Jorge Lorenzo kann sich im letztlich verlorenen Titelkampf mit Marc Marquez keine Vorwürfe machen. Der Weltmeister kämpfte mit Zähnen und Klauen, musste sich gegen Mitte der Saison aber von einer Verletzung das Leben zusätzlich schwer machen lassen. Für seinen heroischen Auftritt in Assen erhielt er aber jede Menge Respekt und es war wohl der am härtesten erkämpfte fünfte Platz seiner Karriere.

Das Rennen

29. Juni, TT Circuit Assen: Anfang des Sommers ging es für Lorenzo in der WM um die Führung, auf Dani Pedrosa hatte er vor dem siebenten WM-Lauf in Assen sieben Punkte Rückstand. Am Donnerstag startete er mit einer Bestzeit im ersten Training, als es im zweiten regnete, flog er allerdings per Highsider in hohem Bogen von seiner Yamaha. Sofort hielt er sich die linke Schulter, Diagnose: Schlüsselbeinbruch. Er ließ sich umgehend nach Barcelona fliegen, wo ihm eine Platte eingesetzt wurde und twitterte 24 Stunden nach seinem Crash, dass er am Samstag im Rennen sein Glück versuchen werde. Die Ärzte gaben Grünes Licht und so konnte Lorenzo von Platz zwölf ins Rennen gehen. Er überholte unter großen Schmerzen Fahrer um Fahrer, verlor nur 15 Sekunden auf Sieger Valentino Rossi und überfuhr als Fünfter die Ziellinie. In der Box angekommen, fiel er völlig erschöpft beinahe von seiner Yamaha.

Der Magic Moment

Rossi zollte seinem Teamkollegen Respekt, Foto: Yamaha Factory Racing
Rossi zollte seinem Teamkollegen Respekt, Foto: Yamaha Factory Racing

"Ich habe das ganze Rennen gelitten. Die Muskeln in Teilen meines Körpers waren völlig taub. Ich bin mit diesem Resultat glücklicher als mit jedem Sieg. Die Tränen kamen von der Anstrengung die heute nötig war", sagte Lorenzo nach dem Rennen. Ex-Teamkollege Ben Spies, zu diesem Zeitpunkt selbst auf Verletzungspause, zollte dem Weltmeister via Twitter Respekt: "Ich sehe seit 1988 GPs. Der härteste Typ den ich in dieser Zeit gesehen habe ist @lorenzo99! Mein Respekt gehört ihm! #epic." Die Medien feierten Lorenzo als den wahren Helden in Assen.

Allerdings sorgte Lorenzos Aktion nicht nur für positives Feedback. So wies Cal Crutchlow etwa darauf hin, dass durch die Starterlaubnis für einen eben erst operierten Fahrer einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen habe: "Jorges Verletzung ist nun die Messlatte. Wenn jetzt jemand verletzt ist und zu bei den Ärzten vorsprechen muss, kann er immer sagen: 'Aber Jorge ist doch sogar mit einem gebrochenen Schlüsselbein gefahren.'" Tatsächlich zeigte sich zwei Wochen später am Sachsenring, welche Risiken es birgt, wenn Fahrer nicht bei vollen Kräften sind. Lorenzo flog im Training erneut ab und verbog sich bei seinem Highsider die vor zwei Wochen eingesetzte Platte im Schlüsselbein. Diesmal ließ es Lorenzo aber gut sein und verzichtete auf einen Start am Sonntag.