Honda kommt in der MotoGP einfach nicht auf Touren. Auf eine desaströse MotoGP-Saison 2022 ohne einen einzigen Sieg folgten ebenso ernüchternde Testfahrten in Valencia. Über den Winter wurde in Japan fleißig gearbeitet und ein radikaler neuer Prototyp zu den Sepang-Tests gebracht. Dieser wurde aber schnell wieder verworfen. Honda setzt seither auf eine Evolution der Vorjahresmaschine. Für diese brachte man nun einigen neue Teile nach Portimao. Doch auch diese sorgten nicht für den erhofften Fortschritt.

Neben einer neuen Verkleidung an der Front war es vor allem ein neuer Rahmen, in den man im Honda-Lager die größten Hoffnungen setzte. Mit diesem Rahmen, auf dem zuletzt Stefan Bradl bei einem Privattest in Jerez die ersten Runden abspulte, wollte man endlich die Probleme am Kurvenausgang in den Griff bekommen. Das scheint aber nicht gelungen zu sein, denn auch am ersten Testtag waren Marc Marquez und Joan Mir weit von der Spitze entfernt. Mir wurde 14. und verlor 1,005 Sekunden auf die Bestzeit von Francesco Bagnaia, Marquez lag als 19. sogar 1,399 Sekunden zurück.

Neuzugang Mir fand am Samstagabend deutliche Worte: "Ich will nicht lügen: Es war ein harter Tag. Mein Gefühl ist aktuell nicht gerade toll. Ich versuche immer noch zu verstehen, was ich machen muss, um mit diesem Motorrad schnell zu sein. Ich konnte meine Rundenzeiten gegen Ende des Tages auch etwas verbessern, aber dafür ist mir auch ein Sturz passiert. Wir haben Probleme, die Motorleistung auf den Asphalt zu bekommen. Und auch in langen Kurven habe ich Schwierigkeiten. Das zwingt dich dazu, in Streckenabschnitten zu pushen, in denen du das eigentlich nicht machen solltest. Dann passieren eben Stürze."

Mirs erstes Feedback zum neuen Rahmen gibt ebenfalls wenig Grund zur Zuversicht. "Ehrlich gesagt ist es keine große Veränderung. Wir müssen die Daten überprüfen, aber in gewissen Bereichen hilft uns dieses Chassis definitiv nicht. Das Turning beispielsweise ist nicht besser", sagte der MotoGP-Weltmeister von 2020.

Joan Mir fühlt sich auf der Honda noch nicht wohl, Foto: Repsol Honda Media
Joan Mir fühlt sich auf der Honda noch nicht wohl, Foto: Repsol Honda Media

Auch Marc Marquez, der wie Teamkollege Mir am Samstag stürzte, verdeutlichte den Ernst der Lage: "Wir haben heute einige sehr große Veränderungen am Motorrad ausprobiert und sind dabei wie schon zuletzt in Sepang etwas vom Weg abgekommen. Jetzt ist es an der Zeit, mit solchen Experimenten aufzuhören und mit dem zu arbeiten, was wir haben. Damit müssen wir nun die bestmögliche Lösung finden." Ob die bestmögliche Konfiguration des bestehenden Pakets ausreichen wird, um ein Wort um Siege oder sogar den WM-Titel mitzureden, darf mehr als bezweifelt werden, lauscht man Marquez' Einschätzung des derzeitigen Kräfteverhältnisses: "Verglichen mit Ducati liegen wir weit zurück. Wie es dann im Rennen aussieht, kann man nie genau sagen, aber von der Papierform her fehlt uns aktuell etwa eine halbe Sekunde pro Runde."

Am Sonntag gibt es in Portimao noch einmal acht Stunden Zeit, um das Motorrad für die Saison 2023 zu finalisieren. Dann sind die Wintertests Geschichte. Joan Mir macht sich zurecht Sorgen: "Wir haben nicht mehr viel Zeit."