Nach zwei dürren Grand Prix in Jerez und Le Mans zeigte sich die MotoGP in Mugello wieder von ihrer besten Seite: Spannend, actionreich und mit zahlreichen Überholmanövern, darunter auch zwei Führungswechsel. Warum konnten sich die MotoGP-Piloten in der Toskana plötzlich wieder einfacher passieren als noch in den Wochen zuvor?

Mugello Circuit: Streckencharakteristik erlaubt Überholversuche

"Mugello ist eine Strecke, auf der man die Bremse auch mal loslassen und in die Kurve reinrollen lassen kann", erklärt Aleix Espargaro. Der Aprilia-Pilot sieht die Charakteristik der Strecke für die zahlreichen Überholmanöver verantwortlich. Dem stimmt auch Johann Zarco zu: "Hier in Mugello, mit den vielen Richtungswechseln, kannst du etwas versuchen, wenn du dich gut fühlst. Deshalb haben wir mehr Überholmanöver gesehen."

"Wenn es nur ums Bremsen und Beschleunigen geht [wie auf anderen Strecken, Anm.], hast du weniger Spielraum. Wenn es fließender ist [so wie in Mugello, Anm.], kannst du mit unterschiedlichen Linien spielen", führt er aus.

Dem schließt sich auch Landsmann Fabio Quartararo, der in Mugello trotz Topspeed-Nachteil von Startplatz sechs auf den zweiten Rang nach vorne fahren konnte, an: "Was ich zum Überholen brauche, sind Kurven mit Richtungswechsel wie hier Turn zwei und drei." Ein weiteres Beispiel seien die Kurven sechs und sieben, in denen der Franzose in der elften Runde Marco Bezzecchi passieren konnte. "Diese Kurven kann ich richtig gut nehmen. Kurvenspeed ist unsere Stärke. Diese Strecke ist einfacher für mich, wenn es ums Überholen geht", meint Quartararo.

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Chaos-Qualifying sorgt für durchmischtes Grid

Rennsieger Francesco Bagnaia sieht darüber hinaus noch einen weiteren Faktor für die vielen Überholmanöver: Das durchmischte Grid. Leichte Regenfälle hatten am Samstag für ein chaotisches Qualifying gesorgt, mit Fabio Di Giannantonio fuhr ein MotoGP-Rookie völlig überraschend wie sensationell auf die Pole-Position. Marco Bezzecchi und Luca Marini komplettierten eine ungewöhnliche erste Startreihe. Die favorisierten Bagnaia, Quartararo und Espargaro mussten sich erst durch das Feld kämpfen.

"Wir drei auf dem Podium hatten das ganze Wochenende über eine ähnliche und bessere Pace als die anderen. Da ist es einfacher, zu überholen", argumentiert der Ducati-Star. Dem schließt sich auch Espargaro an: "Die Rookies haben einen sehr guten Job gemacht, aber wir drei hatten einen Pace-Vorteil. Wenn du noch etwas im Ärmel hast, ist es einfacher zu überholen. Wir drei konnten noch einen draufsetzen."

War die Überholshow in Mugello also nur eine Ausnahme? Ja, glaubt Bagnaia. "Wenn du schneller fährst, ist es einfacher zu überholen. Wenn die Pace ähnlich ist, dann wird es wieder schwieriger", sagt der Italiener. "Wenn wir drei zusammen gefahren wären, wäre es schwierig geworden, eine tolle Show aufzuziehen", glaubt auch Espargaro. "Wir hatten eine sehr ähnliche Pace. In den letzten sieben bis acht Runden haben wir uns immer einen Zehntel gegeben und wieder zurückgeholt. Wenn du so nah beieinander liegst, ist es schwierig zu überholen."