Die MotoGP-Stewards dürfen künftig bei Verstößen gegen Track Limits in der letzten Runde eines Rennens härter durchgreifen. Das wurde im Rahmen des Rennwochenendes in Aragon zunächst in der Safety Commission der Fahrer besprochen, anschließend von den Offiziellen beschlossen und am Samstag um 12.03 Uhr der Öffentlichkeit per Presseaussendung mitgeteilt.

Die konkrete Änderung betrifft die Beweislast im Falle eines Vergehens sowie die Möglichkeiten der Stewards: Ab sofort muss jener Fahrer, der in einem direkten Duell gegen einen Konkurrenten in der letzten Runde eines Rennens gegen die Track Limits verstößt, beweisen, dass er durch das Verlassen der Strecke einen Nachteil hatte. Andernfalls dürfen die FIM-Stewards diesen Fahrer mit einer Positionsänderung oder einer Zeitstrafe belegen.

Bislang gab es keine Sonderregelung für die letzte Runde eines Rennens bzw. direkte Duelle. Die Richtlinien für die Stewards besagten lediglich, dass beim dritten Verstoß gegen die Track Limits eine Warnung an den betroffenen Fahrer ergeht und bei zwei weiteren Verstößen eine Strafe ausgesprochen werden muss. Zuletzt etablierte sich die in dieser Saison eingeführte Long Lap Penalty als Strafmaß für derartige Verstöße.

MotoGP-Lexikon: So wird über Strafen entschieden: (04:27 Min.)

Sollte sich ein Fahrer aber über das gesamte Rennen keinen Verstoß zu Schulden kommen lassen und erst in der letzten Runde die Track Limits verletzen, hatten die FIM-Stewards bislang keine konkrete Handhabe - insofern es sich nicht um einen Shortcut samt klar ersichtlichem Zeitgewinn handelte. Durch die neuen Richtlinien besteht nun die Möglichkeit, gegen Verstöße in direkten Duellen in der letzten Runde gesondert vorzugehen - egal ob in allen Runden davor Track Limits eingehalten wurden.

Notwendig wurden diese neuen Richtlinien nachdem Augusto Fernandez im Moto2-Rennen von Misano in der letzten Runde im Duell um den Sieg gegen Fabio Di Giannantonio eine weitere Linie außerhalb des Kerbs gewählt hatte, um in der Folgekurve eine bessere Linie zu haben und dort das rennentscheidende Überholmanöver zu setzen. Di Giannantonios Team hatte zwar gegen das Manöver protestiert, doch es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine rechtliche Grundlage dafür, da eine Strafe gegen Fernandez nur im Falle eines Shortcuts oder eines fünften Verstoßes gegen die Track Limits möglich gewesen wäre.

Bereits am Donnerstag forderten die MotoGP-Fahrer daher eine Regelklarstellung durch die Offiziellen. Das Thema kam auch am Freitagabend in der Safety Commission, an der alle Piloten teilnehmen können, zur Sprache. Im Anschluss entschieden sich die zuständigen Gremien für die nun erfolgten Anpassungen.