Seit 2016 setzt die MotoGP auf ein vollkommen vereinheitlichtes Elektronikpaket. Sowohl Soft- als auch Hardware werden zentral von Magneti Marelli angeliefert und müssen von allen Fahrern verwendet werden. Die Hardware dieser Einheitselektronik gab ihr Debüt allerdings schon im Jahr 2013, damals noch auf freiwilliger Basis. Seither ist die Electronic Control Unit, kurz ECU, unverändert im Einsatz.

2023 liefert Magneti Marelli nun eine neue Einheits-ECU für die MotoGP aus. Diese wird aber kurioserweise nicht in allen 22 Motorrädern der Startaufstellung zum Einsatz kommen. Nur die aktuellsten Maschinen des Modelljahrgangs 2023 werden sie verwenden, die Vorjahresmaschinen von Ducati bei Gresini Racing und VR46 oder Aprilia im RNF-Team sind weiterhin mit der bisherigen ECU ausgestattet.

Luca Marini & Co. steuern weiterhin die alte ECU an, Foto: VR46
Luca Marini & Co. steuern weiterhin die alte ECU an, Foto: VR46

Grund dafür ist ein Ansuchen der Hersteller an die Regelhüter. Denn die neue ECU kann nicht einfach in ein bestehendes Motorrad eingebaut werden, sondern benötigt unter anderem eine andere Verkabelung als die Vorgängerversion. Müsste man die Vorjahresmaschinen nun dementsprechend umbauen, würde das zusätzliche Kosten bedeuten, die im Endeffekt die Kundenteams als Teil ihrer Leasingverträge mit den Hersteller zu tragen hätten. Um diese finanzielle Belastung zu vermeiden, wurde dem Antrag zugestimmt.

Die Einheitselektronik der MotoGP hat einen großen Anteil daran, dass die Königsklasse des Zweiradsports in den vergangenen Jahren so ausgeglichen war wie nie zuvor in ihrer mehr als siebzigjährigen Geschichte. Droht dieses Kräfteverhältnis nun aus der Balance zu geraten? Die technischen Verantwortlichen der MotoGP verneinen, da die neue ECU vorerst lediglich als Testplattform für neue Sicherheitssysteme dienen sowie die Königsklasse auf die Einführung von synthetischen Kraftstoffen 2024 vorbereiten soll. Einen Performance-Gewinn soll das neue Bauteil trotz größerem Speicher und schnelleren Prozessoren hingegen nicht bringen.

Chancengleichheit soll auch 2023 im MotoGP-Feld herrschen, Foto: LAT Images
Chancengleichheit soll auch 2023 im MotoGP-Feld herrschen, Foto: LAT Images

Sollten sich Ducati und Aprilia dennoch entscheiden, ihre Vorjahresmaschinen auf das neue System umzurüsten, so ist das weiterhin möglich. Entgegen ursprünglicher Meldungen, wonach aufgrund des globalen Halbleiterengpasses zu wenig neue ECUs zur Verfügung stehen sollen, scheint Magneti Marelli ausreichend Exemplare für das gesamte Feld parat zu haben.