Marc Marquez' Unterstützer werden immer weniger. Nach seinem 30-Runden-langen Begleitschutz für Jorge Lorenzo in Valencia fehlt auch Alex Hofmann das Verständnis für das parteiische Verhalten des entthronten MotoGP-Weltmeistes im Titelduell 2015 zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez. Er nimmt Marquez hart in die Kritik und fordert wieder harten, aber fairen Rennsport.

"Für mich war es eindeutig ein Nichtangriffspakt", meint Hofmann, angesprochen auf das Saisonfinale in Valencia bei Servus TV. "Es ist sehr schade, dass dieser tolle und faire Rennsport so aus dem Ruder gelaufen ist. Ich kann nicht verstehen, wie es so weit kommen konnte." Zumindest der exakte Beginn der Feindschaft zwischen Rossi und Marquez lässt sich für ihn aber feststellen: "In Australien hat das alles begonnen. Da ist irgendetwas passiert mit diesen Tempowechseln von Marquez. Er erklärt das mit einem überhitzten Vorderreifen, aber es ist schon komisch, dass das nur in den letzten drei Rennen passiert und auch immer nur in der Nähe von Rossi."

Verlegener Blick enttarnt Marquez

Hofmann nimmt Marquez diese Rechtfertigungen nicht ab. "Ich bin selbst gefahren und erkenne am Fahrstil, ob jemand am Limit ist oder nicht. Außerdem stehe ich unten im Parc ferme und sehe, wenn die Jungs reinkommen und ihren Helm abnehmen. Ich habe jahrelang erlebt wie es aussieht, wenn Marquez ehrlich lacht und sagt, dass einfach nicht mehr drinnen war. In Valencia habe ich ihm ins Gesicht gesehen und sein Blick war ähnlich wie bei meinem vierjährigen Sohn, wenn er etwas angestellt hat. Das war kein ehrlicher, kein reiner Gesichtsausdruck. Das hat mich endgültig überzeugt", so der 106-fache Grand-Prix-Starter und nunmehrige TV-Experte. "Marquez ist für mich der radikalste Rennfahrer der Welt. Er hätte normalerweise in einem Rennen vor heimischem Publikum, wo es für ihn nur noch um den Tagessieg geht, sicher mehrmals attackiert."

Hofmann führte schon unzählige Gespräche mit Marquez, Foto: Tobias Linke
Hofmann führte schon unzählige Gespräche mit Marquez, Foto: Tobias Linke

Am Ende erreichte Marquez das, was ihm im Schlussspurt dieser Saison so oft vorgeworfen wurde. Valentino Rossi verlor den schon fast sicher geglaubten Titel noch an Jorge Lorenzo. Rossi ist der große Verlierer, Gewinner sind aber auch die beiden Spanier nicht wirklich, findet Hofmann. "Nach diesem Finale gibt es keinen Sieger", stellt er klar. "Lorenzo konnte sich über den verdienten Titel nicht so freuen, wie es sein sollte und Marquez wurde von den spanischen Fans ausgebuht. Dabei war es gerade er, der ja immer wie der Erbe von Rossi aussah, weil er das Rennfahren mit so viel Spaß vereint hat. Die Rossi-Fans, die echt krass drauf sind, haben es ihm ja auch nie übel genommen, wenn er Valentino geschlagen hat, weil die zwei nach einem harten Kampf auf der Strecke im Parc ferme schon wieder ihren Spaß hatten." In Erinnerung ist vielen Fans sicher noch das scherzhafte Würgen von Rossi gegen Marquez nach dessen Überholmanöver in der Corkscrew-Schikane von Laguna Seca. Bilder, die wohl vorerst der Vergangenheit angehören.

Marquez Überholmanöver gegen Rossi ging in die Geschichte ein, Foto: Milagro
Marquez Überholmanöver gegen Rossi ging in die Geschichte ein, Foto: Milagro

Rostet alte Liebe nicht?

Hofmann hat die Hoffnung aber noch nicht aufgeben, dass die früheren Kumpels doch wieder zueinander finden: "In der Winterpause haben sie jetzt einmal eine Menge Zeit zum Nachdenken. Ich denke, dass es im Sinne des Sports ganz wichtig wäre, das Ganze etwas herunterzufahren. Ich persönlich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als Rossi und Marquez mal wieder nach einem schönen Rennen zusammen im Fahrerlager sitzen und gemeinsam ein Bierchen trinken zu sehen."

Ob das passiert, wird sich wohl erstmals beim Saisonauftakt 2016 erahnen lassen, ist auch Hofmann überzeugt. "Wenn sie im Frühjahr dann in Katar am Start stehen werden wir es sehen. Entweder hassen sie sich auf Teufel komm raus, was ich nicht hoffe, oder wir erleben sauberen, schönen Motorsport den wir alle so lieben", verrät Hofmann die von ihm bevorzugte Variante.