Mit der Vertragsverlängerung von Takaaki Nakagami bei LCR Honda wurde am Donnerstag ein weiterer MotoGP-Platz für 2021 vergeben. Nun herrscht nur noch bei Aprilia, wo man das finale Doping-Urteil abwartet Unklarheit - und bei Avintia. Die dortige Situation ist dafür besonders kompliziert.

Eigentlich hat man Tito Rabat bereits einen Fahrer für 2021 unter Vertrag. Dann ist da Enea Bastianini, dessen MotoGP-Aufstieg zu Avintia als beschlossene Sache gilt. Von 99 Prozent Sicherheit sprach Ruben Xaus, Sportdirektor des spanischen Teams, hier schon im Rahmen des ersten Misano-GPs Mitte September. So weit so gut, doch auch Luca Marini soll 2021 MotoGP bei Avintia fahren. Das wünscht sich nicht nur das gesamte VR46-Lager, sondern auch Motorradlieferant Ducati.

Einer der drei Fahrer wird also zwangsläufig leer ausgehen. Und obwohl er der einzige mit gültigem Vertrag ist, wird es wohl Tito Rabat. Seine sportlichen Leistungen sind bereits seit längerer Zeit enttäuschend. Das Avintia-Team würde dennoch gerne an ihm festhalten, da Rabat beträchtliche Summen an Sponsorgeld aus der Firma seines Vaters mitbringt. Der Schriftzug "Rabat" prangt ja auf beiden Maschinen des Rennstalls.

Avintia will Geld für Marini-Deal

Die Teamführung rund um Inhaber Raul Romero machte deshalb in den Verhandlungen mit dem VR46-Lager keinen Hehl daraus, dass man sich für ein Engagement von Luca Marini eine finanzielle Gegenleistung erwarte. Diese könnte in Form eines Sponsorings durch das Unternehmen VR46 funktionieren, auch wenn der Rennstall nicht zwei Maschinen in unterschiedlichen Designs will, wie das etwa bei LCR seit Jahren üblich ist.

Das VR46-Logo könnte Marini auch in der MotoGP begleiten, Foto: LAT Images
Das VR46-Logo könnte Marini auch in der MotoGP begleiten, Foto: LAT Images

Wie die italienischen Kollegen von 'GPone' unter Berufung auf MotoGP-Manager-Legende Carlo Pernat berichten, könnte es für Avintia nun ein neues, interessantes Angebot geben. Zusätzlich zu einer finanziellen Mitgift für Marini in der MotoGP würde das Sky-VR46-Team demnach seine Startplätze in der Moto3 Avintia überlassen und sogar die Kosten für die beiden KTM-Maschinen übernehmen.

Ein Szenario, das durchaus plausibel wirkt. Denn bei Avintia hat man in den letzten Jahren bemerkt, dass die MotoGP für den kleinen spanischen Rennstall vielleicht doch eine Nummer zu groß ist. So könnte man sich nun wie in der Vergangenheit wieder erfolgreich in den kleineren Klassen etablieren. 2021 wäre in der MotoGP dann eine Art Übergangsjahr, bevor das Team endgültig von der VR46-Struktur übernommen wird.

Was wird aus Tito Rabat?

Ducati soll Tito Rabat seinen mehr oder weniger freiwilligen Verzicht auf den Avintia-Platz mit einem Wechsel in die Superbike-WM schmackhaft machen. Dort hat man bislang nur das Werksteam mit Scott Redding und Michael Ruben Rinaldi besetzt, die vier Kundenrennställe haben noch keine Fahrer bekanntgegeben. Auch eine Rückkehr in die Moto2, wo Rabat 2014 Weltmeister war, ist denkbar. Er selbst sprach zuletzt gar nicht zur Presse, am Donnerstag äußerte er sich erstmals wieder. Allerdings nicht zur nächsten Saison. "Meine Zukunft liegt in der Gegenwart", würgte er etwaige Fragen zu 2021 direkt ab.