Ein bereits fixierter Fahrerweltmeistertitel mit vier noch zu fahrenden Rennen - das gab es vor Marc Marquez 2019 erst zwei Mal in der MotoGP-Geschichte. 2002 und 2005 gelang Valentino Rossi dieses Kunststück. Marquez' Darbietung in dieser Saison war also zweifelsohne eine der beeindruckendsten und überlegensten der letzten Jahre.

Auch der Weltmeister selbst gerät bei einem kleinen Rückblick auf seine bisherige Saison ins Schwärmen: "Das ist ohne Zweifel meine bislang beste Saison in der MotoGP. Ja, 2013 habe ich 13 Rennen gewonnen, aber damals waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern und Motorrädern ziemlich groß. Jetzt ist das Feld extrem konkurrenzfähig und du kannst mit vier Herstellern gewinnen."

Und doch hält Marquez fest, dass hinter dieser Überlegenheit viel harte Arbeit steht. "Mit diesem Vorsprung in der Weltmeisterschaft sieht es so aus, als wäre es ein einfaches Jahr gewesen. Aber glaubt mir: Der Druck war groß und ich habe ihn gespürt. Ich bin auch nur ein Mensch. Ständig mit dem Druck umzugehen, dass dich jeder schlagen will und nur auf deine Fehler wartet, ist alles andere als einfach", wandte er sich in seiner Weltmeister-Pressekonferenz nach dem Rennen von Buriram an die MotoGP-Journalisten.

Was man anhand der unzähligen Erfolge Marquez' in dieser Saison leicht vergisst: Er war mit gehörigen Altlasten in das Jahr 2019 gegangen. Seine linke Schulter war durch viele Stürze in der Vergangenheit schwer lädiert, an den letzten Rennwochenenden des Vorjahres hatte Marquez ständig mit Schulterluxationen zu kämpfen. Eine Operation im Winter war daher unausweichlich.

Die Winterpause bestand für Marquez hauptsächlich aus Reha-Einheiten, Foto: Honda
Die Winterpause bestand für Marquez hauptsächlich aus Reha-Einheiten, Foto: Honda

Und diese hatte für den MotoGP-Superstar eine lange Genesungsphase zur Folge. "Bis zum Sepang-Test habe ich mich eigentlich nicht schlecht gefühlt, aber dort ist mir klar geworden, dass noch sehr viel Arbeit vor mir liegt", verrät Marquez. "Die Ärzte haben von Anfang an gesagt, dass die vollständige Genesung drei bis vier Monate dauern wird, aber ich habe ihnen nicht geglaubt. Ich dachte, nach einem Monat bin ich wieder voll fit. Richtig fit habe ich mich erst im März gefühlt, als ich auch wieder mit dem Motocross-Training beginnen konnte. Zu Saisonbeginn war ich körperlich nicht bei 100 Prozent, aber wir haben die Situation trotzdem gut gemanagt."

Marquez lässt keine Zweifel aufkommen

So erstickte Marquez mit echten Galavorstellungen wie in Argentinien schon früh die Hoffnungen der Konkurrenz, seine körperliche Probleme könnten ihn maßgeblich einbremsen. Mit Ausnahme von Austin, wo er souverän in Führung liegend stürzte, war der Repsol-Honda-Pilot in jedem Rennen 2019 entweder Erster oder Zweiter und konnte damit bislang unfassbare 325 Punkte sammeln.

Sein persönliches Ziel hat er mit dem Fahrer-WM-Titel bereits erreicht. Nun gilt es für Marquez, seinem Team und Hersteller Honda etwas zurückzugeben. "Unser großes Ziel ist die Triple-Crown (WM-Titel in Fahrer-, Team- und Herstellerwertung, Anm.)", sagte Marquez am Sonntag in Thailand. In der Konstrukteurs-WM, wo jeweils nur der beste Fahrer eines Herstellers gewertet wird, hat Honda komfortable 77 Punkte Vorsprung auf Ducati. In der Teamwertung, die beide Fahrer eines Rennstalls umfasst, sieht es für Marquez' Repsol-Honda-Truppe hingegen weniger gut aus. Durch die desaströsen Leistungen seines Teamkollegen Jorge Lorenzo fehlen hier 19 Zähler auf das Ducati-Werksteams. "Das aufzuholen, wird nicht einfach, aber wir werden es versuchen", gibt Marquez die Marschroute vor. "Jetzt ist es Zeit zu feiern, aber in die letzten Rennen müssen wir mit derselben Motivation und demselben Ehrgeiz wie bislang gehen. Normalerweise schaltet dein Körper automatisch einen Gang herunter, wenn du den Titel geholt hast. Wir wollen das aber ändern und weiter Vollgas geben."