Die laufende Saison begann für Marc Marquez mehr als turbulent. Zu schwer zu fahren war seine Honda RC213V des Jahrgangs 2015, um konstant Spitzenergebnisse zu holen. In Austin gewann er zwar und wurde in Jerez Zweiter, ansonsten verpasste er aber stets das Podium, gleich drei Mal stürzte er aus einem Rennen. Trotz der bekannten Probleme hielt man bei Honda am neuen Rahmen fest, der Marquez laut eigener Aussage zwar etwas mehr Performance brachte, auf eine Renndistanz aber einfach zu wenig Fehler verzieh.

Bei den Testfahrten nach dem Rennwochenende in Barcelona, in dem Marquez erneut einen Crash im Rennen verzeichnen musste, zog man die Notbremse. Der 2015er-Motor, den man aufgrund des Reglements ja nicht verändern darf, wurde mit dem 2014er-Chassis und einem neuen Schwungarm kombiniert und Marquez damit auf die Strecke geschickt. Der Test dauerte allerdings nur wenige Stunden, da sintflutartiger Regen danach jegliche Arbeit sinnlos machte.

In Barcelona testete Marquez erstmals seinen neuen, alten Rahmen, Foto: Repsol
In Barcelona testete Marquez erstmals seinen neuen, alten Rahmen, Foto: Repsol

So ging man ohne wirkliche Erfahrungswerte mit diesem zusammengebastelten Motorrad in das Rennwochenende von Assen und siehe da, Marc Marquez war plötzlich wieder konkurrenzfähig. Ein so einfacher Schritt brachte den Weltmeister der letzten beiden Jahre wieder zurück in die Erfolgsspur, nachdem sich zuvor wochenlang nicht der Hauch eines Fortschritts eingestellt hatte. Es ist eigentlich unerklärlich, warum man Marquez nicht schon früher in der Saison die Möglichkeit gegeben hat, auf das Chassis zurückzuwechseln, mit dem er 2014 die ersten zehn Saisonrennen en Suite gewonnen hat.

Was war der Grund für diesen schweren strategischen Schnitzer von Honda? Vielleicht wollte sich der größte Motorradbauer der Welt einfach nicht eingestehen, dass man bei der Entwicklung des neuen MotoGP-Prototyps eine grundlegend falsche Richtung eingeschlagen hatte. Verständlich, doch deshalb die Titel in der Fahrer-, Team- und Konstrukteurswertung quasi kampflos dem Erzrivalen Yamaha zu überlassen und dabei noch Gefahr zu laufen, auch hinter die Aufsteiger von Ducati zurückzufallen, ist aus Unternehmenssicht ein deutlicher härterer Schlag als das Eingeständnis eines Entwicklungsfehlers.