Eigentlich ließt sich Platz 11 für Marcel Schrötter beim Moto2-Rennen in Misano nicht katastrophal schlecht. Doch wenn man in Betracht zieht, dass es in diesem Rennen 14 Ausfälle gab, ergibt sich ein anders Bild. Für den Deutschen war das Rennen daher eine Fortsetzung seiner Post-Sommerpausen-Misere: "Das ganze Wochenende war eigentlich so wie in Österreich, abgesehen davon, dass ich im Qualifying noch ein bisschen was rausholen konnte. Es war dieses Wochenende nicht eine einzige Runde dabei, in der ich am Fahren Spaß hatte. Das ist ein ganz schlechtes Zeichen, obwohl wir wirklich hart arbeiten und das ganze Team versucht mir das Bike irgendwie wieder so hinzudrehen, dass ich bekomme was ich brauche."
Der Moto2-Veteran war völlig ratlos, wo seine gute Pace der ersten Saisonhälfte geblieben war: "Selbst bei großen Änderungen war das Problem immer dasselbe. Ich weiß nicht was los ist. Auch auf das Rennen braucht man eigentlich gar nicht eingehen. Bei so vielen Stürzen vom eigenen Teamkollegen geschlagen zu werden, das ist ganz weit weg von dem, was wir uns vorstellen." Besonders der Trend macht dem Deutschen Sorgen: "Das kann mal in einem Rennen passieren, aber jetzt sind es schon drei Rennen, in denen ich mir verloren vorkomme. Das kann es nicht sein."
Der Bayer hielt sich nicht zurück, Einblick in sein Seelenleben zu geben: "Das Enttäuschende ist, dass ich mich nicht einmal in der Lage fühle, zu kämpfen. Das ist das komische. Dass man nicht immer gute Rennen haben kann, ist klar, aber ich fühle mich nicht in der Lage etwas zu tun. Es ist frustrierend. Wir finden im Moment keine Lösung. Wir müssen uns alles genau ansehen und uns für Aragon irgendwas überlegen. Man fährt sich den Arsch ab und merkt dabei, dass irgendwas nicht funktioniert. Das ist schwer zu akzeptieren."
Schrötter kann Problem kaum beschreiben
Schon die Aufgabe, sein Problem zu erklären, war für Schrötter eine schwierige: "Man kann es gar nicht wirklich beschreiben, denn es sind mehrere Sachen, die nicht zusammenpassen. Ich kann nicht sagen, ich habe einfach nur keinen Grip, oder nur vorne ein Problem, oder nur beim Bremsen. Es ist eine Kombination, das eine verursacht das andere. Es kommt vom Kurveneingang und zieht sich mit in die Kurve. Ich habe kein Vertrauen, das Motorrad auf Schräglage zu bringen. Das ist alles viel zu hektisch und nicht genug. Ich fühle mich, als würde ich 10 Grad Schräglage vermissen. So habe ich einfach keinen guten Kurveneingang und kann das Bike nicht einlenken."
Der 216-fache Grand-Prix-Starter hatte Durchhänger nach der Sommerpause schon mehrfach erlebt. Doch genau darauf wollte er sich vorbereiten: "Mir war in der Sommerpause sehr wohl bewusst, dass mir das nicht passieren darf, weil das in der Vergangenheit schon einmal war. Ich habe alles anders gemacht, als in den Jahren zuvor. Ich hatte mich auch mental darauf eingestellt, dass ich beißen und kämpfen muss. Irgendwie geht es komplett in die Hose."
Unsichere Zukunft nach Intact-GP-Aus darf keine Ausrede sein
Für Schrötter war das Wochenende in doppelter Hinsicht schwierig, denn er wird das Intact-GP-Team am Saisonende verlassen müssen. Das seine unsichere Zukunft zu seinen Problemen beigetragen hat, wollte er nicht gelten lassen: "Momentan ist alles möglich. Auch von dieser Seite gesehen, war es kein einfaches Wochenende. Es gab so viele Gespräche, Möglichkeiten, Unsicherheiten. Da hat man natürlich nie den Kopf wirklich frei. Das darf trotzdem keine Ausrede sein. Es gib als Rennfahrer einfach diese Momente. Das müssen wir dementsprechend gut hinbekommen. Klar müssen Gespräche für meine Zukunft stattfinden, aber trotzdem muss ich mit dem Kopf hier sein."
Der einzige Deutsche der Moto2 kann nur noch auf Zweckoptimismus setzten, auch im Sinne des Abschieds von seinem langjährigen Team: "Ich hoffe wir finden schnell einen Weg. Das hat das Team nicht verdient und ich auch nicht. Wir wollen für die Zeit, die wir noch gemeinsam haben, das Zeigen, was wir dieses Jahr schon gezeigt hatten. Ich hoffe einfach wir finden eine Lösung für das Problem."
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