestzeit in Turn drei zu Sturz gekommen. "Ich denke, dass wir in einer guten Ausgangslage für den Saisonstart sind. Natürlich würde ich meinen Namen gerne weiter vorne im Klassement sehen, aber unsere Pace war ziemlich gut. Wir waren den ganzen Tag über vorne dabei. Das ist ein gutes Zeichen", so Oliveira.

Nach starken Vorstellungen bei den Tests in Valencia, Sepang und auch in Portimao sehen viele Experten einen Geheimfavoriten im Portugiesen. Im MotoGP-Format 'After the Flag' wurden etwa bereits Vergleiche mit Fabio Quartararo und dessen Leistungen bei Petronas, dem Vorgänger-Rennstall von RNF, in den Jahren 2019 und 2020 gezogen. "Das ist etwas optimistisch", glaubt Oliveira. "Aber nach diesen zwei Testtagen halte ich es nicht mehr für unmöglich."