Ein ordentliches Comeback nach drei Jahren Abstinenz legte Suzuki in der MotoGP-Saison 2015 hin. Maverick Vinales und Aleix Espargaro konnten die Großen vereinzelt ärgern und sorgten mit der Doppel-Pole von Barcelona für das absolute Saison-Highlight bei den Blauen. 2016 peilt man einen Sprung nach vorne an. Motorsport-Magazin.com analysiert kurz vor dem Saisonauftakt in Katar die Lage bei Suzuki.

Die Fahrer: Vinales & Espargaro

Maverick Vinales: Auf ein Jahr MotoGP-Erfahrung kann der junge Spanier nun zurückblicken. 2015 holte Vinales mit seiner Suzuki GSX-RR 97 Punkte und wurde damit Rookie of the year, als bestes Einzelergebnis sprang Rang sechs in Barcelona und auf Phillip Island heraus. Mit diesem Jahr Erfahrung im Gepäck greift Vinales nun 2016 nach den MotoGP-Sternen. Bei den Testfahrten auf Phillip Island und in Katar leistete er Außergewöhnliches.

Zwei Tagesbestzeiten sowie insgesamt sechs Mal ein Top-3-Ergebnis sprangen heraus. Dass Vinales seine Top-Zeiten konstant aus dem Ärmel schütteln konnte, zeigt, dass diese Leistungen kein Strohfeuer waren. Zusammen mit einer dank Zusatz-PS und Seamless-Getriebe klar verbesserten Suzuki dürfte Vinales seine Punkteausbeute und seine Top-Resultate aus 2015 deutlich steigern. Regelmäßige Podiumsplätze sind nicht ausgeschlossen.

Aleix Espargaro: So gut Vinales bei den Wintertests war, so viel Kopfzerbrechen bereitete Aleix Espargaro bisher seinem Arbeitgeber. Im Vorjahr glänzte er mit der Pole-Position in Barcelona und mit einigen starken Auftritten. Von dieser Form scheint nun nicht mehr viel übrig zu sein. Auch Espargaro konnte als bestes Ergebnis 2015 einen sechsten Rang vorweisen, welchen er in Aragon einfuhr. Mit 105 Punkten auf dem Konto beendete er das Jahr nur knapp vor seinem Teamkollegen.

Davon war Espargaro während der MotoGP-Wintertests weit entfernt. Er quälte sich geplagt von Rückenproblemen mehr schlecht als recht durch die neun Testtage und konnte dabei nur am allerersten Tag in Sepang Vinales hinter sich lassen. Darüber hinaus fabrizierte Espargaro reihenweise Stürze während der neun Testtage und konnte so auch nur bedingt Vertrauen zur neuen Suzuki aufbauen. Alles andere als optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison.

Das Motorrad: GSX-RR

Die Stärken bewahren und gleichzeitig die Schwächen ausmerzen. Das war Suzukis Credo bei der Entwicklung der GSX-RR Baujahr 2016. Im Vorjahr bestach der japanische MotoGP-Prototyp bereits mit sagenhaftem Handling, gleichzeitig mangelte es aber deutlich an Motorleistung. Dieses Manko wurde nun über den Winter teilweise wettgemacht. Zudem brachte man nun erstmals ein vollwertiges Seamless-Getriebe.

Zuletzt wurde bekanntermaßen nur beim Hochschalten die Zugkraft nicht unterbrochen. Diese Neuerung probierte Vinales erst am letzten Testtag aus - und war begeistert. Auch die Michelin-Reifen passen gut zur Suzuki und man verfügt über ein Jahr Erfahrung mit der Magneti-Marelli-Elektronik, weshalb man für 2016 einen deutlichen Sprung nach vorne erwarten kann.

Suzuki 2016: Die Brennpunkte

Obwohl man über den Winter einen großen Schritt nach vorne getätigt hat - immer noch gilt es für Suzuki, an der Motorleistung zu arbeiten. In den Top-Speed-Listen hängt man zwar nicht mehr so weit hinterher wie 2015, dennoch muss man noch ein paar PS zulegen, um auch hier voll bei der Musik zu sein. Auch am Seamless-Getriebe muss weiter gefeilt werden. Eigentlich wollte man das schon im Laufe der Saison 2015 bringen. Inwieweit es schon ausgereift sein wird, bleibt abzuwarten.

Spannend wird auch zu beobachten sein, ob es Suzuki gelingt, Maverick Vinales halten zu können. Der Spanier verfügt zwar über einen Vertrag für die Saison 2017. Doch weil bei fast allen anderen Kollegen die Kontrakte auslaufen, dürfte Vinales bei ähnlichen Leistungen wie in den Testfahrten schnell Begehrlichkeiten, beispielsweise bei Repsol Honda wecken. Ob Suzuki dann einen adäquaten Ersatz für Vinales findet, ist fraglich.

Prognose für 2016

Motorsport-Magazin.com meint: Ein Aufwärtstrend war bei den Wintertests erkennbar - und daran wird Suzuki in der Saison 2016 anknüpfen. Besonders mit Vinales im Sattel dürften Top-Platzierungen keine Utopie mehr sein. Erreicht Aleix Espargaro sein altes Niveau, ist auch er stets ein Kandidat für vordere Plätze. Allerdings dürfen sich Vinales und Suzuki nicht allzu sehr von der Gerüchteküche während der Silly Season ablenken lassen. Darunter können nämlich die Leistungen von Team und Fahrer leiden.