Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo bescherten Ducati beim MotoGP-Rennen in Brünn den zweiten Doppelsieg ihrer gemeinsamen Amtszeit. Wie bereits in Sepang im vergangenen Oktober hatte dabei Dovizioso die Nase am Ende vorne. Der Vizeweltmeister setzte sich in einem taktischen Rennen mit einem starken Finish durch.

"Niemand wollte zu Beginn pushen, weil jeder Angst hatte, dass die Reifen dann zu stark abbauen", erklärte Sieger Dovizioso in der Pressekonferenz nach dem Rennen. "Daher habe auch ich mich zu dieser seltsamen Strategie entschieden. Denn die Gruppe war zu Beginn riesig."

Taktisches Rennen von Dovizioso

Tatsächlich lagen nach sieben Runden die Top-10 innerhalb von nur zwei Sekunden. Dovizioso führte das Feld an, fiel aber in der achten Runde hinter Valentino Rossi zurück. Der konnte das Tempo der Spitze aber nur bis zur Hälfte der Distanz mitgehen, ehe er binnen vier Runden von Rang eins auf Platz fünf durchgereicht wurde.

Im letzten Renndrittel zeichnete sich damit ein Duell zwischen Dovizioso, Lorenzo und Marc Marquez ab. "Ich musste über meine Strategie von Runde zu Runde entscheiden", gab der Brünn-Sieger im Ziel zu. "Und eigentlich hätte ich mit einem Duell mit Marc gerechnet. Denn ich hatte ihn lange hinter mir und konnte seinen Motor hören. Ich dachte daher, er hätte noch Reserven."

Doch in den letzten Runden war es Lorenzo, der Dovizioso attackieren konnte und immer wieder links und rechts von ihm auftauchte. "Da ich die ganze Zeit vorne war, konnte ich meine Gegner nicht beobachten und wusste nicht, in welchen Passagen ihre Stärken oder Schwächen lagen. Als ich dann gegen Ende etwas unternehmen musste, habe ich daher einfach meinen eigenen Rhythmus durchgezogen und es hat gereicht."

Sieg in abgebrühter Manier

So setzte sich Dovizioso am Ende durch, weil er Lorenzos unzählige Angriffe mit der saubereren Linie stets kontern konnte. Lag Lorenzo in den Kurven mehrfach vorne, so war es nach kurzer Beschleunigung auf die Geraden jedes Mal doch wieder Dovizioso, der nie Nase vorne hatte. Am Ende machten 0,178 Sekunden den Unterschied. "Der Doppelsieg ist toll, aber natürlich hätte ich lieber gewonnen", gab er nach dem Rennen zu Protokoll.

Lorenzo durfte sich zwar mit der schnellsten Rennrunde im letzten Umlauf trösten, er trauerte aber der verpassten Chance auf den dritten Saisonsieg nach. Er haderte vor allem mit Marc Marquez, den er zu spät überholte: "Ich hätte das vielleicht schneller durchziehen sollen, aber es ging nicht früher. Natürlich hat es nicht geholfen, dass er mich dann noch einmal zurücküberholt hat, aber er muss es schließlich versuchen."

"Ich lag danach wieder eine halbe Sekunde hinter Dovi zurück und musste mich auch noch gegen Marquez verteidigen. Trotzdem habe ich auf der letzten Runde die schnellste Zeit erzielt. Ich war am Ende vielleicht ein bis zwei Zehntel schneller, aber das kam zu spät", so Lorenzo, der ebenfalls eine für ihn ungewöhnliche Strategie gewählt hatte.

Lorenzo mit neuer Strategie

Denn anstatt von Beginn an die Führung zu attackieren und einen Ausreißversuch zu probieren, reihte er sich artig in den Top-5 ein und dosierte. "Ja, ich habe mich am Start dazu entschieden, mich mit Platz 4 oder 5 zu begnügen um Energie und Reifen zu sparen", führte er aus. "Das ist neu für mich, aber war in dem Fall das Richtige. Denn ich war heute auf der Bremse vor allem in den Schikanen richtig stark."

Die Schlusskombination der Strecke in Brünn wurde zu Lorenzos Hotspot für einige starke Manöver gegen Marquez und Dovizioso. "Vor allem in den letzten sieben Runde hat sich meine Strategie ausgezahlt, denn da habe ich mich mit den Reifen richtig wohl gefühlt - besonders auf der Bremse. Daher konnte ich in den letzten Runden einige aggressive Manöver setzen." In der WM-Wertung ging es für beide Ducatisti nach oben: Lorenzo überholte Johann Zarco und ist nun Fünfter, Dovizioso hingegen zog an Vinales vorbei und liegt nun 19 Punkte hinter dem Zweitplatzierten Valentino Rossi.

Und mit dem Red Bull Ring kommt nun Ducatis stärkste Strecke. Denn seit der Rückkehr des Österreich-GP in den MotoGP-Kalender gingen beide Siege an die rote Rennfraktion aus Bologna.