Valentino Rossi schnappte am Donnerstag mit der Entlassung seines langjährigen Chefmechanikers Jeremy Burgess mit Saisonende den Titelanwärtern Marc Marquez und Jorge Lorenzo die Schlagzeilen weg. Am Freitag trat Burgess gemeinsam mit Rossi nach den Trainings in Valencia vor die Presse. "Ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet", gestand der 60-jährige Australier. "Ich wusste nicht, was mich erwartet, als mich Valentino gestern in sein Motorhome eingeladen hat. Ich kann die Entscheidung aber verstehen, dass Valentino Veränderung wollte."

"Ich habe viele Sportbiografien gelesen und es ist oft so, dass große Persönlichkeiten im letzten Abschnitt ihrer Karriere den engsten Vertrauten austauschen. Wir haben vier Jahre lange versucht, Probleme in den Griff zu bekommen und das ist in diesem Unterfangen für Valentino der nächste Schritt, damit er wieder an die Spitze kommt", führte Burgess aus. Der Australier hatte Rossi seit seinem 500cc-Debüt im Jahr 2000 in der Box begleitet. "Was wir gemeinsam geleistet haben, war unglaublich. Ich habe mir aber natürlich meine Gedanken gemacht über mein Karriereende. In diesen Überlegungen hat Valentinos verbleibende Zeit in der WM und seine Konkurrenzfähigkeit stets die zentrale Rolle gespielt."

Dass der Australier zuletzt Kritik am 34-jährigen Rossi geübt hatte, soll aber nicht ausschlaggebend für die Personalentscheidung gewesen sein. "Ich glaube nicht, dass er mich deshalb entlassen hat. Da wurden meine Aussagen in den Medien etwas verkürzt dargestellt. Man muss Rennen gewinnen, bevor man über Meisterschaften sprechen kann - so wäre das korrekte Zitat gewesen", sagte Burgess, der noch nicht so recht weiß, ob er dem WM-Zirkus 2014 erhalten bleiben wird. "Ich habe noch überhaupt keine Pläne für die Zukunft gemacht. Eigentlich wollte ich mit Valentino weitermachen."

Rossi selbst war es wichtig, dass er Burgess seine Entscheidung bei der ersten Gelegenheit mitteilt. Daher wurde diese auch bereits am Donnerstag offiziell und nicht erst nach Saisonende am Sonntag. "Ich wollte nicht ein Wochenende mit Jeremy arbeiten, wenn ich bereits im Hinterkopf habe, dass ich in der Zukunft nicht mit ihm weitermache. Es war mir wichtig, dass ich es ihm gleich mitteile, wenn er mir über den Weg läuft", erklärte der Italiener, der erneut sein eigenes Karriereende in Aussicht stellte: "Ich würde gerne weitermachen, das mache ich aber von den Resultaten in den ersten paar Rennen abhängig. Der Level der Top-3 ist enorm hoch. Das ist eine große Herausforderung."

Auch Burgess musste zugeben, dass es dem perfekt eingespielten Duo zuletzt nicht immer leicht fiel. "Wir haben vier Jahre lang Seifenblasen hinterhergejagt und nichts Handfestes erreicht. Das sind im Rennsport eine verdammt lange Zeit", sagte der Australier. "Vor allem die Ducati-Jahre waren sehr schwierige Jahre. Wir konnten nicht den erwarteten Erfolg einfahren. Die Arbeit mit Yamaha in diesem Jahr hat Valentino wieder in eine gute Ausgangsposition für nächstes Jahr gebracht", ist Burgess zuversichtlich, dass sein Schützling erneut den Sprung an die Spitze schaffen kann. Auch ohne ihn.