Jack Miller war in der Auslaufrunde des MotoGP-Rennens in Austin nicht gut auf Joan Mir zu sprechen. Die TV-Kameras fingen ein, wie der Australier den entthronten Weltmeister beim Helm packte, wild gestikulierte und ihm Nettigkeiten entgegen schrie.

Wildes Austin: Aufregung um Strafen und Horror-Crash: (11:37 Min.)

Kurz zuvor waren die beiden Heißsporne auf der Strecke aneinandergeraten. Miller befand sich auf abbauenden Reifen in einer Abwehrschlacht, hielt aber in der letzten Runde tapfer den 6. Rang. In Kurve 16 (ein scharfer Linksknick) versuchte Verfolger Mir sein Glück mit Brechstange und touchierte Miller.

Da beide Piloten durch den Kontakt nach außen abgetragen wurden, konnte auf der Innenseite Enea Bastianini durchschlüpfen und sich als lachender Dritter den 6. Rang sichern. Miller kam hinter Mir nur als 8. ins Ziel, profitierte aber von einer Strafe gegen den Spanier. Denn die Stewards versetzten Mir für seine Aktion um einen Platz nach hinten, womit er im Endklassement mit Miller erneut Plätze tauschte.

Der Australier kritisierte diese Entscheidung, die seiner Ansicht nach viel zu milde ausfiel: "Sie (die Stewards; Anm.) picken sich wieder mal die Strafe raus, die ihnen gerade gefällt. Am letzten Rennwochenende bekam Aegerter für das gleiche Vergehen gegen Torres mehr als 30 Sekunden Zeitstrafe."

Es war nicht der erste Körperkontakt mit Mir in der laufenden Saison. Bereits beim Saisonauftakt in Katar hatten die beiden Heißsporne für einen Eklat gesorgt. "Auch im letzten Rennen in Misano ist genau das gleiche passiert wie heute. In Assen etwas ähnliches. Immer wenn ich gegen diesen Typen fahre, donnert er in mich rein", ärgerte sich Miller. "In Misano bin ich dadurch vom 4. Auf den 6. Platz zurückgefallen, heute vom 6. auf den 8.!"

Mir ist sich keiner Schuld bewusst

"Dieses Manöver hat für ihn selbst gar keinen Sinn gemacht, da wir beide weit gehen mussten und jemand hinter uns durchschlüpfen konnte. Aber anscheinend ist das der Stil, mit dem er Rennen fahren will", führte der Australier aus. Mir konnte die Aufregung nicht nachvollziehen und beschwerte sich sogar über seine Bestrafung.

"Ich will mich bei Jack entschuldigen", holte er in seinem Videocall nach dem Rennen aus. "Ich wollte ihn nicht anfahren. Aber er hat eine seltsame Linienwahl an den Tag gelegt. Ich war innen, als er plötzlich reingeschnitten ist. Ich bin auf den Kerb ausgewichen, damit wir uns nicht berühren, aber da war es schon zuspät."

"Diese Strafe verstehe ich ganz und gar nicht", zeigte sich Mir verärgert und holte zu einem Seitenhieb gegen Miller aus. "Aber vielleicht waren heute ja nicht die gleichen Stewards im Einsatz wie in Katar. Damals ging Jack bekanntlich straffrei aus." Mit Mir und Miller gibt es wohl zwei neue ziemlich beste Feinde in der MotoGP.