Einen Fehler sollte man niemals machen: Valentino Rossi abzuschreiben. Auch beim Katar-GP anno 2017 untermauerte der Doktor eindrucksvoll diese MotoGP-Binsenweisheit. In allen Trainingssessions noch unter ferner Liefen, war Rossi pünktlich zum Rennen wieder voll mit von der Partie. Der Lohn einer furiosen Fahrt: Platz drei, nur ganz knapp hinter Sieger und Teamkollege Maverick Vinales. Eine glückliche Fügung, die Rossi nicht nur der eigenen Arbeit, sondern auch dem Wettergott verdankte.

Rossi: Je schwieriger die Verhältnisse, umso besser wird er

Denn in all dem Chaos um Verschiebungen, Regen und Aufwärmrunden blüht Rossi für gewöhnlich stärker auf als seine MotoGP-Kollegen. Dank all seiner Erfahrung schafft er es hier regelmäßig, schwierige Bedingungen für sich auszunutzen. Eine Kostprobe davon lieferte Rossi in Katar ab. Und noch etwas hatte Rossi dem Wettergott zu verdanken: Dass der Start um 45 Minuten nach hinten verlegt werden musste.

Denn er erkannte: Je kühler die Strecke, umso besser für ihn. "Im Warm Up (Anmerkung der Redaktion: Das fand noch bei Tageslicht statt) waren meine Reifen schon nach drei Kurven hinüber. Daher waren die Bedingungen heute besser für mich. Mit Sicherheit bin ich hier um 21:00 Uhr Ortszeit besser als um 18:00 Uhr Ortszeit", lautete Rossis nachvollziehbare Schlussfolgerung. Dank Petrus' Launen fand der Start gar erst um 21:45 Uhr Ortszeit statt.

Entscheidender Schritt erst beim Katar-GP

Ein weiterer Grund für Rossis wiedergewonnene Stärke liegt in der konsequenten und fruchtbaren Arbeit mit seiner Boxencrew. Zusammen schafften sie es, Rossis Gefühl für die Yamaha schrittweise zu verbessern: "Der Freitag war schon besser als der Donnerstag. Ich war zwar langsam, konnte mich aber verbessern. Da bin ich dann optimistisch geworden, was ein Top-5-Ergebnis angeht", nickt Rossi zufrieden. Besonders die Front von Rossis Yamaha konnte in den Trainings verbessert werden.

Die Highlights der Katar GPs: (01:01 Min.)

Ein Bereich, unter dem er wegen der weicheren Karkasse der neuen Michelin-Reifen besonders litt. "Maverick war von Beginn an schnell und hat immer noch zugelegt. Ich dagegen habe mich zum ersten Mal erst am Freitag nicht so schlecht gefühlt", gab Rossi zu erkennen. Den Grund dafür sieht er in seinem doch schon fortgeschrittenem Rennfahrer-Alter: "Ich verstehe immer erst bei den Rennen mehr. Testen ist eine andere Geschichte. Ich bin doch schon ziemlich alt und wenn man da nicht den Druck eines Rennens hat, wird's schwieriger."

Material gibt für Rossi am Ende nicht mehr her

Mit diesen Verbesserungen schaffte es Rossi, bis zum Schluss ein Wörtchen im Kampf um den Sieg mitzureden. Für einen ernsthaften Angriff sollte es dann aber doch nicht reichen - zu stark waren Vinales und Dovizioso an diesem Abend aufgelegt. So musste der Doktor hoffen, dass seine Gegner zum Ende hin einbrechen - vergeblich. "Ich hatte darauf gehofft, dass Dovi Probleme mit dem weichen Hinterreifen bekommt. Aber dann lief ich mit dem Vorderreifen auch in Schwierigkeiten. Es war einfach zu riskant, ich hatte nicht genug in der Hinterhand um es zu versuchen."

Nichtsdestotrotz - ein Podium zu Saisonbeginn beflügelt natürlich immer. Daher reist auch Rossi zufrieden wieder aus Katar ab: "Das Jahr mit einem Podium zu starten ist großartig - besser als letztes Jahr. Großes Dankeschön an Yamaha, ich genoss stets ihr Vertrauen und ihre Unterstützung!" Und so ist Rossi dann am Ende, wenn es zählt, doch wieder da und mischt vorne mit. Auch mit 38 Jahren überwindet der Doktor immer noch selbst die größen Schwierigkeiten. Abschreiben darf man ihn nie.