Jonas Folger musste in Silverstone das bislang schwierigste Wochenende seiner noch jungen MotoGP-Karriere hinnehmen. Mitte der Woche von einer Virus-Erkrankung geschwächt, kämpfte er sich am Samstag zurück in die Top-10, nur um am Sonntag das Rennen im Krankenhaus verfolgen zu müssen. Die kritischen Tage in der Zusammenfassung:

Noro-Virus legt Folger lahm

Jonas Folger kam schon geschwächt an die Strecke: Eine Magen-Darm-Erkrankung hatte ihm zugesetzt und jede Menge Kraft gekostet. "Am ersten Tag der Erkrankung konnte ich nicht mal aus dem Bett aufstehen", gestand er und fügte hinzu: "Ehrlich gesagt hatte ich Mitte der Woche die Befürchtung, dass ich in Silverstone das komplette Wochenende gar nicht fahren kann."

Doch mit Hilfe der Clinica mobile und dank viel Schlaf kurierte sich Folger rechtzeitig aus. Am Freitag absolvierte er 28 Runden in den Trainings, an Bestzeiten war dabei aber nicht zu denken. Im Tagesklassement belegte er nur den 19. Platz. Das kostete ihn aber bereits den direkten Einzug in die ersten vier Startreihen, denn die schnellsten Zeiten vom Freitag überdauerten auch das 3. Training am Samstagvormittag auf abtrocknender Strecke.

Qualifying: Folgers Comeback

Der Samstag gab Grund zur Hoffnung. Am Vormittag war Folger drittschnellster Fahrer und in Q1 erkämpfte er den am Freitag verpassten Platz in den ersten vier Startreihen. Am Ende eroberte er P10 und damit mehr, als er sich erhofft hatte. "Ich fühle mich heute schon viel besser als gestern und fühle am Motorrad, dass ich wieder mehr Kontrolle habe und 'normaler' fahre als gestern", sagte er nach dem Qualifying. "Heute war ich schon wieder bei 70 Prozent. Morgen sollten es dann 94 Prozent sein."

Horror-Crash im Warmup

Im Warmup fand der Aufwärtstrend aber ein jähes Ende. Beim Anbremsen von Kurve 7 versagten die Bremsen seiner Yamaha und Folger musste reflexartig abspringen. Das fahrerlose Bike überschlug sich in der Auslaufzone mehrfach und wurde meterhoch über die Streckenbegrenzung geschleudert, wo es völlig zerstört zum Erliegen kam. Folger blieb benommen, aber bei Bewusstsein, in der Auslaufzone liegen.

Ein erster Check im Medical Center ergab keinerlei Knochenbrüche. Da Folger aber über Kopfschmerzen klagte, entzogen ihm die Streckenärzte die Freigabe für das Rennen. Zur Sicherheit wurde er in ein nahes Krankenhaus in Coventry überstellt, wo eine Computer-Tomographie durchgeführt wurde. Dort gab es endgültige Entwarngung. Glück im Unglück für Folger, dessen Teamchef Herve Poncharal sicher war: "Am Montag wird er wieder voll fit sein." Folger selbst hat sich seit seinem Crash noch nicht selbst zu Wort gemeldet.

Pech seit der Sommerpause

Seit der Sommerpause scheint ihm das Pech am Hinterrad zu kleben. In Brünn hätte er eine Chance auf einen Podestplatz gehabt, wenn sein Team das Motorrad rechtzeitig zum Wechsel im Chaos des Flag-to-Flag-Rennens einsatzbereit gehabt hätte. Im darauffolgenden Rennen in Spielberg musste Folger seine Yamaha nach nur drei Runden mit Defekt abstellen - schon damals hatte das Bremssystem versagt.

In Silverstone erwischte es ihn nun noch schlimmer. Teamchef Poncharal versprach vollständige Aufklärung des Vorfalls: "In den Daten kann man nichts sehen, aber wir bekommen einen vollständigen Bericht von Yamaha und Brembo bis Misano." Bis dahin hat sich auch Folger hoffentlich vom bislang schlimmsten MotoGP-Wochenende seiner Karriere erholt.