"Ich bin sehr glücklich", sind Marc Marquez' erste Worte, nachdem er seinen fünften MotoGP-Titel vor den Augen seiner japanischen Chefs in Motegi eingefahren hat. Kein Wunder, denn zum wiederholten Male gelingt Marquez der WM-Sieg auf Honda-Boden. Der Druck seines Arbeitgebers, den Titel auf eigenem Boden einzufahren, war hoch. Doch genau das tat Marquez gut.

Der Japan GP ist traditionell ein wichtiges Rennen für alle japanischen Hersteller in der MotoGP, aber besonders für Honda, denen der Twin Ring Motegi gehört. Deshalb ist der Titelgewinn auf eigenem Boden von besonderer Bedeutung für den Hersteller. Wie bedeutungsvoll macht Marquez nach seinem Rennsieg klar: "Vor dem Warm-Up heute kam der Honda-Präsident zu mir und hat gesagt, dass ich heute den Titel holen muss", lacht Marquez. "Ich hab nur 'Okay' gesagt. Ich weiß, dass es wichtig für sie ist."

Was nach ungeheuer viel Druck klingt, ist für Marquez jedoch eher eine Art Arbeitserleichterung. "Ich mag den Druck. Wenn ich unter Druck stehe, arbeite ich besser und bin konzentrierter", glaubt er. Deshalb war seine bisherige Situation im WM-Kampf auch nicht leicht für den Spanier. Mit einem souveränen Vorsprung auf WM-Zweiten Andrea Dovizioso hätte Marquez den Titel wenn nicht in Japan in einem der kommenden Rennen gewonnen. Dovizioso selbst machte sich nicht mal mehr Hoffnungen auf den WM-Sieg, obwohl er rechnerisch noch möglich gewesen wäre.

Marc Marquez ist MotoGP-Champion! Analyse zum Motegi-GP: (20:42 Min.)

Diese komfortable Lage würde manch anderen Piloten freuen, Marquez jedoch nicht wirklich. "Nach dem Rennen in Aragon hatte ich das Gefühl, als könnten wir es schaffen. Aber so eine Situation mag ich nicht", erklärt Marquez nicht. Um sich zu Höchstleistungen anzutreiben, setzte sich der Weltmeister eben selbst unter Druck. "Ich habe mir gesagt, dass ich den ersten Matchball gewinnen will, um mich extra zu motivieren", enthüllt Marquez.

Marquez: Gleiche Taktik in MotoGP-Rennen von Thailand und Japan

Diese Taktik ist Marquez geglückt, wenn auch das Wochenende mit einigen Problemen begann. Spätestens im Warm-Up waren jegliche Bedenken aber verschwunden. In den Rennvorbereitungen nach dem Sonntags-Training war Fahrer und Team dann klar, dass man die Pace Doviziosos mitgehen konnte. Das größte Hindernis war also nur der Start von Platz sechs aus. "Die erste Runde war die Wichtigste des Rennens", ist sich Marquez deshalb sicher. Um das Rennen vor Polesitter Dovizioso zu beenden, brauchte Marquez einen perfekten Start. Den bekam er auch und lag bereits in Runde eins hinter Dovizioso.

Marquez' Taktik in Motegi war dieselbe wie bereits in Thailand: Dovizioso nicht erst auf der letzten Runde in einen Kampf verwickeln. Denn die Ducati kann besser beschleunigen als die Honda, was Dovizioso in Kämpfen auf den letzten Metern einen Vorteil bietet. Deshalb versuchte es Marquez früher, machte aber einen Fehler und musste Dovizioso vorbeilassen. Am Ende zog sich der Ducati-Pilot aber selbst aus dem Verkehr, als er auf der vorletzten Runde crashte und Marquez somit den Titel auf dem Silbertablett servierte.

Marc Marquez bestreitet die letzten Saisonrennen als vorzeitiger Weltmeister, Foto: Tobias Linke
Marc Marquez bestreitet die letzten Saisonrennen als vorzeitiger Weltmeister, Foto: Tobias Linke

Vorher jedoch versuchte Dovizioso alles, um Marquez am Titelgewinn in Motegi zu hindern. Als der Italiener die ersten 20 Rennrunden führte, zog er die Pace mal an, mal verlangsamte er sie. Warum, weiß Marquez auch nicht. "Vielleicht musste er sich über den Sprintverbrauch Gedanken machen oder über die Reifen oder seine körperliche Verfassung, obwohl ich mir das Letztere nicht vorstellen kann", grübelt Marquez. Am Ende spielte das für den Weltmeister auch keine Rolle, denn auch im Japan GP machte er sich selbst Druck. "Ich habe Dovi einfach fahren lassen, denn dann muss man pushen. Das mag ich", resümiert Marquez.

Perfekte Konstanz in MotoGP-Saison

So ungewöhnlich die Taktiken von Marquez auch sein mögen, am Ende funktionieren sie. Das hat er mit dem fünften MotoGP-Titel nun bewiesen. Blickt er auf die Saison 2018 zurück, ist die Bilanz fast durchweg positiv. "Wenn ich mir die Ergebnisse des Jahres anschaue, welchen sich Siege und zweite Plätze ab", freut sich Marquez. "An dieser Konstanz haben wir hart gearbeitet." Diese Einschätzung von Marquez stimmt, denn in der gesamten Saison stand er nur zweimal nicht auf dem Podium. In Argentinien und Mugello fuhr er jeweils nicht in die Punkte, alle anderen Rennen beendete er auf dem Treppchen. "Ein schlechtes Rennen war für uns ein zweiter oder dritter Platz", so Marquez.

Der Repsol Honda-Pilot glaubt auch, den Grund für diese außerordentliche Konstanz zu kennen. "Manchmal unterstützt mich das Bike mehr und manchmal ist es andersherum", erklärt Marquez und bringt auch noch sein Team in diese Gleichung mit hinein. Wenn die Komponenten Fahrer, Bike und Team perfekt zusammenarbeiten, dann kann ein Fahrer Ergebnisse wie Marquez erzielen. Und weil man so hart an dieser Konstanz gearbeitet hat, gibt es nach dem gewonnenen WM-Titel jetzt die Belohnung. "Wir werden hier feiern und dann in Australien und dann in Malaysia. Einfach immer weiter, bis die neue Saison losgeht", lacht der neue Weltmeister.