Das große MotoGP-Saisonfinale 2023 steht bevor. Mit den beiden Titelkontrahenten Francesco Bagnaia und Jorge Martin haben noch zwei Ducati-Piloten die Chance auf den Titel. Nach dem Wüstenrennen von Katar geht 'Pecco' Bagnaia mit 21 Punkten Vorsprung in das alles entscheidende Rennwochenende auf dem Circuit Ricardo Tormo. Motorsport-Magazin.com wirft mit euch einen Blick in die Vergangenheit und lässt die spannendsten WM-Duelle der 21-jährigen MotoGP-Geschichte noch einmal Revue passieren.

2006 - Valentino Rossi verliert Titel an Nicky Hayden

Nach einem dramatischen Portugal-Grand-Prix kamen die MotoGP-Stars im November 2006 zum Saisonfinale nach Valencia. Da Nicky Hayden (Repsol Honda) im vergangenen Rennen von Teamkollege Dani Pedrosa abgeschossen worden war und Valentino Rossi (Yamaha) später den Sieg um nur 0,002 Sekunden in einem Fotofinish gegen Toni Elias verpasste, verlor Hayden vor der letzten Saisonstation seine WM-Führung an Rossi. 8 Punkte Vorsprung wies Rossi vor dem finalen Rennen auf und war bereit, seinen sechsten Titel in Serie in der Königsklasse einzufahren.

Nicky Hayden feierte 2006 seinen einzigen MotoGP-WM-Titel, Foto: Repsol Honda
Nicky Hayden feierte 2006 seinen einzigen MotoGP-WM-Titel, Foto: Repsol Honda

Doch dann der Schock für das Rossi-Lager: Der Yamaha-Superstar stürzte! Der Italiener nahm das Rennen zwar wieder auf, kam aber nicht über Platz 13 hinaus. Hayden nutzte die ihm sich bietende Gelegenheit und sicherte sich dank eines Podiums seinen ersten und einzigen WM-Titel in der MotoGP.

2015 - Fünf Punkte zwischen Yamaha-Teamkollegen

Es war das wohl stärkste Yamaha-Duo der Motorrad-Geschichte: Valentino Rossi und Jorge Lorenzo gewannen 11 der 18 Rennen der Saison 2015. Lorenzo feierte ganze sieben Saisonsiege, Rossi stand nur bei drei Saisonrennen nicht auf dem Podium. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen über den gesamten Saisonverlauf kam Rossi mit elf Punkten Vorsprung zur vorletzten Saisonstation nach Malaysia an den Sepang International Circuit.

Rossi und Marquez lieferten sich in Malaysia ein hitziges Duell - mit dramatischem Ende, Foto: Repsol
Rossi und Marquez lieferten sich in Malaysia ein hitziges Duell - mit dramatischem Ende, Foto: Repsol

Der Rest ist Geschichte: Rossi beschuldigte Marquez in der Pressekonferenz für Lorenzo zu arbeiten, am Sonntag kam es zum wohl kontroversesten Moment der MotoGP-Historie. Rossi und Marquez lieferten sich ein aggressives Duell um Platz drei, Rossi schüttelte nach Marquez-Manövern den Kopf und gab Handzeichen in Richtung des Spaniers. In Kurve 14 kam es zum sogenannten 'Sepang-Clash': Rossi drängte Marquez von der Ideallinie, dieser berührte den Italiener am Fuß und kam zu Sturz. Der Startschuss für eine hasserfüllte Beziehung zwischen Rossi und dem Honda-Superstar. Lorenzo beendete das Rennen als Zweiter und verkürzte den Rückstand in der Meisterschaft auf sieben Zähler.

Lorenzo feierte in Valencia seinen fünften WM-Titel, Foto: Monster
Lorenzo feierte in Valencia seinen fünften WM-Titel, Foto: Monster

Rossi wurde anschließend mit einer Gridstrafe belegt und musste das Saisonfinale in Valencia vom letzten Startplatz in Angriff nehmen. Der Italiener kämpfte sich zu P4 nach vorne, musste aber zusehen, wie Jorge Lorenzo nach einem Sieg gegen die Repsol Honda den WM-Titel gewann. Rossi verlor damit zum zweiten Mal in seiner Karriere die WM-Führung nach dem letzten Rennen in Valencia.

2017 - Andrea Dovizioso vs. Marc Marquez - Ein Duell für die Ewigkeit

2017 sah die MotoGP-Welt erstmals seit zehn Jahren wieder eine Ducati um einen WM-Titel kämpfen. Mit sechs Saisonsiegen ging Andrea Dovizioso dennoch mit 21 Punkten Rückstand auf Marc Marquez in das finale Rennen in Valencia. Marquez, der ebenfalls sechs Siege im Jahr 2017 feierte, musste nur vier Punkte holen, um seinen vierten Titel in der Königsklasse einzufahren. Gleichzeitig musste Dovizioso das Rennen gewinnen, um die 21 Punkte Rückstand auf den Spanier gutmachen zu können.

Marquez sicherte sich in Valencia 2017 bereits seinen sechsten WM-Triumph., Foto: Repsol
Marquez sicherte sich in Valencia 2017 bereits seinen sechsten WM-Triumph., Foto: Repsol

Im Rennen zeigte Marquez in Kurve eins einen seiner berühmtesten Saves, als er auf spektakuläre Art und Weise sein einklappendes Vorderrad stützte und so einen Crash vermied. Nach einem Ausritt durch das Kiesbett startete Marquez eine Aufholjagd und fuhr ein Podium ein, was ihm den WM-Titel 2017 bescherte. Andrea Dovizioso kam im Rennen zu Sturz und musste damit die letzten Hoffnungen auf die WM-Krone begraben.

In Kurve eins kam Marquez beinahe zu Sturz, Foto: Screenshot/MotoGP
In Kurve eins kam Marquez beinahe zu Sturz, Foto: Screenshot/MotoGP

2020 - Suzuki dominiert die verkürzte Corona-Saison

Die Saison 2020 stand vor besonderen Herausforderungen. Nach einer kurzfristigen corona-bedingten Absage des Katar-Grand-Prix mussten auch die restlichen MotoGP-Events vorerst gestrichen werden. Die von Mitte Juli bis Ende November andauernde Saison 2020 umfasste folglich nur 14 Rennen auf neun Rennstrecken.

Joan Mir gewann schon in seiner zweiten MotoGP-Saison den WM-Titel, Foto: LAT Images
Joan Mir gewann schon in seiner zweiten MotoGP-Saison den WM-Titel, Foto: LAT Images

In der entscheidenden Phase der Saison waren es Suzuki-Pilot Joan Mir und Petronas-Yamaha-Fahrer Franco Morbidelli, die den Titel unter sich ausmachten. Mir kam mit 14 Punkten Vorsprung zum zwölften Saisonrennen nach Valencia und vergrößerte den WM-Vorsprung, dank seines bisher einzigen MotoGP-Sieges, auf Morbidelli auf 37 Punkte. Ein siebter Platz beim zweiten Rennen auf dem Circuit Ricardo Tormo sicherte Mir bereits beim vorletzten Rennen den Titel in der Königsklasse - und das in der erst zweiten MotoGP-Saison des Mallorquiners.

2022 - Eines der größten Motorsport-Comebacks der Geschichte

Das Jahr 2022 sah lange Zeit nach einer erfolgreichen Titelverteidigung für Fabio Quartararo aus. Der Yamaha-Star sicherte sich in der ersten Saisonhälfte drei Rennsiege und wies nach dem Deutschland-Grand-Prix auf dem Sachsenring ganze 91 Punkte Vorsprung auf 'Pecco' Bagnaia auf. Doch die zweite Hälfte der Saison verlief anschließend komplett konträr - Quartararo konnte keinen Sieg mehr einfahren und fuhr nur noch zwei Mal aufs Podest. Bagnaia legte zeitgleich eine unglaubliche Aufholjagd hin, feierte fünf Rennsiege und drei weitere Podiumsplatzierungen. Zur Titelentscheidung in Valencia kam der Ducati-Pilot mit 23 Punkten Vorsprung auf den Franzosen. Quartararo beendete das letzte Saisonrennen auf Rang vier, Bagnaia ging kein Risiko ein und brachte den neunten Platz ins Ziel. Francesco Bagnaia legte somit eines der größten Motorsport-Comebacks der Geschichte hin und sicherte Ducati den ersten WM-Titel seit 15 Jahren.

Bagnaia war der erste Ducati-Weltmeister seit Casey Stoner 2007, Foto: MotoGP.com
Bagnaia war der erste Ducati-Weltmeister seit Casey Stoner 2007, Foto: MotoGP.com