Hinter dem Red Bull KTM Factory Racing Team liegt eine durchwachsene Saison. Auf den ausgezeichneten Start mit einem Podium durch Brad Binder in Katar und einem Sieg durch Miguel Oliveira in Indonesien konnten die Österreich nicht aufbauen und erlebten zwischenzeitlich schwierige Zeiten im hinteren Feld der MotoGP. Zum Abschluss des Jahres 2022 gelang allerdings nochmal ein Highlight.

Während sich Oliveira mit einem fünften Platz von KTM verabschiedete, verpasste Binder den Rennsieg als Zweiter um nicht einmal eine halbe Sekunde. Lediglich 396 Tausendstel trennten ihn bei Zieldurchfahrt von Sieger Alex Rins. 31 Punkte sammelte das Team aus Mattighofen somit in Valencia. Genug, um Aprilia noch vom zweiten Platz der Team-Weltmeisterschaft zu verdrängen. Besserplatziert beendeten sie eine MotoGP-Saison noch nie.

Brad Binder durfte in Valencia Platz zwei bejubeln, Foto: LAT Images
Brad Binder durfte in Valencia Platz zwei bejubeln, Foto: LAT Images

"Das ist wirklich cool. Als ich davon erfahren habe, dachte ich, es sei ein Fehler. Fantastisch, dass uns das gelungen ist", freute sich Binder nach Rennende auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz. "Es war wirklich kein leichtes Jahr für uns. Wir hatten schöne, aber auch schwere Zeiten. Das Team hat hart gearbeitet. Es ist toll, die Saison auf diese Weise zu beenden. Darauf können wir aufbauen." Der 27-jährige Südafrikaner glaubt, in Valencia einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben: "Ich habe das ganze Jahr mehr Reifengrip gefordert und den haben mir die Jungs an diesem Wochenende geliefert."

Brad Binder: Neues Chassis behebt fast alle Probleme

Großen Anteil daran dürfte das neue KTM-Chassis gehabt haben, welches Binder auf dem Circuit Ricardo Tormo erstmals austesten durfte. "Es war nicht leicht, dieses Chassis zu verstehen. Es ist deutlich schwieriger, das Bike zu stoppen. Die Front bewegt sich sehr stark", berichtet er. Allerdings lenke das Motorrad dank des neuen Chassis auch besser ein und verfüge über besseren Grip, wenn es aufgerichtet würde. "Das ist etwas, nachdem ich seit Saisonbeginn gefragt habe", freut sich der zweimalige MotoGP-Rennsieger.

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Generell falle das Fazit positiv aus: "Es behebt fast alle Probleme, die wir davor hatten. Das ist fantastisch." In der Schlussphase des 27 Runden langen Rennens habe Binder sogar seinen Fahrstil etwas verändern können. "Ich konnte den Kurvenausgang vorbereiten und dann Vorteile daraus ziehen", berichtet er. "Normalerweise dreht der Hinterreifen einfach durch und ich komme nicht vom Fleck. Ich muss deshalb meinen Hut vor den Jungs ziehen, sie haben einen tollen Job mit dem Chassis gemacht."

Valencia-Sieg knapp verpasst: Binder für 2023 nur hungriger

Dass KTM einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, lässt sich auch am Qualifying-Ergebnis erkennen. Binder gelang mit P7 seine zweitbeste Startposition in diesem Jahr. Einzig in Japan war er mit Platz drei erfolgreicher, allerdings wurde dort auch auf nasser Strecke gefahren. Im Trockenen gelang dem Südafrikaner 2022 kein besseres Resultat. Teamkollege Oliveira hingegen, der in Valencia auf das neue Chassis verzichten musste, scheiterte bereits in Q1 und musste von Platz 14 starten.

Der Portugiese verfügte zwar ebenfalls über eine starke Rennpace, verlor auf dem Weg nach vorne aber zu viel Zeit, um noch um ein Spitzenresultat kämpfen zu können. Anders Binder, der sich für sein starkes Qualifying im Rennen mit Platz zwei belohnte. Wäre mit etwas mehr Glück sogar der Sieg drin gewesen? "Ich habe kurz daran geglaubt", verrät der Südafrikaner. "Als ich zehn Runden vor Schluss niedrige 1:30.1er-Zeiten fahren konnte, sah ich, wie ich immer näherkam."

Brad Binder kämpfte in Valencia mit Jorge Martin und Fabio Quartararo um das Podium, Foto: LAT Images
Brad Binder kämpfte in Valencia mit Jorge Martin und Fabio Quartararo um das Podium, Foto: LAT Images

Nachdem es Binder in Runde neun endlich an Francesco Bagnaia vorbeigeschafft hatte, war er klar schnellster Mann auf der Strecke. Der KTM-Pilot flog und holte in großen Schritten auf das Führungsquartett auf. Einzig für Rins reichte die Zeit dann nicht mehr. "Ich habe zu viel Zeit beim Überholen verloren, das war heute sehr schwierig", erklärt Binder. Zum ersten Mal blieb er dadurch in einer MotoGP-Saison ohne Rennsieg. 2020 gewann er in Tschechien, 2021 am Red Bull Ring. "Es hat einfach nicht sollen sein. Aber das macht mich nur noch hungriger für die nächste Saison!"