Die Liste der Innovationen, die Ducati in der jüngsten Vergangenheit in die MotoGP brachte, ist lang: Als erster Hersteller setzte man auf Winglets, es folgten Dinge wie das Holeshot-Device oder die berüchtigte Salat-Box am Heck der Desmosedici. Technikchef Gigi Dall'Igna hat auch für die MotoGP-Saison 2020 sein Motorrad wieder massiv umgebaut.

"Wir werden noch Änderungen am Chassis und der Schwinge vornehmen. Ebenso im Bereich des Motors. Und auch was die Aerodynamik betrifft, werden wir noch Schritte machen", erklärte Dall'Igna am Donnerstagabend im Rahmen der Teampräsentation am Donnerstagabend in Bologna. Das große Aerodynamik-Update könnte erst beim letzten Wintertest in Katar erstmals auf der Strecke zu sehen sein. Zwei Wochen vor dem Saisonstart hätte die Konkurrenz damit kaum mehr Zeit, das Ducati-Konzept zu kopieren.

Ähnlich revolutionäre Änderungen wie den Schwingen-Spoiler im Vorjahr sollte man sich dieses Mal aber nicht erwarten. Denn die Regelhüter haben den Spielraum für die Ingenieure erneut eingeschränkt, das Reglement nachgeschärft und nun auch den Bereich des Schwungarms in die Aerodynamik-Bestimmungen miteinbezogen. "Das neue Reglement in diesem Bereich ermöglicht es uns nicht mehr, besondere Dinge zu bringen. Da befinden wir uns in einem ziemlich engen Käfig", seufzt Dall'Igna.

Dall'Igna: Ausloten der Grenzen in Ducatis DNA

Dabei sieht der Italiener genau die Suche nach neuen, grenzwertigen Ideen als Essenz seines Beruffeldes: "Es ist Aufgabe eines jeden guten Ingenieurs, die Lücken im Reglement zu suchen. Wenn man nicht versucht, die Regeln bis an die Grenzen auszuloten, dann macht man seinen Job nicht richtig. Nur so kann man die bestmöglichen Resultate erzielen und deshalb arbeiten wir so - und werden es auch weiterhin machen. Die MotoGP hat ein sehr stabiles Reglement, was es schwer macht, neue Zugänge zu finden. In anderen Serien, etwa im Automobilsport, gibt es wesentlich mehr Regeländerungen, also hat man dort mehr Spielraum."

MotoGP: Ducatis Bike-Launch 2020 im Livestream: (24:19 Min.)

Ducati hätte durch den Eigentümer Audi gute Kontakte in die Vierradindustrie. Diese würden aber nur wenig bringen, so Dall'Igna: "Autos und Motorräder sind doch sehr verschieden. Synergien gibt es eigentlich nur im Bereich des Motors und vielleicht bei der Elektronik. Wobei auch hier die Entwicklung aufgrund der Einheits-ECU stark beschränkt ist. Und die Motoren die etwa in der Langstrecken-WM verwendet werden, sind auch sehr anders als die, die wir nutzen."