Misano war für Stefan Bradl das achte MotoGP-Rennen in dieser Saison. Der Deutsche konnte mit Platz 14 erstmals anschreiben. Eine Erleichterung für Bradl, der beim Grand Prix von San Marino seinen möglicherweise vorerst letzten MotoGP-Start bestritt. In zwei Wochen im Motorland Aragon könnte Marc Marquez bereits sein Renncomeback geben.

"Ich bin natürlich froh, endlich angeschrieben zu haben. Das ist zumindest eine kleine Entschädigung für all die Arbeit, die ich in den letzten Monaten in dieses Projekt gesteckt habe", so Bradl. "Das Rennen war aber extrem schwierig - eines der härtesten in meiner Karriere. Unser Motorrad ist körperlich extrem anstrengend zu fahren. Das war mir schon vor dem Rennen klar und meine Erwartungen waren auch dementsprechend niedrig. Ich hatte keine gute Pace und auch das Warm Up ist für uns nicht gut gelaufen. Mit dem Ausgang des Rennens bin ich daher zufrieden."

Motorsport-Magazin.com fragte bei Bradl nach, was die Honda zu einem derart fordernden Arbeitsgerät macht: "Uns fehlt es an Kurvenspeed. Das macht uns das Leben extrem schwer. In der Vergangenheit war die Honda sehr stark in den Bremszonen und wir hatten eine gute Beschleunigung, die wir am Ausgang nutzen konnten. Deshalb mussten wir nicht viel Zeit in Schräglage verbringen. Die MotoGP hat sich aber völlig verändert und wir sehen, dass unsere Konkurrenten viel mehr Kurvengeschwindigkeit mitnehmen können. Da kommen wir mit unserem Motorrad nicht mit. Wir müssen deshalb so spät wie möglich bremsen, aber dann wird es schwierig, die Kurven richtig zu nehmen. Dadurch verlierst du in weiterer Folge auch am Ausgang. Wir Honda-Piloten müssen unseren Fahrstil während des Rennens mehrmals ändern und das bringt dich körperlich um."

Zusätzlich kämpfte Bradl im heißen Misano-Rennen - 27 Grad Außentemperatur und 42 Grad auf dem Asphalt wurden gemessen - erneut mit Hitzestau an seiner Honda. Ein Problem, das bereits am Sachsenring zu einer verbrannten Fußsohle für Bradl geführt hatte. "Es war auch heute grenzwertig", erklärte Hondas Test- und Ersatzfahrer. "Ich konnte es gerade noch so managen, aber mein rechter Fuß ist wieder sehr heiß geworden und das ist natürlich ein Problem. Wir haben uns in diesem Bereich etwas verbessert, aber es sind weitere Schritte nötig."

Misano brachte für Bradl die ersten WM-Punkte 2022, Foto: Tobias Linke
Misano brachte für Bradl die ersten WM-Punkte 2022, Foto: Tobias Linke

Die Honda RC213V präsentiert sich also weiterhin alles andere als benutzerfreundlich. Keine guten Nachrichten für Marc Marquez, der am Dienstag im Misano-Test sein MotoGP-Comeback gibt. Er erklärte am Samstag, muskulär immer noch weit von seiner Topform entfernt zu sein. "Marc hat selbst zu mir gesagt, dass die Strecke in Misano nicht ideal für seine Rückkehr ist, weil es hier so viele enge Kurven gibt", verrät Bradl. "Dieser Test ist in erster Linie wichtig für ihn, um seine körperliche Verfassung zu evaluieren. Wir dürfen von ihm nicht erwarten, dass er sie viele und qualitativ hochwertige Runden fährt. Wir brauchen ihn aber als Anführer in unserem Projekt und ich bin sehr froh, dass er zurückkommt."