Eve, du warst bislang ja eher im Automobilsport beheimatet. Was erwartest du denn nun vom Motorradsport?
Eve Scheer: Den Automobilsport habe ich über 15 Jahre lang als Moderatorin begleitet, acht Jahre bin ich selbst gefahren. In der MotoGP freue ich mich mit ServusTV auf Mega-Sport, denn für mich ist das die wahre Königsklasse, was spannendes Racing bis zur letzten Kurve angeht. Was mich neben den spektakulären Rennen noch fasziniert, sind die Rennfahrer selbst. Denn wenn die Jungs mit gebrochenen Knöcheln, ausgerenkten Schultern oder angeknacksten Schlüsselbeinen auf ihr Motorrad steigen, ist das einfach crazy. Die MotoGP bietet wirklich Motorsport vom Feinsten, wo noch der Fahrer selbst am meisten zählt. Das ist in einigen Automobilsportarten zuletzt etwas verloren gegangen.

Du hast die Verletzungen angesprochen. Sind Motorradsportler deiner Meinung nach die härteren Motorsportler?
Eve Scheer: Absolut. Alleine wenn man an Valencia zurückdenkt, wo sich Marc Marquez im Qualifying erneut die Schulter ausgekugelt hat, auf einen Roller gesprungen ist und dann mit dem zweiten Motorrad noch in die zweite Startreihe gefahren ist. Das ist beeindruckend und irgendwie auch ein bisschen unfassbar. Nicht nur in dieser Hinsicht sind Motorradpiloten echt crazy.

In Valencia durftest du ja bereits Paddock-Luft in der MotoGP schnuppern. Wie unterscheidet sich dieses besondere Ambiente von Fahrerlagern in anderen Rennserien?
Eve Scheer: Ich habe schon viele Paddocks gesehen: von der Formel 1 über DTM und NASCAR bis hin zu GT3-Serien und 24-Stunden-Rennen. Jedes Fahrerlager ist anders, aber wenn du zum Beispiel im F1-Paddock bist, bekommst du als normaler Fan dort ja schon lange keinen Fahrer mehr zu Gesicht. Bei der MotoGP ist das anders! Da läuft Dir ein Fahrer über den Weg, du bekommst ein Autogramm oder kannst sogar ein Selfie machen. Selbst ein Marquez oder Rossi, die im Fahrerlager auf ihren Rollern durchaus eskortiert werden, nehmen sich Zeit für solche Dinge. Für die Fans ist die MotoGP daher viel nahbarer. Man sieht das auch nach den Rennen, wenn die Piloten mit Streckenposten feiern oder auf eine Fantribüne springen. Diese Leidenschaft für den Sport bekommen die Fahrer dann auch von den Fans zurück. Und das ist gut für alle.

Bei deinen Aussagen höre ich ziemlich große Begeisterung für die MotoGP heraus. Liege ich da richtig?
Eve Scheer: Ja, das deutest du völlig richtig. Das Thema ist für mich nicht komplett neu, da ich früher auch etwas Motorrad gefahren bin. Zwar nur in der Freizeit, aber der eine oder andere Track Day war dabei. Live moderiert habe ich in diesem Umfeld allerdings noch nie, daher freue ich mich, mit ServusTV nun hautnah dran sein zu dürfen.

Was erwartest du aus sportlicher Sicht von der MotoGP-Saison 2019?
Eve Scheer: Tolle und mega spannende Rennen quer über alle Klassen hinweg. Marc Marquez hat die vergangenen Jahre dominiert, hat jetzt aber mit dem fünfmaligen Weltmeister Jorge Lorenzo einen starken Teamkollegen. Und vergessen wir nicht die 20 anderen MotoGP Piloten. Aber die echten Experten-Aussagen überlasse ich lieber Alex Hofmann und Stefan Bradl, die am Thema MotoGP ja so nah dran sind und das unseren ServusTV-Fans zeigen werden.

Wie kam es überhaupt zu diesem Engagement, wenn du zuvor noch nie im Motorrad-Umfeld moderiert hast?
Eve Scheer: ServusTV ist an mich herangetreten, da es den einen oder anderen gab, der mich aus der Motorsport-Szene kennt und mich empfohlen hat. Ich wurde angerufen und gefragt, ob ich Bock drauf hätte, ein geiles Team zu unterstützen. Ich musste nicht lange überlegen und freue mich nun auf diese neue Aufgabe.

Wie wird deine Aufgabe denn konkret aussehen? Welche Rolle ist für dich in den MotoGP-Übertragungen geplant?
Eve Scheer: Ich werde als Moderatorin durch die MotoGP-Livesendungen von ServusTV führen und mich dabei mit Andrea Schlager, die das bereits seit drei Jahren macht, abwechseln. Unsere Aufgabe ist unter anderem die Anmoderation von Beiträgen oder das Führen von Interviews in der Boxengasse. Für die tiefergreifenden Analysen bekommen wir einen Experten an unsere Seite. In diesem Job wechseln sich Stefan Bradl, Alex Hofmann und Gustl Auinger ab. Und dann haben wir ja auch noch einen starken Kommentator mit Christian Brugger. In Katar werden wir alle gemeinsam mit voller Teamstärke auftreten und die MotoGP-Fans bei ServusTV willkommen heißen.

Wie sieht die Aufteilung der Rennen zwischen dir und Andrea Schlager konkret aus? Und bekommt ihr immer den gleichen Experten zur Seite gestellt?
Eve Scheer: Nach dem Auftakt in Katar kommen Andrea und ich bei jeweils neun Rennen zum Einsatz. Auch die Experten wechseln sich ab und ich werde nicht nur mit Gustl oder Stefan moderieren. Alles in allem haben wir im Team einen guten Mix aus Österreichern und Deutschen. ServusTV hat die österreichischen Fans in den vergangenen drei Jahren ja bereits bestens unterhalten und nun dürfen sich auch die deutschen MotoGP-Fans auf uns freuen.

Wie müsste das Jahr verlaufen, dass du am Ende des Jahres sagen kannst: "Ich habe einen guten Job gemacht"?
Eve Scheer: (lacht) Eigentlich bin ich selbst immer mein größter Kritiker! Ich würde mich freuen, wenn unsere MotoGP-Zuschauer eine geile Zeit mit ServusTV erleben, mich in die MotoGP-Familie aufnehmen und akzeptieren. Ich möchte verhindern, dass jemand sagen kann: Geh doch zurück zu den Vierrädern. Und wenn am Ende des Jahres ServusTV sagt, dass sie 2020 mit mir weitermachen wollen, dann wäre das perfekt.