Wenn Maverick Vinales nicht ohnehin schon ein Fan von Phillip Island wäre, dann hätte die australische Strecke wohl spätestens jetzt einen besonderen Platz in seinem Herzen. Der Spanier beendete Yamahas lange Sieg-Durststrecke in Down Under, indem er seine YZR-M1 als Erster über die Ziellinie brachte. Damit haben sich Fahrer und Team etwas ganz Wichtiges bewiesen - und schweben nun auf Wolke 7.

"Es war ein unglaublicher Tag", strahlte Vinales nach dem MotoGP-Rennen auf Phillip Island. Der Yamaha-Pilot fuhr den ersten Rennsieg seit dem Niederlande GP 2017 für sein Team ein. Damit ist die längste Durststrecke in der Konzern-Geschichte beendet - und Vinales konnte die Kritiker verstummen lassen. "Dieser Sieg ist für mich und Yamaha gleich wichtig", glaubte er deshalb. "Für mich, weil ich an Selbstvertrauen verloren habe und für Yamaha, weil sie gezeigt haben, dass sie noch Rennen gewinnen können."

Das Vinales in der Lage ist auf der M1 Rennen zu gewinnen, hat er zuletzt im Vorjahr im französischen Le Mans bewiesen. Das ist mittlerweile schon über ein ganzes Jahr her, dementsprechend groß ist auch die persönliche Erleichterung für Vinales. Das auf Phillip Island, seiner erklärten Lieblingsstrecke, zu schaffen, macht den Sieg für den Spanier noch spezieller. "Es ist unglaublich, auf dieser Strecke wieder zu siegen", strahlte Vinales weiter. "Das letzte Mal war ich in meinem Racing-Leben vor anderthalb Jahren so glücklich." Damit spielt der Yamaha-Pilot natürlich auf Le Mans an.

Doch Vinales gibt auch zu, dass nicht ihm allein die Lorbeeren für dieses Rennen gehören. Obwohl es auf seiner Seite der Yamaha-Box in der schwierigen Zeit große Probleme gab, hat man heute zusammen gewonnen. Und obwohl böses Blut zwischen ihm und seinem Noch-Crewchief Ramon Forcada geflossen war, umarmten sich beide lang im Parc Ferme. Vinales erklärte nach dem Rennen, wie wichtig es war, sein Team an seiner Seite zu wissen. "Ich habe tolle Leute um mich herum, die mich immer motiviert haben", so Vinales. Und das auch in Zeiten, wo er diese Motivation schwer fand.

Maverick Vinales: Nicht mit so einem schlechten Start gerechnet

Der Weg nach ganz oben auf dem Treppchen war aber auch heute nicht einfach. Vinales qualifizierte sich zwar am Samstag auf Startplatz zwei, vergeigte allerdings den Start. "Ich hätte nicht erwartet, dass ich so schlecht starte", lachte er nach dem Rennen. "Es war unglaublich. Ich lag auf P10 und dachte nur 'Du bist dumm, was stellst du denn an?'" Doch dank harter Arbeit an der Elektronik und einer Rückbesinnung auf die Thailand-Yamaha gelang es Vinales an diesem Wochenende, nach vorn zu fahren statt zurückzufallen.

Der Yamaha-Pilot kämpfte sich Schritt für Schritt nach vorne, um in der achten Runde schließlich die Führung zu übernehmen und dann im Nirgendwo zu verschwinden. Dabei wirkte er wieder wie der Vinales, den Yamaha im Jahr 2017 unter Vertrag genommen hatte. Vinales bestätigt, dass er sich auch endlich wieder wohl auf der M1 gefühlt hat: "Ich hatte ein gutes Gefühl und konnte pushen."

Das tat er auch, zeitweise hatte Vinales einen Vorsprung von vier Sekunden auf seine Verfolger. Erst als sich Andrea Iannone von seinen Konkurrenten freifahren konnte, schloss er die Lücke auf Vinales. Der war da schon im Cruise-Modus unterwegs, um seine Reifen zu schonen. Denn zu Beginn des Rennens verschwendete er nicht eine Sekunde an die Haltbarkeit seiner Pneus. Trotz Iannones Aufholjagd brachte Vinales den Sieg aber 1.543 Sekunden vor dem Italiener über die Ziellinie und geht nun als derjenige Pilot in die Geschichte ein, der Yamaha von ihrer längsten Durststrecke erlöst hat.