Sechs Weltmeistertitel und 59 Rennen haben Marc Marquez und Honda gemeinsam gewonnen. Die Zeiten der großen Erfolge liegen aber bereits einige Jahre zurück. Das ist zum einen Marquez' schwerer Oberarmverletzung im Jahr 2020 geschuldet. Doch auch das technische Rüstzeug, dass Honda seinem Superstar in der jüngsten Vergangenheit zur Verfügung stellt, lässt massiv zu wünschen übrig.

In der abgelaufenen MotoGP-Saison 2022 blieb der erfolgreichste Hersteller in der Geschichte der Königsklasse ohne einen einzigen Rennsieg und beendete die Konstrukteursweltmeisterschaft abgeschlagen auf dem letzten Rang. Trotz acht verpasster Rennen war Marc Marquez als 13. der Gesamtwertung noch mit Abstand bester Honda-Pilot.

MotoGP-Testniederlage für Quartararo und Marquez: Die Analyse (05:37 Min.)

Die RC213V muss deutlich besser werden - und zwar in praktisch allen Bereichen. Daran besteht kein Zweifel. Die erste Standortbestimmung für 2023 bei den Testfahrten in Valencia verlief aber mehr als enttäuschend. "Ich hatte mir erwartet. Wenn wir um den WM-Titel kämpfen wollen, brauchen wir mehr. Mit dem heutigen Bike werden wir das nicht schaffen", stellte Marquez nach dem letzten Testtag dieses Jahres klar.

Honda steht also mächtig unter Druck. Die Unzufriedenheit bei Marquez ist spürbar. Positiv für die Japaner: Bis Ende 2024 ist der Superstar noch vertraglich an HRC gebunden. Doch was passiert dann? Zum Saisonstart 2025 hätte Marquez seinen 32. Geburtstag gerade hinter sich, würde sich also bereits im relativ hohen MotoGP-Alter befinden. Eine Phase seiner Karriere also, in der es keine Zeit mehr zu verlieren gilt.

Könnte HRC seinen Erfolgsgaranten also nach zwölf gemeinsamen Jahren in der Königsklasse verlieren? "Es wird alles von Honda abhängen", sagt Emilio Alzamora gegenüber 'GPone'. Kaum jemand kennt Marquez besser als der 125ccm-Weltmeister von 1999. 17 Jahre lang managte Alzamora den Mann mit der Startnummer 93, erst im vergangenen Sommer kam es zur Trennung. "Wenn sie ein Motorrad bauen, mit dem Marc Weltmeister werden kann, wird es in Ordnung sein. Aber Marc ist ein absoluter Siegertyp. Er ist nur hier, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Ich glaube, dass Marc seine Meinung ändern wird, wenn es in den nächsten beiden Jahren keine Fortschritte gibt."

Die große Frage ist: Zu welchem Hersteller könnte es Marquez ziehen? Derzeit stellt Ducati das mit Abstand beste Motorrad der MotoGP. "Ich glaube, dass sie immer Interesse an Marc haben werden, aber aktuell brauchen sie ihn nicht so dringend, wie das in der Vergangenheit der Fall gewesen wäre", überlegt Alzamora. Er selbst befand sich als Marquez' Manager noch 2019 in Gesprächen mit Ducati. Diese verliefen aber schließlich im Sand, im Februar 2020 verlängerte Marquez seinen Honda-Vertrag langfristig bis Ende 2024.

Seither ist viel passiert. Mit Bruder Alex wechselt ein enger Vertrauter von Marc Marquez zur kommenden Saison in das Ducati-Lager. Er wird 2023 nach drei Jahren bei Honda für das Gresini-Team an den Start gehen. Bildet Alex also nur die Vorhut für Superstar Marc? Glaubt man den Worten von Sportdirektor Paolo Ciabatti, gibt es keinen derartigen Plan. "Wir werden mit Alex einen Marquez in unseren Reihen haben und ich bin sehr glücklich mit unserem Fahrerkader. Bei allem Respekt vor Fabio Quartararo oder Marc Marquez - wir haben die Fahrer der Zukunft bereits in unserem Haus", so Ciabatti gegenüber 'As'.