Was für ein Rennen! Die MotoGP zeigte sich in Sepang wieder einmal von ihrer besten Seite. Auch, weil sich das Wetter einmal mehr in dieser Saison von seiner schlechtesten Seite zeigte. Im Regen von Malaysia gingen für drei Fahrer Podesthoffnungen unter. Am Ende triumphierte Andrea Dovizioso in eindrucksvoller Manier. Motorsport-Magazin.com unterzieht die 19 Runden des Malaysia GP einer ausführlichen Analyse:

Das Knockout-Rennen

Schon in den ersten acht Runden ging es in Sepang ordentlich zur Sache: An der Spitze schenkten sich Valentino Rossi, Andrea Iannone, Andrea Dovizioso, Marc Marquez, Jorge Lorenzo, Cal Crutchlow und anfänglich auch Aleix Espargaro keinen Millimeter. Bei vielen spektakulären Manövern stach vor allem das knallharte Duell zwischen Rossi und Iannone, der sein Comeback nach vier Rennen Pause feierte, heraus. Auf den Ausgang des Rennens hatten die ersten acht Runden aber keine Auswirkung. Alle Fahrer blieben sitzen und die Top-5 lagen zu diesem Zeitpunkt jeweils in Schlagdistanz zum Vordermann.

Stand nach 8 Runden:

Pos.FahrerRückstand
1.Andrea Iannone
2.Valentino Rossi+0.368
3.Andrea Dovizioso+1.010
4.Cal Crutchlow+1.606
5.Marc Marquez+1.825
6.Jorge Lorenzo+3.386

Ab Runde neun wurde es Ernst. Das Zusammenspiel aus gewonnenem Vertrauen in die Reifen und leicht besseren Verhältnissen auf der Strecke ließen plötzlich die Rundenzeiten purzeln. In den ersten acht Runden gab es keine einzige Laptime unter 2:13 Minuten. In Runde neun knackte Dovizioso mit 2:12.483 Minuten als erster diese Marke. Der spätere Sieger steigerte seine Zeit von Lap acht auf neun um fast eine Sekunde. Doch die Konkurrenz konterte: Marquez in Runde zehn und Rossi in Runde elf schnappten sich die bis dahin schnellsten Rennrunden. Bis Dovizioso im zwölften Umlauf eine 2:11.950 in den Asphalt brannte, die bis zur Zielflagge nicht mehr gebrochen wurde.

Dem hohen Tempo an der Spitze mussten genau in dieser Phase Crutchlow, Marquez und Iannone auf der Jagd nach einem Podestplatz Tribut zollen. Als Rossi und Dovizioso in den Runden elf und zwölf die Rundenzeiten drückten und damit davon zu ziehen drohten, übernahm sich das Verfolgertrio. In der zwölften Runde stürzte Crutchlow in Kurve zwei, Marquez in Kurve elf und einen Umlauf später Iannone in Turn neun. Binnen drei Minuten hatten sich somit drei Mann aus dem Kampf um das Podium verabschiedet.

Haben Crutchlow, Marquez und Iannone überpacet? Dieser Schluss liegt nahe. Alle drei Fahrer waren in der Runde unmittelbar vor ihrem Ausfall eine Spur langsamer als in jener davor - die auch noch bei allen drei ihre jeweils schnellste den Rennens war. Dovizioso und Rossi an der Spitze konnten hingegen jeweils zulegen. Crutchlow, Marquez und Iannone sahen also, wie die Lücke vor ihnen aufging. Das verleitete wohl dazu, die Reifen etwas zu stark zu beanspruchen und dadurch letztlich zu stürzen. Somit erbte Jorge Lorenzo, der binnen sechs Runden sieben Sekunden auf die Spitze verloren hatte, den dritten Rang.

Stand nach 14 Runden:

Pos.FahrerRückstand
1.Valentino Rossi
2.Andrea Dovizioso+0.256
3.Jorge Lorenzo+10.404

Dovizioso macht Ernst

An der Spitze war am Ende der 14. Runde aber noch nichts entschieden. Rossi lag eine Viertelsekunde vor Dovizioso und das Duo hatte soeben eine beinahe identische Rundenzeit erzielt. Wer zu diesem Zeitpunkt auf großartige fünf finale Umläufe gehofft hatte, wurde aber bereits in der ersten Kurve von Lap 15 enttäuscht. Rossi verbremste sich in dieser Passage und Dovizioso konnte die Führung übernehmen und rasch ausbauen. Alleine acht Zehntelsekunden im ersten Sektor und bis zum Ende der Runde ganze zwei Sekunden konnte der spätere Sieger davonziehen.

Mit nur noch vier Runden zu fahren, ging Rossi kein Risiko mehr ein. Verständlich, da auch von hinten keine Bedrohung mehr lauerte und er selbst auch ohne volle Attacke Lorenzos Rundenzeiten beinahe halten konnte. Dovizioso hingegen konnte seinen Vorsprung nach Rossis Fehler binnen drei Runden auf 4,5 Sekunden ausbauen. Er fuhr in den Umläufen 15 und 16, als Rossis Zeiten zum ersten Mal seit Lap fünf wieder auf über 2:14 kletterten, die zweit- und drittschnellste Runde aller Fahrer an diesem Tag. In den letzten zwei Umläufen konnte somit auch er in den Schongang schalten und locker den zweiten Sieg seiner Karriere nach Hause fahren.

Die fünf schnellsten Runden des Rennens:

RundenzeitFahrerRunde
2:11.950Andrea Dovizioso12
2:11.981Andrea Dovizioso15
2:12.047Andrea Dovizioso16
2:12.107Valentino Rossi12
2:12.111Andrea Dovizioso13

Fazit: Dovizioso in Überform

Es war einfach der Tag des Andrea Dovizioso. Kein Gegner konnte seine Rundenzeiten über einen derart langen Zeitraum mitgehen. Crutchlow, Marquez und Iannone kamen beim Versuch zu Sturz. Exakt zu jenem Zeitpunkt, als Rossi und der spätere Sieger an der Spitze das Tempo verschärften. Rossi selber musste sich aber fünf Runden vor dem Ende auch eingestehen, dass er Dovi an diesem Tag nicht halten konnte. Ein intelligentes Rennen fuhr auch Jorge Lorenzo. Der war zwar nicht bei den schnellsten Fahrern (schnellste Rundenzeit 1:13,449 - Dovizioso war nur in den ersten sechs und den letzten drei Runden langsamer), blieb aber innerhalb seines Limits und schaffte es dadurch auf das Podium.