Während es in den Freitagstrainings ansonsten meist eher ruhig zugeht und sich die Fahrer der drei Klassen erst einmal an das Limit herantasten, war in Misano am ersten Trainingstag in den sechs Sessions zum Grand Prix von San Marino bereits richtig Action geboten. Die Piloten der MotoGP, Moto2 und Moto3 fielen wie die Fliegen. Motorsport-Magazin.com hat alle Antworten zum Sturzchaos von Misano.

Was ist im Training passiert?

Alle sechs Trainingssessions in Misano - also jeweils zwei Stück in der MotoGP, Moto2 und Moto3 - gingen am Freitag bei Regen über die Bühne. Nichts Ungewöhnliches für die Piloten der Motorrad-Weltmeisterschaft, die im Schlechtwettersommer 2014 schon mehrmals bei nassen Verhältnissen auf die Strecke gehen mussten. Alles andere als normal war jedoch die Anzahl der Stürze, die die Fahrer in den Trainings hinnehmen mussten. Nicht weniger als 53 Mal ging ein Fahrer zu Boden. 17 Mal crashten die MotoGP-Piloten, 14 Mal Fahrer aus der Moto2 und gleich 22 Mal die Youngsters der Moto3. Einzig erfreuliche Meldung dabei: Alle Fahrer blieben im Großen und Ganzen unverletzt.

Auch Valentino Rossi landete im Kies, Foto: Milagro
Auch Valentino Rossi landete im Kies, Foto: Milagro

Warum sind so viele Fahre gestürzt?

Das Problem in Misano war nicht der starke Regen an sich, sondern in welchen Zustand er die Strecke brachte. Der Streckenbelag am World Circuit Marco Simoncelli zählt aufgrund seines Alters ohnehin zu den rutschigeren im Kalender der Motorrad-Weltmeisterschaft, wie Stefan Bradl erklärt: "Er hat einfach keinen Biss mehr. Vielleicht liegt es auch an der Nähe zum Meer und dem Salz. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hätte ich nicht erwartet, dass es so schwierig wird. Das war heute wirklich ein Tanz auf rohen Eiern. Die Verhältnisse waren wirklich schlimm."

Alvaro Bautista, der sich am Nachmittag nach einem Crash ebenfalls im Kies wiederfand, sah noch einen weiteren Grund für den schlechten Grip. "Auf dieser Strecke sind oft Autos für Testfahrten unterwegs, und so war es wohl auch vor ein paar Tagen. Der Gummi, den sie auf der Strecke lassen, ist für uns Motorrad-Piloten leider ein echtes Problem, das sich im Nassen noch einmal verstärkt", erklärte der Gresini-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Gummiabrieb bildet in Verbindung mit Wasser einen Film, der wie Schmierseife wirkt.

Wie reagierte Bridgestone?

Auch wenn die Schuld am unter nassen Verhältnissen griparmen Streckenbelag natürlich keinesfalls bei Bridgestone zu suchen ist, stand auch der exklusive Reifenlieferant der MotoGP in der Kritik. Im ersten Freien Training am Vormittag bekamen die Piloten von Bridgestone nur die härtere der beiden Regenreifenmischungen zur Verfügung gestellt, was die Probleme auf der schmierigen und mit 16 Grad relativ kühlen Strecke noch einmal verstärkte.

Auf dem weicheren Regenreifen fühlten sich die Piloten wohler, Foto: Milagro
Auf dem weicheren Regenreifen fühlten sich die Piloten wohler, Foto: Milagro

Zur zweiten Session der MotoGP-Stars am Nachmittag hatte Bridgestone dann auch die weichere Mischung parat. Diese bot den Fahrern deutlich mehr Gefühl für ihre Motorräder, wie sie einhellig bestätigten. Auf die Sturzstatistik wirkte sich das aber auch nicht wirklich positiv aus. In FP1 gingen neun Piloten zu Boden, am Nachmittag waren es acht.

Welche Schritte folgen nun?

Im Moment können Fahrer, Teams und Verantwortliche nichts unternehmen. Der Misano World Circuit und somit auch sein Streckenbelag wurden von der Sicherheitskommission abgenommen und homologiert. FIM und Dorna stimmten dem Urteil zu. An diesem Wochenende wird in Misano also gefahren, ob es den Piloten und ihren Teamchefs, die am Freitag zusehen mussten wie Motorrad um Motorrad geschrottet wurde, passt oder nicht.

Für die kommende Saison kann aber sehr wohl etwas unternommen werden. Am Freitagabend bringen die Fahrer einen Antrag ein, die Stecke bis zum Grand Prix von San Marino 2015 neu asphaltieren zu lassen und so annehmbare Bedingungen zu schaffen.

Droht am Sonntag ein ähnliches Chaos?

Das hängt ganz vom Wetter ab. Sollte sich das Wetter am Samstag und Sonntag bessern, sollte es keine Probleme mehr geben. Der Wetterbericht prognostiziert für die kommenden beiden Tage und vor allem den Rennsonntag bessere Bedingungen. Ob man der Vorhersage in diesem Sommer traut, sei jedem selbst überlassen.

Stefan Bradl bereitet sich jedenfalls auf alle Eventualitäten vor: "Hoffentlich ist das Wetter am Samstag und Sonntag besser, denn so kann es nicht weiter gehen. Sollte es auch das restliche Wochenende regnen, müssen wir eh versuchen ein Gefühl aufzubauen. Es ist aber schwierig, denn wenn es stark regnet ist es extrem rutschig und bei weniger Regen riskiert man automatisch mehr, was die Angelegenheit auch wieder schwierig macht." Ein Regenrennen am Sonntag könnte also ein bei der Zielankunft äußerst stark dezimiertes Feld bedeuten.