Im Alter von nur 27 Jahren zog Casey Stoner Ende 2012 einen Schlussstrich unter seine MotoGP-Karriere. Mehrere Faktoren spielten damals eine Rolle, ein entscheidender waren aber seine anhaltenden gesundheitlichen Probleme. Stoner leidet unter dem Chronischen Erschöpfungssyndrom, einer schweren neuroimmunologischen Erkrankung, die sich in erster Linie durch eine lang anhaltende, enorme Erschöpfung auszeichnet.

Leider trat auch nach dem Karriereende und den folgenden Aufgaben als Testfahrer für Honda und später Ducati keine Besserung ein. "Ich habe immer noch massive gesundheitliche Probleme", verriet Stoner am vergangenen Wochenende in Portimao. "Es gab Zeiten, in denen ich fünf Monate praktisch nur auf der Couch verbracht habe. Der Weg vom Bett auf die Couch war mein einziges Training am Tag. Das hat mir natürlich auch mental extrem zugesetzt."

Auf ein zwischenzeitliches Hoch im vergangenen Winter folgte der nächste Tiefschlag. "Im Dezember und Januar dachte ich, dass es bergauf geht. Ich war richtig euphorisch, aber im März und April ging es dann wieder rapide bergab." Mittlerweile hat Stoner aber gelernt, etwas besser mit seiner Krankheit umzugehen. "In den letzten drei bis vier Jahren habe ich es geschafft, mir meine Kräfte einzuteilen und so besser durch den Tag zu kommen", erklärt er. "Ich weiß jetzt, was mir langfristig schadet und wie ich die Probleme reduzieren kann. Früher bin ich überall hin gejoggt, jetzt kann ich nur gehen. Das hasse ich zwar, aber so bin ich nach einem aktiven Tag zumindest nicht wieder ein oder zwei Wochen völlig erschöpft."

Körperliche Höchstleistungen sind für Stoner so aber natürlich nicht möglich: "Es gibt Tage an denen ich völlig erledigt bin und an anderen ist es wieder besser. Bei mehr als 60 Prozent meiner Leistungsfähigkeit bin ich aber nie."

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Casey Stoner verwirft Mountainbike-Karriere

So kommt für den zweifachen MotoGP-Weltmeister auch keine wettkampfmäßige Teilnahme an Sportveranstaltungen in Frage. "Das fehlt mir, denn die vergangenen vier Jahre war mein einziger Gegner ich selbst. Ich kann an keinerlei Wettkämpfen teilnehmen, obwohl mir das viel Spaß machen würde", seufzt Stoner. "Nach meiner MotoGP-Karriere bin ich viel Mountainbike gefahren und habe ein relativ gutes Niveau erreicht. Ich wollte Rennen fahren. Gar nicht um dort sonderlich konkurrenzfähig zu sein, sondern einfach nur um zu sehen, wo es hinführt. Ich hatte große Freude daran, aber leider wurde es dann immer schwieriger und schwieriger."