Zwischen Oktober 2006 und Juni 2016 gab es fast zehn Jahre lang in der MotoGP für Kundenteams nichts zu gewinnen. Jack Miller erlöste damals in Assen mit der Marc VDS Honda das Lager der Privatiers und sorgte für den ersten vollen Erfolg seit Toni Elias in Estoril mit der Fortuna Honda Valentino Rossi um zwei Tausendstelsekunden hinter sich lassen konnte.

Nur drei Rennen nach Millers Sieg in der Dutch TT folgte der nächste Sieg eines Satellitenpiloten. Cal Crutchlow gewann in Brünn und ließ wenige Wochen später auf Phillip Island einen weiteren Triumph folgen. Dass es 2016 zu dieser Trendwende kam, ist kein Zufall. Durch die Einführung der Einheitselektronik wurden die großen Werksteams ihres größten Trumpfes beraubt und die Privatiers nach Jahren der Chancenlosigkeit endlich wieder konkurrenzfähig.

Seither mischen die Privatteams immer wieder vorne mit. In der verkürzten Corona-Saison 2020 holten sie sogar acht Siege und damit mehr als die Werksmannschaften, die sich mit sechs Erfolgen begnügen mussten. Franco Morbidelli wurde damals auf der Kunden-Yamaha des Petronas-Teams Vizeweltmeister, ähnlich gut schlug sich im Vorjahr Enea Bastianini auf der Gresini-Ducati als Gesamtdritter.

Trotz all dieser Teilerfolge gab es in der MotoGP aber noch nie einen Weltmeister aus einem Privatrennstall. Zehn Mal triumphierte das Werksteam von Honda, acht Mal jenes von Yamaha, zwei Mal das von Ducati und einmal Suzuki. Im MotoGP-Paddock wird deshalb diskutiert, ob es nicht sinnvoll wäre, den Kundenteams mit Zugeständnissen in Form von mehr Reifen oder einem größeren Spritvolumen bessere Chancen zu geben.

Ein Fahrer, der davon profitieren würde, wäre Luca Marini, der im VR46-Rennstall eine Kunden-Ducati pilotiert. Auf die Frage, ob er derartige Zugeständnisse begrüßen würde, antwortet er deutlich: "Nein. Die Werksteams investieren viel Geld in die MotoGP und müssen deshalb Rennen und Meisterschaften gewinnen, sonst ist das ein Problem für sie. Wir wollen ja nicht, dass sich Hersteller aus der MotoGP zurückziehen. Wir wollen, dass mehr Hersteller teilnehmen. Der Ausstieg von Suzuki war schon ein harter Schlag."

Luca Marini: Zugeständnisse der falsche Weg

Marini betrachtet die Position des Werksfahrers als ultimativen Ritterschlag für einen MotoGP-Fahrer. Und dieser solle sich auch bemerkbar machen. "Jeder Fahrer hat das Ziel, in ein Werksteam zu kommen und dort dann zu siegen. Als Fahrer musst du dich in einem Kundenrennstall gut schlagen, um so weit zu kommen. Die Regeln zu ändern, um solche Erfolge auch in einem Kundenteam zu erreichen, ist nicht der richtige Weg. Das ist für diese Teams natürlich schade, aber wir müssen auch an die wirtschaftliche Seite unseres Sports denken. Natürlich ist es mir persönlich aktuell recht, dass Kundenteams so konkurrenzfähig sind. Es ist auch gut für die Show, aber aus einem anderen Blickwinkel braucht es mehr Abstand zwischen Kunden- und Werksteams. Als Fahrer musst du viel auf dich nehmen, um es in ein Werksteam zu schaffen und wenn du dann quasi das gleiche Bike wie ein Satellitenfahrer hast, dann kannst du damit nicht zufrieden sein", so Marini.