In Portimao fanden am vergangenen Wochenende die letzten offiziellen Testfahrten vor dem Start der MotoGP-Saison 2023 an gleicher Stelle zwei Wochen später statt. Während sich die elf MotoGP-Teams im Autodromo Internacional do Algarve einem letzten Feinschliff unterzogen, geht der Blick von Einheits-Reifenhersteller Michelin bereits in die Zukunft.

"Wir haben mit der Entwicklung eines neuen Vorderreifens begonnen, der zur Saison 2025 in den Rennen eingeführt werden soll", verriet Michelin-Zweirradmanager Pierro Taramasso am Samstag in Portimao. "Die aktuelle Spezifikation nutzen wir seit sechs Saisons. Wir haben das Maximum aus diesem Modell herausgeholt, mehr geht nicht mehr. Gleichzeitig haben sich die Motorräder drastisch verändert. Die neue Spezifikation wird sich deshalb stark vom aktuellen Modell unterscheiden."

Speziell Fabio Quartararo und Yamaha leiden unter dem aktuellen Michelin-Vorderreifen, Foto: MotoGP.com
Speziell Fabio Quartararo und Yamaha leiden unter dem aktuellen Michelin-Vorderreifen, Foto: MotoGP.com

In den vergangenen Jahren haben sich die MotoGP-Bikes der fünf verbliebenen Hersteller Ducati, Honda, Yamaha, Aprilia und KTM stark verändert. Die Aerodynamik ist dank immer größerer und zahlreicherer Winglets eine gänzlich andere. Außerdem sind die Bremsen deutlich größer geworden. Und dann gab es da ja auch noch die Front-Ride-Height-Devices, die erst zu dieser Saison wieder verboten wurden.

All diese Teile haben großen Einfluss auf das Verhalten des Vorderreifens, der sich in den vergangenen Jahren speziell im Verkehr als Temperatur- und Reifendruckanfällig präsentierte. Ein Problem, von dem die MotoGP-Piloten hoffen werden, dass Michelin mit der neuen Spezifikation eine Verbesserung gelingt. "Wir werden im Mai oder Juni einen Prototypen fertig haben, den die Testfahrer dann ausprobieren können. Wir hoffen, den Reifen bis zum Ende der Saison zu finalisieren, damit ihn die Stammfahrer 2024 testen können", führt Taramasso aus.

Michelin: Neue Reifenmischung zur Saison 2023

Bereits in dieser Saison wird Michelin zudem eine neue Vorderreifenmischung anbieten, die sich zwischen Medium und Hard einsortiert. Getestet wurde diese Variante bereits im letzten Jahr in Misano sowie Mitte Februar in Sepang. Auch in Portimao war die neue Spezifikation im Einsatz. "Es ist ein Medium-Hard, der mehr Grip [als der Hard, Anm.] und bessere Stabilität [als der Medium, Anm.] liefern wird. Bislang ist das Feedback der Fahrer positiv", sagt Taramasso. Zum Einsatz kommen soll die neue Reifenmischung an sieben bis acht Rennwochenenden, u.a. beim Saisonauftakt in Portimao und potenziell in Mugello.

Teams haben 2023 nur noch zwei Hinterrad-Reifenmischungen zur Verfügung, Foto: LAT Images
Teams haben 2023 nur noch zwei Hinterrad-Reifenmischungen zur Verfügung, Foto: LAT Images

Eine weitere Veränderung gibt in diesem Jahr beim Reifenkontingent, welches Michelin den elf MotoGP-Teams zur Verfügung stellt. So bietet der Einheits-Reifenhersteller der Königsklasse in Absprache mit den Rennställen 2023 an einem Rennwochenende nur noch zwei Hinterreifen-Varianten an: Soft (7x) und Medium (5x). Vergangene Saison konnten die Teams noch zwischen Soft, Medium und Hard wählen.

Eng verbunden mit dieser Anpassung sind die 2023 neu eingeführten Sprintrennen, die den Wochenend-Ablauf völlig verändern werden. Durch den Wegfall einer Trainingssession sind die Teams gezwungen, deutlich früher schnelle Runden zu fahren, um sich für Q2 zu qualifizieren. Außerdem stellt der Softreifen - aufgrund der kurzen Distanz - auch im Sprintrennen eine ernstzunehmende Alternative dar.