Den 25. Oktober 2015 werden MotoGP-Fans rund um den Erdball nie vergessen. Valentino Rossi und Jorge Lorenzo kämpften gegeneinander um den Weltmeistertitel, doch für die großen Schlagzeilen sorgte ein anderes Duell: Rossi gegen Marc Marquez. Im Australien-Grand-Prix auf Phillip Island hatten Rossi, Marquez, Lorenzo und Andrea Iannone in einem unfassbaren Rennen um den Sieg gekämpft und unzählige Male die Positionen getauscht. Marquez siegte nach einer furiosen letzten Runde vor Lorenzo und Iannone, für Rossi blieb nur P4.

Bald nach dem Rennen wuchs in Rossi der Verdacht, Marquez hätte das Rennen klar dominieren können und er hätte sich ganz bewusst mit ihm duelliert, um ihm so den GP auf Phillip Island möglichst schwer zu machen und ihm den WM-Titel noch zu vermasseln. Rossis Vermutung: Marquez sei sauer auf ihn, weil er ihn 2015 in Argentinien und in Assen nach zumindest kontroversen Manövern jeweils geschlagen hatte.

In der Pressekonferenz von Sepang, nur vier Tage nach dem Australien-GP, ging Rossi mit seinen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit. Er stellte Marquez vor der versammelten MotoGP-Presse an den Pranger. Derart harte Aussagen hatte man nicht einmal in Rossis erbitterten Rivalitäten mit Max Biaggi oder Sete Gibernau von ihm gehört.

Marquez vs. Rossi: Eskalation in Sepang

Im Rennen von Sepang sollte es schließlich zur Eskalation kommen. Rossi und Marquez duellierten sich um Rang drei, warfen sich rundenlang die Überholmanöver nur so um die Ohren. Immer wieder kam es zu brenzligen Situationen. In Runde sieben hatte Rossi dann genug von den Spielchen. Er drängte Marquez in Kurve 14 an die Kurvenaußenseite, um sich so für die folgende Gerade in eine bessere Position zu bringen. Es kam zur Kollision, für die die Rennleitung Rossi die Schuld gab. Er wurde mit drei Strafpunkten belegt, musste dadurch beim Saisonfinale in Valencia vom letzten Startplatz aus ins Rennen gehen und verlor so den WM-Titel an Teamkollege Lorenzo.

Rossi musste sich Lorenzo in Valencia geschlagen geben, Foto: Monster
Rossi musste sich Lorenzo in Valencia geschlagen geben, Foto: Monster

Für viele Rossi-Fans trug Marquez die Schuld am verpassten zehnten Titel. Der Repsol-Honda-Pilot musste daraufhin eine wahre Hexenjagd über sich ergehen lassen. Er wurde aufs Übelste beleidigt, in seinem Zuhause bedrängt und bei Stürzen in Italien mit hämischem Beifall belegt. Reaktionen, die im Sport nichts verloren haben und weit über die Grenzen des guten Geschmacks hinausgehen.

Marc Marquez geht aus Sepang gestärkt hervor

Marquez trafen die Anfeindungen schwer. Mit mehr als zwei Jahren Abstand kann er dem Sepang-Clash nun aber sogar etwas Positives abgewinnen. "Für mich war es die erste wirklich harte Erfahrung in der MotoGP, aber gleichzeitig auch die allerbeste", erklärt er in der ServusTV-Doku '64° - mit Marquez, Rossi und Co in der Schräglage'. "Ich habe damals gelernt, dass man nicht alles kontrollieren kann und ich mir selbst vertrauen muss. Es gab damals so viele Menschen in meinem Leben, die mir immer gesagt haben, dass ich der Beste bin, und dann waren sie plötzlich weg. Sie haben mich einfach vergessen. Andere haben irgendwelche Dinge geschrieben, die Leute gelesen und geglaubt haben, auch wenn die wahre Geschichte eine ganz andere war. Daraus habe ich meine Lehren gezogen und das nehme ich auch für die Zukunft mit."