Aprilia will 2016 nach einem harten Lehrjahr so richtig durchstarten. Vier Fahrer verheizte man im Vorjahr auf der Comeback-Maschine, die nur ein Provisorium irgendwo zwischen Superbike und reinrassigem MotoGP-Motorrad darstellte. Mit dabei war in der zweiten Saisonhälfte auch Stefan Bradl, der zum ersten Mal in seiner Karriere zum offiziellen Factory Rider aufstieg. Wird 2016 bei Aprilia tatsächlich alles besser?

Die Fahrer: Bradl & Bautista

Stefan Bradl: Der Moto2-Weltmeister von 2011 geht in seine erste volle Saison bei Aprilia. Bradl ist dabei klar, dass auch in diesem Jahr die Entwicklung der RS-GP wichtiger ist als ein gutes Abschneiden in der Gesamtwertung. "Das gehört als Werksfahrer einfach dazu. Für mich ist das eine wirklich interessante Situation, in der ich viel dazulernen kann und die mich sicherlich auch menschlich weiterbringt", sagte Bradl unlängst im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Seine Punkteausbeute sollte Bradl dennoch steigern. Acht Zähler in neun Rennen - wenn auch auf einem ihm zu Beginn unbekannten Motorrad - bedeuteten die magerste Ausbeute in einer zweiten Saisonhälfte seit seinem Rookiejahr 2006, das er verletzt beendete. Die Testfahrten brachten Ernüchterung, denn erneut mischte Bradl, wie auch sein Teamkollege Bautista, nur auf den hinteren Rängen mit. Deutschlands einziger MotoGP-Fahrer fährt 2016 auch um einen Weiterverbleib in der Königsklasse, denn sein Vertrag endet mit Valencia.

Alvaro Bautista: Der Vertrag von Bautista endet ebenfalls per Saisonende, weshalb es für den Spanier auch um alles geht. Bautista steht beim italienischen Gresini-Team, das den Werkseinsatz von Aprilia an der Strecke operativ durchführt, schon im fünften Jahr in Folge unter Vertrag. 2015 war allerdings das schlechteste Jahr seiner Karriere. Nur 31 Punkte in 18 Rennen holte der Spanier, der mit 31 Jahren mittlerweile auch der älteste Fahrer im Feld hinter Valentino Rossi ist.

Das Motorrad: RS-GP

Neuer Motor, gegenläufig rotierende Kurbelwelle, neues Seamless-Getriebe und jede Menge andere neue Bauteile - bei der RS-GP blieb im Vergleich zum Vorjahr kaum ein Stein auf dem anderen. Schneller und fahrbarer soll die Aprilia, die im Vorjahr deutlich das schwächste Motorrad war, damit werden. Allerdings startete das italienische Werksteam erst verspätet in die Wintertests - Ende Februar mit einem Privattest in Katar. Beim einzigen offiziellen Test ließen die Zeiten erneut zu wünschen übrig. Während die Konkurrenz großteils unter 1:56 vordringen konnte und Spitzenreiter Jorge Lorenzo sogar 1:55 unterbot, konnte Aprilia die 1:57 nicht knacken und landete daher im hintersten Viertel des Zeitentableaus.

Aprilia 2016: Die Brennpunkte

An der technischen Front wird die Truppe von Rennmanager Romano Albesiano alle Hände voll zu tun haben, die RS-GP näher an die Konkurrenz heranzuführen. Um den Piaggio-Bossen einen Aufwärtstrend verkaufen zu können, müssen auch die bislang mageren Ergebnisse 2016 deutlich besser werden. Aber auch an einer zweiten Front braut sich Ärger zusammen. Aprilia gab bereits im Vorjahr bekannt, dass Sam Lowes 2017 Einsatzfahrer im MotoGP-Werksteam wird. Damit ist klar: Entweder Bradl oder Bautista muss gehen. Somit bringt ein direktes Shootout zwischen den beiden Fahrern zusätzlich Spannung ins Team.

Prognose für 2016

Motorsport-Magazin.com meint: Aprilia steht ein weiteres schwieriges Jahr ins Haus. Auch wenn man sich über den Winter verbessern konnte - Ducati und Suzuki haben mit hoher Wahrscheinlichkeit (Testfahrten sind immer so eine Sache...) zugelegt, weshalb Aprilias Zugewinne verpuffen könnten und sich der Zeitenrückstand nicht verringert. Die Problematik mit dem zugesagten Job für Lowes ab 2017 bringt zusätzliche Brisanz in das Teamduell zwischen Bradl und Bautista. Das ist eigentlich das Letzte, was Aprilia wollen kann.