Jedes MotoGP-Rennen beantwortet viele Fragen. Doch an einem Rennwochenende gibt es nichts Schöneres, als eben diese Fragen auszuformulieren. Diese Brennpunkte beschäftigen die MotoGP-Fans beim Saisonauftakt in Katar:

Wie werden sich Marquez und Rossi auf der Strecke begegnen?

Wer auch immer am Sonntag im Rennen in Führung liegen mag, die Augen der meisten Zuschauer werden auf Valentino Rossi und Marc Marquez gerichtet sein. Vor allem wenn die beiden Sepang-Streithähne sich auf der Strecke nahe kommen. Die Geschehnisse des Saisonfinales 2015 sind zwar Schnee von gestern, aber die Narben, die sie gezogen haben, heilen nicht so schnell. Auch wenn bei der Pressekonferenz am Mittwoch alle Fahrer gutes Benehmen schworen, wissen wir alle, wie schnell die Manieren vergessen werden, wenn es auf der Strecke zur Sache geht. Und dass sich Lorenzo, Marquez und Rossi während der Pressekonferenz keines Blickes würdigten, ist aussagekräftiger als die vorgefertigten Sätze, die ihre Münder verließen.

Wie wird sich Stefan Bradl auf der Aprilia schlagen?

Stefan Bradl bekam seine neue Aprilia erst verspätet, Foto: Aprilia
Stefan Bradl bekam seine neue Aprilia erst verspätet, Foto: Aprilia

Zu spät kommen ist für Stefan Bradl in dieser Saison ein echtes Problem. Sein Arbeitgeber Aprilia war der Letzte, der das neue Motorrad an die Strecke brachte. Bradl konnte somit erst bei der letzten der drei Testfahrten zum Vergleich mit der Konkurrenz antreten. Auch beim Saisonauftakt war der Deutsche Letzter: Weil es an seinem Flieger einen technischen Defekt gab, konnte dieser nicht abheben, weshalb Bradl erst in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nach Katar kommen kann. Zwei schlechte Omen für eine schlechte Saison? Hoffentlich nicht! Denn sowohl für Bradl, als auch Aprilia geht es 2016 um viel. Die Italiener müssen die Ernsthaftigkeit ihres MotoGP-Projekts mit starken Rennen beweisen, Bradl fährt gegen seinen Teamkollegen Alvaro Bautista im direkten Shootout um das letzte verbleibende Aprilia-Werksbike für 2017, nachdem Moto2-Pilot Sam Lowes bereits eines vertraglich zugesichert wurde.

Kann Maverick Vinales seine Test-Performance ummünzen?

Er war einer der großen Gewinner der Testfahrten: Maverick Vinales. Der spanische Suzuki-Fahrer duellierte sich mit der Elite an der Spitze der Klassements und setzte sich dabei einige Male gegen namhafte Konkurrenten durch. Aber wird die Suppe beim ersten Saisonrennen so heiß gelöffelt, wie sie bei den Tests gekocht wurde? "Wir müssen abwarten und dürfen noch nicht zu viel erwarten", gibt sich Suzuki-Teamchef Davide Brivio im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zurückhaltend, auch wenn er einräumt: "Maverick hat sich an die neuen Eckpunkte wie Elektronik und Reifen einfach viel schneller angepasst als die meisten anderen Fahrer." Vielleicht krönt Vinales seine steile Lernkurve ja schon am Sonntag mit einer Überraschung.

Beendet Ducati endlich seine Durststrecke?

Verleiht Ducati seinen Fahrern nicht nur optisch Flügel?, Foto: Ducati
Verleiht Ducati seinen Fahrern nicht nur optisch Flügel?, Foto: Ducati

"Katar lag uns schon im Vorjahr und es gibt keinen Grund, wieso das nicht auch 2016 so sein sollte", verriet Ducati-Boss Paolo Ciabatti in Katar gegenüber Motorsport-Magazin.com. Vollmundige Worte, doch das Doppel-Podium aus dem Vorjahr beflügelt die Erfolgsfantasien der roten Rennfraktion aus Bologna sichtlich. Die Testfahrten gaben Ducati zusätzlichen Aufwind, auch wenn die Italiener nach wie vor Yamaha in der Favoritenrolle sehen. Seit 2010 und damit seit der Stoner-Ära wartet Ducati auf einen Sieg. Stoner ist wieder da (wenn auch nur als Testfahrer) und in Katar könnte sich der Kreis schließen. Es wäre jedenfalls eine gute Story.

Bekommt Honda seine Probleme in den Griff?

Haben sie nur geblufft? Oder müssen sich Honda-Fans tatsächlich an Siegeszeremonien ohne Beteiligung der eigenen Idole gewöhnen? Marc Marquez erwischte nicht die besten Wintertests seiner Karriere, bei Dani Pedrosa lief es noch schlechter. "Allerdings bin ich an Rennwochenenden um einiges motivierter als bei einem Test", gestand der Katalane mit einem Augenzwinkern am Mittwoch in Katar. Von seiner ehemaligen Rolle als MotoGP-Primus dürfte Honda entfernt sein, dass man allerdings keine Chance mehr auf Podestplätze hat, dürfte so schnell auch nicht eintreten. Honda ist in diesem Sinne so etwas wie das große Fragezeichen des Rennwochenendes in Katar.